- Proselytismus
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Der Ausdruck Proselytismus (gr. προσέρχομαι prosérchomai „hinzukommen“) ist in der Religion bzw. Mission eine negative Bezeichnung für das Abwerben von Gläubigen aus anderen Konfessionen, Kirchen und Glaubensgemeinschaften, die zum Eintritt in die eigene Konfession oder kirchliche Gemeinschaft bewegt werden sollen. Die Proselytenmacherei stellt eine Einflussnahme einer Organisation oder Person auf den Einzelnen dar.
Missionierende Religionen mit universalem Absolutheitsanspruch tendieren eher zum Proselytismus als z. B. Lokal- und Naturreligionen.
Viele Religionsgemeinschaften betrieben oder betreiben Proselytismus, auch sheep stealing genannt. In der Geschichte des Christentums praktizierten das die westlichen Kirchen gegenüber den orthodoxen Kirchen, was bis in die Neuzeit zu Konflikten führte. Anders als die etablierten Missionsgesellschaften, die sich absprechen und ihr Wirkungsfeld territorial abgrenzen und respektieren, fühlen sich gegenwärtig charismatische und pfingstlerische Bewegungen an derartige Absprachen nicht gebunden. So entfalten amerikanische Evangelikale gegenwärtig einen regen Proselytismus in Russland und anderen Ländern Osteuropas. Im Namen der katholischen Kirche distanzierte sich Papst Benedikt XVI. auf der südamerikanischen Bischofsversammlung 2007 in Aparecida (Brasilien) ausdrücklich vom Proselytismus.
Die Kirchen griffen in ihrer Geschichte zu unterschiedlichen Mitteln, um Leute zu Konvertiten zu machen: Gewalt, materielle Anreize, Protektion.
Auch im Islam gab und gibt es proselytische Strömungen.
Das Judentum ist grundsätzlich eher konversionsfeindlich eingestellt, kennt aber in seiner Geschichte ebenfalls Fälle von Proselytismus, zum Beispiel die Judaisierung des Turkvolkes der Chasaren. Die Luther-Übersetzung spricht hier von „Beisassen“.
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