- Präpositionaler Akkusativ
-
Der präpositionale Akkusativ ist ein Phänomen, das vor allem in den romanischen Sprachen zu finden ist. Es handelt sich dabei um die Markierung des direkten Objektes durch eine Präposition. Die Setzung der Präposition ist allerdings nur semantisch motiviert, das heißt, sie hängt von der Bedeutung des darauffolgenden Nomens ab (deshalb wird der präpositionale Akkusativ auch manchmal „differentielle Objektmarkierung“ genannt). Benennt dieses ein belebtes Objekt, so wird der präpositionale Akkusativ gesetzt. Die Merkmale konkret und definit spielen ebenfalls eine Rolle (vgl. untenstehende Beispiele). Der präpositionale Akkusativ ist in folgenden romanischen Sprachen grammatikalisiert: Spanisch, Sardisch, Rumänisch. Er ist häufig in süditalienischen Dialekten wie auch im Bündnerromanisch des Engadin, kommt sonst aber auch in den meisten romanischen Populärsprachen vor. Man nimmt an, dass im Mittelalter alle romanischen Sprachen auf derselben Entwicklungsstufe standen und diese sich im Lauf der Jahrhunderte unterschiedlich weit davon entfernt haben. So finden sich unter gewissen syntaktischen Bedingungen auch im Portugiesischen, im français populaire, im italiano popolare, im Gaskognischen, im Katalanischen, und im Okzitanischen ein präpositionaler Akkusativ (meist bei Pronomen: italiano popolare: ti aiuto a te („ich helfe dir“) statt korrektem standarditalienischen ti aiuto oder auch im français populaire: il nous aide à nous („er hilft uns“, wörtlich „er uns hilft zu uns“) statt korrektem standardfranzösischen il nous aide).
Beispiele
- Objekt belebt und menschlich:
-
- Deutsch Ich sehe Johannes
- Spanisch Veo a Juan (wrtl. „ich sehe zu Johannes“)
- Sardisch Bidio a Juanne
- Rumänisch Văd pe Ion
- Ist das Objekt nicht belebt, steht der präpositionale Akkusativ nicht:
-
- Deutsch Ich sehe das Haus
- Spanisch Veo la casa
- Sardisch Bidio su domu
- Rumänisch Văd casa
Literatur
- Helmut Lüdtke: Kapitel Differentielle Objektmarkierung in der Romania, in: Helmut Lüdtke: Der Ursprung der romanischen Sprachen; Dialectologia pluridimensionalis Romanica, Nr. 14; Kiel: Westensee, 2005; ISBN 3-931368-05-X; Seite 181–190.
- Natascha Müller, Beate Riemer: Generative Syntax der romanischen Sprachen; Tübingen: Stauffenburg, 1998. Insbesondere das Kapitel Der spanische und der sardische Akkusativ mit ‚a‘: Präposition oder Kasusmarkierung, Seite 230–237.
- Harald Thun: Personalpronomina für Sachen – ein Beitrag zur romanistischen Syntax- und Textlinguistik; Tübingen: Narr, 1986; ISBN 3-87808-862-0.
Weblinks
- Justo Fernández López (Universität Innsbruck): AKKUSATIV mit a im Spanischen
- Hans-Ingo Radatz (Universität Frankfurt): Der präpositionale Akkusativ (PDF zur Vorlesung)
Wikimedia Foundation.