- Augustusbrunnen
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Der Augustusbrunnen ist neben dem Merkurbrunnen und Herkulesbrunnen einer der drei Prachtbrunnen in Augsburg. Er befindet sich auf dem Rathausplatz, direkt vor dem Haupteingang des Augsburger Rathauses.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Augsburger Augustusbrunnen wurde in den Jahren 1588 bis 1594 nach Modellen des niederländischen Bildhauers Hubert Gerhard von dem Stadtgießer Peter Wagner gegossen. Der Brunnen besteht aus zwei verschiedenen Materialien, aus Marmor und Bronze.
Statue des Augustus
Die Figur des Kaisers Augustus ist ca. 2,50 m hoch und wiegt 27 Zentner. Der Kaiser ist als etwa 50jähriger Mann dargestellt. Die Geste der erhobenen Rechten ist die der „adlocutio“, der feierlichen Ansprache an das Heer. Ein Lorbeerkranz schmückt das Haupt des Kaisers; Lorbeer als Zeichen des Ruhmes, der Ehre, der Ruhe und des Friedens. Auf dem Waffenrock sind Reliefs zu sehen, die die Eigenschaften eines Kaisers versinnbildlichen sollen: Löwenköpfe als Zeichen der Stärke, Delphine mit Dreizack als Zeichen des raschen Entschlusses und Tritonen, Mischwesen aus Mensch und Fisch. Zu Füßen des Augustus befindet sich das Stadtwappen von Augsburg, der Pinienzapfen (die Zirbelnuss) auf einem korinthischen Kapitell, sowie zwei Steinbockschädel, Hinweise auf das Sternzeichen, unter dem Augustus geboren worden war.
Inschriften
Die Inschriften an diesem Brunnen, ursprünglich aus eingelegten Metallbuchstaben, wurden 1749 durch feuervergoldete Inschriften ersetzt. Die erste Inschrift ist Kaiser Augustus, dem Gründer und Wohltäter der Stadt, gewidmet: IMP.CAES.DIVI.F AUGUSTO PARENTI COLONIA AUGUSTA VINDEL. Die nach der römischen Eroberung des Voralpenlandes durch Drusus und Tiberius entstandene Zivilsiedlung am Zusammenfluss von Lech und Wertach erhielt vermutlich unter Kaiser Tiberius den Namen Augusta Vindelicorum. Die zweite Inschrift bezieht sich auf Kaiser Rudolf II. (HRR), in dessen Regierungszeit die Aufstellung des Brunnens erfolgte: POSITA ANNO A.CHR NATO MDXCIII IMP.CAES.RUDOLPHO P.F.AUG. Heute ist die Inschrift folgendermaßen erweitert: MONUMENTUM BELLO DESTRUCTUM A.D. MCMXXXXIV RENOVATUM AERE CIVITATIAS A.D. MCML, und erinnert an die Zerstörung im letzten Krieg und die Restaurierung im Jahr 1950. Die Tafel, die nach Westen zeigt, hat die Inschrift: ANNO A. COL DED MDCV IOAN VELSERUS II VIR PROBAVIT = Im Jahre 1605 seit Einweihung der Pflanzstadt (= 11 vor Chr.) gab der Stadtpfleger Johannes Welser seine Billigung. Die vierte Tafel war zunächst unbeschrieben. Erst später nahm sie die Texte auf, die von Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1672 und 1749 am Brunnen berichten.
Brunnenfiguren
Am Brunnenpfeiler befinden sich weibliche Hermen, auch Pflockweiber genannt, die aus ihren Brüsten Wasser sprühen. Sie sind Sinnbilder des Überflusses, des Reichtums. Die vier Wassergottheiten auf dem Beckenrand des Brunnens stellen symbolisch die Flüsse Lech, Brunnenbach, Singold und Wertach dar. Der längste und älteste Fluss, der Lech, symbolisiert Schifffahrt, Jagd, Wald und Fischreichtum – seine Attribute sind ein Kranz aus Tannenzapfen, Wolfsfell und Ruder, das Schilfgräser, Krebs und Fische zieren. Auf den Fischfang weist auch der mit Eichenlaubkranz, Netz und Fisch verzierte Brunnenbach hin. Die Singold, mit einem krönchenartigen Kopfschmuck und auffallendem Halsschmuck versehen, ist mit einem dünnen Schleier umhüllt. Die Frauengestalt trägt in ihrer Linken ein von seltenen Früchten überquellendes Füllhorn und in ihrer Rechten eine verzierte Kanne. Die Singold steht für Gartenbau und Goldschmiedekunst. Die Wertach mit Ährenkrone, Ähren und Zahnradviertel symbolisiert den Bauernstand, den Ackerbau, die Mühlen, die Hammer- und Pumpwerke. Man kann die vier Gestalten auch den Jahreszeiten zuordnen, die meist als zwei Frauen, Frühling und Sommer, und als zwei Männer, Herbst und Winter, dargestellt werden.
Brunnengitter
Ein Meisterwerk der Schmiedkunst ist das von Georg Scheff 1564 geschaffene Brunnengitter, das von Spiralranken und Spindelblumen bekrönt ist.
Konservierung
Die optimale Konservierungsmethode für eine Bronze bietet sicherlich die Unterbringung im Innenraum. Die Figur des Augustus ist auf Grund der ungünstigen Legierungszusammensetzung im Vergleich zu den anderen Bronzen am Augustusbrunnen am stärksten geschädigt. Diese Tatsache bewog die Stadt Augsburg das Bronzebildwerk im Innenraum aufzustellen. Die Brunnensäule wird nun von einem Bronzeabguss der Augustusfigur bekrönt, das Original ist im glasdachüberdeckten Innenhof des Maximilianmuseums präsentiert.
Detailansichten
Literatur
- Helmut Friedel: Bronzebildmonumente in Augsburg 1589–1606 Bild und Urbanität. Abhandlungen der Stadt Augsburg, Schriftenreihe des Stadtarchiv Augsburg Band 22. Mühlberger, Augsburg 1974, ISBN 3-921133-14-9.
- Walter Settele: Augsburger Brunnen. Settele, Augsburg 1989.
- Martha Schad: Brunnen in Augsburg. Gondrom, Bindlach 1992, ISBN 3-8112-0791-1.
- Michael Kühlental: Der Augustusbrunnen in Augsburg. Hirmer, München 2003, ISBN 3-7774-98-90-4.
Weblinks
Commons: Augustusbrunnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien48.36904810.897955Koordinaten: 48° 22′ 9″ N, 10° 53′ 53″ OKategorien:- Brunnen in Augsburg
- Baudenkmal in Augsburg
- Augsburg-Innenstadt, St. Ulrich–Dom
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