- Quempas
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Der Quempas ist eine frühneuzeitliche Zusammenstellung von zwei lateinischen Weihnachtsliedern, nämlich Quem pastores laudavere und Nunc angelorum gloria, zu denen meist eine Erweiterung („Tropus“) oder ein Refrain tritt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ältesten Quellen, darunter das Hohenfurter Liederbuch, stammen aus dem 15. Jahrhundert; die einzelnen Lieder dürften älter sein, ebenso wohl auch der Brauch, dass in weihnachtlichen Gottesdiensten (Christmette, Christvesper oder Messe am Weihnachtstag) das erste Lied (manchmal auch das zweite) zeilenweise im Wechsel durch Schüler (solistisch und einstimmig) oder Schülerchöre (auch mehrstimmig) gesungen wurde, die in allen vier Ecken der Kirche aufgestellt waren („Der Quempas geht um“).
Seit dem 16. Jahrhundert sind deutsche Fassungen belegt, am bekanntesten wurde diejenige bei Michael Praetorius, Musae Sioniae 1607, mit dem deutschen Text „Den die Hirten lobeten sehre“.[1] In dieser Fassung werden die beiden Lieder strophenweise abwechselnd gesungen, jeweils gefolgt vom Tropus.
Der Brauch des Quempas-Singens schloss außer der ursprünglichen Liedkombination auch weitere Lieder ein und war an vielen Orten ein fester Bestandteil des Weihnachtsbrauchtums, sowohl im Gottesdienst als auch auf Straßen und Plätzen.
Heute wird das Quempas-Singen, regional unterschiedlich, zumeist nicht mehr am Weihnachtsmorgen, sondern an einem Samstagabend oder Sonntagmorgen in der späten Adventszeit ausgeführt. Im Erzgebirge hat sich der Brauch des Umsingens in der Christmette am Weihnachtsmorgen noch erhalten. In einigen Dörfern sind die jeweils eigenen überlieferten Melodien tw. aus dem 17. und 18. Jahrhundert bis heute erhalten geblieben. Über den erzgebirgischen Komponisten Rudolf Mauersberger (1889-1971) fand diese Tradition auch Eingang in die Liturgie der Christmette und Christvesper des Dresdner Kreuzchors.
1930 gaben Wilhelm Thomas und Konrad Ameln eine Sammlung alter Weihnachtslieder unter dem Titel Das Quempas-Heft heraus (Bärenreiter-Verlag, Kassel, künstlerisch ausgestaltet von Helmuth Uhrig) und regten damit das Quempas-Singen neu an.[2]
Originaltext
Fassung bei Matthäus Ludecus: Missale, Wittenberg 1589 / Quem pastores laudavere
Quibus angeli dixere
Absit vobis iam timere,
Natus est rex gloriae.
Ad quem reges ambulabant,
Aurum, Thus, Myrrham portabant,
Immolabant haec sincere,
Leoni victoriae.
Christo regi Deo nato
Per Mariam nobis dato
Merito resonat vere,
Dulci cum melodia.
Exultemus cum Maria,
In coelesti Hierarchia.
Natum promat voce pia,
Laus, honor et gloria.Übersetzung Den die Hirten lobten,
zu denen die Engel sprachen:
Fürchtet euch nicht;
geboren ist der König der Herrlichkeit.
Zu ihm pilgerten Könige,
brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe,
opferten es lauteren Sinnes
dem Löwen des Sieges.
Christus, dem König, dem geborenen Gott,
durch Maria uns gegeben,
erschallt es wahrhaftig zu Recht
mit lieblichem Gesang.
Lasst uns jubeln mit Maria
in der himmlischen Hierarchie.
Den Sohn erhebe mit frommem Klang
Lob, Ehre und Herrlichkeit.Einzelnachweise
- ↑ Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe für Hessen. Frankfurt 1994. Lied Nr. 29.
- ↑ Heinz Grosch, Johannes Thomas: THOMAS, Wilhelm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 29, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-452-6, Sp. 1425–1433.
Literatur
- Konrad Ameln: Quem pastores laudavere. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 11 1966, S. 45-88, Faksimile Tafel VII.
- Konrad Ameln, Wilhelm Thomas: Der Quempas geht um. Vergangenheit und Zukunft eines deutschen Christnachtbrauches. Bärenreiter, Kassel 1965.
- Andreas Marti: Hört, es singt und klingt mit Schalle (Quem pastores laudavere). In: Ökumenischer Liederkommentar zum Katholischen, Reformierten und Christkatholischen Gesangbuch der Schweiz. Freiburg CH/Basel/Zürich 2001-2009, unpag.
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. Schott, Mainz 1982, ISBN 3-7957-2061-3, S. 123-130.
Siehe auch
Weblinks
Kategorien:- Volkskunde
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