Liste lateinischer Phrasen/Q

Liste lateinischer Phrasen/Q
Initiale Q aus dem Book of Kells: „Quoniam quidem multi conati sunt ordinare narrationem“ („Schon viele haben es versucht zu erzählen“) (Anfang des Evangeliums nach Lukas)


Inhaltsverzeichnis

Qua

Qua patet orbis
„So weit die Erde reicht“
Quaque die (qd)
„Jeden Tag“ - Auf ärztlichen Verschreibungen.
Quaque hora (qh)
„Jede Stunde“ - Auf ärztlichen Verschreibungen.

Quae

Quae Caesaris Caesari, quae Dei Deo.
„Dem Kaiser, was des Kaisers, Gott, was Gottes.“: Antwort Jesu auf die Fangfrage, ob es Juden erlaubt sei, dem römischen Kaiser Steuern zu zahlen. Zitiert nach dem Evangelium nach Markus, 12.17. Das griechische Original lautet: Τὰ Καίσαρος ἀπόδοτε Καίσαρι καὶ τὰ τοῦ θεοῦ τῷ θεῷ. (Ta Kaisaros apodote Kaisari kai ta tou theou tō theō.)
Quae caret ora cruore nostro?
„Welche Küste hat noch nicht unser Blut (getrunken)?“: Horaz, carmina 2,1,36.
Horaz klagt in diesem Gedicht über den römischen Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompeius.
Quae fuerant vitia mores sunt.
„Was Laster waren, sind Sitten.“: Zitat von Seneca mit der Bedeutung „Was gestern falsch war, ist heute richtig.“
Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat; quae ferrum non sanat, ignis sanat; quae vero ignis non sanat, insanabilia reputari oportet.
„Was Medikamente nicht heilen, heilt das Messer; was das Messer nicht heilt, heilt das Feuer; was aber das Feuer nicht heilt, das muss als unheilbar betrachtet werden.“: Aus den Aphorismen des antiken Arztes Hippokrates. Dieser Spruch wurde, in gekürzter Form, von Friedrich Schiller als Motto für Die Räuber verwendet.
Quae nocent, docent.
„Was schadet, lehrt.“: Entspricht dem deutschen Sprichwort „Durch Schaden wird man klug.“
Quae vide (qq. v.)
„Siehe diese“: Plural von „quod vide“.
Quae volumus, credimus libenter.
„Was wir wollen, das glauben wir gerne.“: Cicero.

Quaere/Quaerite

Quaere!
„Untersuche“ - Aufforderung, besonders in der Rechtssprache, einen zweifelhaften Sachverhalt näher zu untersuchen.
Quaere et invenies.
„Suche und du wirst finden.“
Quaerite Primum Regnum Dei.
„Sucht zuerst das Reich Gottes.“ - Motto des früheren kanadischen Dominions Neufundland.

Qualis

Qualis artifex pereo!
„Welch ein Künstler stirbt mit mir!“: Angeblich Neros letzte Worte, von Suetonius zugeschrieben.
Qualis rex, talis grex.
„Wie der König, so die Herde.“
Qualis sit animus, ipse animus nescit.
„Wie beschaffen die Seele ist, weiß die Seele selbst nicht.“
Qualis vita, finis ita.
„Wie das Leben, so das Ende.“

Quam

Quam non est facilis virtus! Quam vero difficilis eius diuturna simulatio!
„Wie ist doch die Tugend nicht leicht! Wie schwer aber ist erst ihr ständiges Vorheucheln!“: Zitat aus Ciceros Brief Ad Atticum (7,1,6).

Quamvis

Der Latonabrunnen im Park des Schloss Versailles stellt den Moment der Verwandlung der Bauern dar.
Quamvis sint sub aqua, sub aqua maledicere temptant.
„Obwohl unter Wasser, versuchen sie doch weiter zu schmähen“: Zitat aus Ovids Metamorphosen (6, 376); ein geflügeltes Wort, präsentiert als Sprachwitz (Onomatopoesie). Die Lykischen Bauern wurden von der Göttin Latona in Frösche verwandelt, weil sie ihr das Trinken aus einem See verweigerten:
Quid prohibetis aquis? Usus communis aquarum est.
„Warum verbietet ihr mir das Wasser? Der Gebrauch des Wasser ist allen erlaubt!“
In ihrer Verblendung erkennen die Bauern ihre Sünde nicht, sondern fahren in ihrem lästerlichen Treiben fort. Dieser Satz stellt einen Sprachwitz dar, da man beim Vorlesen mit richtiger Betonung in „sub aqua, sub aqua“ lautmalerisch das Quaken der Frösche zu hören glaubt.

Quando

Quando conveniunt Ancilla, Sibylla, Camilla, / garrire incipiunt et ab hoc et ab hac et ab illa
„Wenn sich Ancilla, Sibylla und Camilla wiedersehn, geht es gleich mit dem Schnattern los über Den und über Die und über Jene!“: Kommentar des Wittenberger Professors Friedrich Taubmann über geschwätzige Frauen. - Ein unbekannter Komponist hat über diesen Text einen Kanon komponiert (aufgezeichnet 1860).
Quandoque bonus dormitat Homerus.
„Manchmal schläft sogar der große Homer.“ Horaz, Ars poetica 359.
Das vollständige Zitat lautet: „Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus“ („Ich ärgere mich, wenn auch der vortreffliche Homer einmal schläft“). Während Horaz über die Fehler und Versehen kleinerer Künstler und Dichter lachen kann, ärgert er sich, wenn er beim großen Homer eine Nachlässigkeit feststellt.

Quasi/Quasimodo

Quasi modo
„Gleichsam wie“: Quasimodo, der Glöckner von Notre-Dame, bekam den Namen von seinem Ziehvater, der ihn als Baby auf den Treppen Notre Dames fand.
Quasimodogeniti
„Wie die neugeborenen Kindlein“: Quasimodogeniti ist im evangelischen wie im katholischen Kirchenjahr der erste Sonntag nach Ostern. Der Name kommt vom Antiphon aus dem 1. Petrusbrief: „Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite.“ („Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch.“)

Quater

Quater in die (qid)
„Viermal am Tag“: Auf ärztlichen Verschreibungen.

Quecumque

Quecumque ab Aristotele dicta essent, commentita esse.
„Und was immer Aristoteles sagte, ist erlogen.“: Kommentar des französischen Humanisten Petrus Ramus zu dem allseits geachteten antiken Philosophen Aristoteles.

Quem

Quem Deus vult perdere, prius dementat.
„Wen der Herr verderben will, den verwirrt er zuerst.“ - Nach Publilius Syrus, Sententiae 612, Stultum facit Fortuna, quem vult perdere.
Füssli: Thetis beweint den toten Achilleus
Quem di diligunt, adulescens moritur.
„Wen die Götter lieben, der stirbt jung.“ - Plautus, Bacchides 18 f.
In dieser Komödie des Plautus wird der Satz höchst sarkastisch verwendet:
„Chrysalus [zu dem begriffsstutzigen Nicobulus]: „Wen die Götter lieben,/ der stirbt jung, solang er noch wohlauf ist, denkt und bei Verstand ist. / Den da wenn irgendein Gott lieben würde, - seit mehr als zehn Jahren, / mehr als zwanzig schon müsste der tot sein. / Als Hass der Erde spaziert er jetzt herum, weiß nichts, / denkt nichts, ist soviel wert wie ein modriger Pilz.“ (v. 18-23)

Möglicherweise hat diese Stelle Friedrich Schiller in seinem Gedicht Nänie inhaltlich aufgegriffen:

Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
    Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.

Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;
    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.[1]

Quem taurum metuis, vitulum mulgere solebas.
„Wen du als Stier fürchtest, hast du als Kälbchen gestreichelt.“
Quem fors dierum cumque dabit, lucro / adpone!
„Einen jeden Tag, den das Schicksal dir schenkt, verbuche als Gewinn!“ Horaz, carmina 1,9,14 f.

Quempas

Quempas
Der Quempas ist eine Zusammenstellung von zwei lateinischen Weihnachtsliedern, nämlich „Quem pastores laudavere“ und „Nunc angelorum gloria“, zu denen meist eine Erweiterung oder ein Refrain tritt.

Fassung bei Matthäus Ludecus: Missale, Wittenberg 1589:

Quem pastores laudavere
Quibus angeli dixere
Absit vobis iam timere,
Natus est rex gloriae.

In der wörtlichen Übersetzung heißt es in der ersten Strophe: „Den die Hirten lobten, welchen die Engel sagten: / Fürchtet euch nicht, euch ist der König der Ehren geboren.“

Quaestio

Questio iuris
„Rechtsfrage“: Frage nach der Rechtfertigung, Begründung und Legitimität der Erkenntnis bei Immanuel Kant.
Quaestio facti
„Tatfrage“: Frage nach der Tatsachenerkenntnis.

Qui

Qui amant, ipsi sibi somnia fingunt.
„Die, die lieben, schaffen sich selbst Träume.“ - Zitat aus den Werken des römischen Dichters Vergil.
Qui amat periculum, peribit in eo.
„Wer die Gefahr liebt, wird in ihr untergehen.“ - Aus der Bibel, Jesus Sirach 35,1.
Qui asinum non potest, stratum caedit.
„Wer den Esel nicht schlagen kann, schlägt die Reitdecke.“ - Dieses Petronius-Zitat ist vergleichbar mit der deutschen Redewendung: „Den Sack schlagen, aber den Esel meinen.
Qui commodum habet etiam incommodum ferre debet.
„Wer den Nutzen hat, muss auch den Schaden tragen.“
Qui desiderat pacem, praeparet bellum.
„Wer den Frieden will, bereite sich auf den Krieg vor.“ - Flavius Vegetius Renatus, Epitoma rei militaris 3, praefatio. Siehe auch si vis pacem para bellum.
Qui diligit filium suum, adsiduat illi flagella.
„Wer seinen Sohn liebt, züchtigt ihn.“ - Bibelzitat aus Jesus Sirach
Qui dormit, non peccat.
„Wer schläft, sündigt nicht.“
Qui fert malis auxilium, post tempus dolet.
„Wer Schurken Hilfe bringt, muss später dafür büßen.“ Phädrus, Fabulae 4,18,1.
Dies ist die „Moral“, das „Fabula-docet“, der Fabel von dem Mann, der die sprichwörtliche Schlange an seinem Busen nährte, an deren Biss er schließlich starb.
Qui fodit foveam, incidit in eam.
„Wer eine Grube gräbt, fällt in diese.“ - Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Qui fuit rana nunc rex est.
„Wer ein Frosch war, ist jetzt König.“ - Märchen Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
Qui nescit dissimulare, nescit regnare.
„Wer sich nicht verstellen kann, kann auch nicht herrschen.“
Von dem französischen König Ludwig XI. wird erzählt, er habe von seinem Sohn, dem künftigen König Karl VIII., verlangt, dass er nur diese fünf lateinischen Wörter können müsse.
Qui nimium probat, nihil probat.
„Wer zu viel beweist, beweist nichts.“
Qui non aemulatur, non amat.
„Wer nicht eifersüchtig ist, der liebt nicht.“ - Zitat aus den Werken des Kirchenlehrers Augustinus. Vgl. „Qui non zelat, non amat.(„Wer nicht eifert, liebt nicht.“)
Qui peccat ebrius, luat sobrius.
„Wer betrunken sündigt, büße es nüchtern.“
Qui pro quo?
„Wer für wen?“ - Quiproquo bedeutet Verwechslung von Personen in Lustspielen.
Qui se excusat, se accusat.
„Wer sich entschuldigt, klagt sich an.“ - Vgl. die französische Redensart „Qui s’excuse, s’accuse“ und das lateinische „Dum excusare credis, accusas“ („Während du dich zu entschuldigen glaubst, klagst du dich an“) aus den Schriften des Kirchenvaters Hieronymus.
Qui studet optatam cursu contingere metam, multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit.
„Wer sich bemüht, im Lauf das erwünschte Ziel zu erreichen, der Jüngling hat viel geleistet und getan, geschwitzt und gefroren.“ - Dieses Horaz-Zitat findet sich auch in der Kurzform Multa tulit, fecitque puer, sudavit et alsit.
Qui suo iure utitur, nemini facit iniuriam.
„Wer sein Recht einfordert, tut niemandem Unrecht.“
Qui tacet, consentire videtur.
„Wer schweigt, scheint zuzustimmen.“ - Papst Bonifaz VIII.
Flagge des US-Bundesstaates Connecticut mit dem Motto: „Qui transtulit, sustinet.“
Qui transtulit, sustinet.
„Wer herüberbrachte, wird erhalten.“ - Motto des US-Bundesstaates Connecticut
Qui uti scit, ei bona; illi, qui non utitur, recte mala.
„Wer sie zu gebrauchen weiß, dem sind sie gut, wer sie nicht gebraucht, dem sind sie zu Recht schlecht.“ - Zitat aus den Werken des römischen Dichters Terenz
Qui vitia odit, homines odit.
„Wer Fehler hasst, der hasst die Menschen.“ - Zitat aus den Werken des römischen Dichters Plinius d. J.

Quid

Quid est libertas? Potestas vivendi, ut velis.
„Was ist Freiheit? Die Möglichkeit zu leben, wie du willst.“: Zitat aus den Werken Ciceros.
Pontius Pilatus zu Jesus: „Quid est veritas?“ Gemälde von Nikolai Nikolajewitsch Ge
Quid est veritas?
„Was ist Wahrheit?“: Frage des Pontius Pilatus an Jesus. Nach dem Johannesevangelium wird Pilatus von Jesus mit dem Thema „Wahrheit“ konfrontiert. Darauf weiß er jedoch keine Antwort, sondern bleibt bei der Frage stehen „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38 EU). Für das Johannesevangelium scheitert Pilatus jedenfalls an der rechten Erkenntnis Jesu.
Quid fodit foveam, incidet in eam.
„Wer eine Grube gräbt, fällt in sie hinein.“
Quid leges sine moribus?
„Was sollen Gesetze ohne Moral?“: Zitat aus den Werken des Dichters Horaz.
Quid nimis mieri volunt, hoc facile credunt.
„Was die Unglücklichen allzu sehr wünschen, das glauben sie leicht.“: Zitat aus den Werken des Philosophen Seneca (Hercules furens 313).
Quid non mortalia pectora cogis, auri sacra fames?
„Wozu treibst du nicht die sterblichen Herzen, verfluchter Hunger nach Gold?“: Zitat aus Vergils Aeneis (3.56).
Quid novi ex Africa?
„Was gibt’s Neues aus Afrika?“: Abgeleitet von einem Zitat aus der Naturgeschichte des Aristoteles, in dem es heißt „Ἀεὶ Λιβύη φέρει τι καινόν.(„Libyen bringt immer etwas Neues.“) Libyen steht hier für Afrika, und Aristoteles spricht hier die Artenvielfalt in Libyen an.
Quid pro quo
„Was für was“: Ökonomisches Prinzip, nach dem jemand, der etwas gibt, dafür eine angemessene Gegenleistung erhalten soll.
  1. ein Tauschgeschäft bzw. ein wechselseitiger Gefallen
  2. eine Verwechslung.
Quid nunc? oder Quidnunc?
„Was nun?“: Als Nomen ist ein Quidnunc ein Gschaftlhuber oder ein Klatschmaul.
Quid Romae faciam? Mentiri nescio?
„Was mache ich in Rom? Ich kann (doch) nicht lügen?“: Zitat aus den Werken Juvenals.
Quid sit futurum cras, fuge quaerere!
„Was morgen sein wird, (das) vermeide zu fragen!“: Oder auch: „Frage nicht, was morgen kommen wird!“ Der Hintergrund dieses Horaz-Zitats ist, dass der Mensch sein Leben leben soll und jeden Tag als Geschenk annehmen soll.
Quid, si nunc caelum irruat?
„Wie, wenn jetzt der Himmel einstürzte?“: Terenz
In der Komödie des Terenz geht es an der Stelle um die Verspottung ewiger Pessimisten, die ständig mit den ärgsten Katastrophen rechnen.

Quidquid

Quidquid agis prudenter agas et respice finem.
„Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen.“ - Dieser Satz wird auf Äsops Fabel 45 zurückgeführt. In den pseudo-pythagoräischen Goldenen Sprüchen heißt es „Βουλεύου δὲ πρὸ ἔργου, ὅπως μὴ μῶρα πέληται.(„Überlege vor der Tat, damit nichts Törichtes daraus entstehe.“) Aus dem apokryphen Buch Jesus Sirach (7, 36).
Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi.
„Was immer die Könige spinnen, büßen die Achaier.“ - Die Achaier waren ein griechischer Stamm im Nordwesten der Peloponnes. In Homers Epen steht die Bezeichnung neben Danaer für die Griechen insgesamt.
Der deutsche Dichter Johann Gottfried Seume deutschte das Zitat folgendermaßen ein: „Wenn die Könige raufen, müssen die Bauern Haare lassen.“
Quidquid discis, tibi discis.
„Was auch immer du lernst, lernst du für dich.“
Quidquid est factum, semper est factum totum.
„Was auch immer geschehen ist, ist für immer ganz geschehen.“
Laokoon-Gruppe
Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes.
„Was es auch ist, ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen.“ Dies sagt Laokoon in Vergils Aeneis (mit Bezug auf das Trojanische Pferd). Laokoon wird für diese Warnung zusammen mit seinen Söhnen von Schlangen erwürgt. Nachdem die griechische Armee ihren Abzug vorgetäuscht hatte, holten die Trojaner das Trojanische Pferd trotz Warnung des Laokoon, der vor diesem Danaergeschenk warnte, in die Stadt.
Eine Parodie zu diesem Spruch lautet: „Quidquid id est, timeo virgines et oscula dantes(„… ich fürchte die Jungfrauen, auch wenn sie Küsse geben.“)
Quidquid in altum fortuna tulit, ruitura levat.
„Was auch immer das Schicksal emporhebt, wird es wieder stürzen.“
Quidquid latine dictum sit, altum sonatur.
„Was auch immer auf lateinisch gesagt wird, klingt anspruchsvoll.“
Quidquid praecipies, esto brevis.
„Was auch immer du lehren wirst, sei kurz.“
Quidquid praeter spem eveniat, omne id deputa esse in lucro.
„Was wider Erwarten eintrifft, das rechne man als Gewinn.“

quiescendo

Quiescendo et sedendo anima fit sapiens et prudens.
„Durch Ruhen und Sitzen wird der Geist weise und klug.“ - Thomas von Aquin, De anima 1,8,19.
Mit diesem Satz plädiert Thomas nicht für faules Nichtstun, sondern für Schweigen und Nachdenken.

Quilibet

Quilibet fortunae suae faber.
„Jeder ist seines Glückes Handwerker.“ - Entspricht sinngemäß inetwa dem deutschen Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ - wobei die vielgestaltige Arbeit des Handwerkers - in der ursprünglichen Aussage -, um ein bestimmtes Werk und Geschehen zu erreichen, dem Sinn des Ausspruchs näher kommt, als die relativ lineare Tätigkeit des Schmiedes.

Quinque

Quinque Compilationes Antiquae
„Fünf Alte Kompilationen“ fünf vom Ende des 12. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts stammende Sammlungen von Dekretalen, die später durch den Liber Extra ersetzt wurden
Quinque horas dormisse sat est iuvenique senique.
„Fünf Stunden zu schlafen ist für den Jüngling und den Greis genug.“

Quinta

Quinta essentia
„Die fünfte Essenz“ - Quintessenz, eigentlich das fünfte Element neben den bekannten vier Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft.

Quinctile

Quinctili Vare, redde legiones!
„Quinctilius Varus, gib die Legionen zurück!“ - Laut seinem Biografen Sueton (Vita divi Augusti 23,2) soll Kaiser Augustus noch Monate, nachdem der Feldherr Publius Quinctilius Varus die Schlacht im Teutoburger Wald verloren hattee, diese Worte oft ausgerufen und mit seinem Kopf gegen die Tür gestoßen haben. Die besiegten Legionen wurden nach der Katastrophe nicht wieder aufgestellt, was einen in der römischen Militärgeschichte einzigartigen Tatbestand darstellt.

Quis

Quis autem custodiet ipsos / custodes?
„Wer aber wird die Wächter selbst bewachen?“ Juvenal, Satire 6,347 f.
Juvenal empört sich über den Sittenverfall unter den römischen Frauen, die sogar die von ihren Männern bestellten Wächter verführten. Das Zitat ist auch in der Form „Quis custodiet custodes?“ bekannt.
Quis famulus amantior domini quam canis?
„Welcher Diener ist seinem Herrn liebender zugetan als ein Hund?“: Der römische Landwirtschaftsautor Lucius Iunius Moderatus Columella preist mit diesen Worten in seiner Schrift De re rustica (7,12,1) die Treue der Hunde.
Quis leget haec?
„Wer soll das lesen?“
Quis? Quid? Ubi? Quibus auxiliis? Cur? Quomodo? Quando?
„Wer? Was? Wo? Wodurch? Warum? Wie? Wann?“: Von dem Frankfurter Philosophen Joachim Georg Darjes gedichteter Hexameter, der die Kategorien der Schulphilosophie des 18. Jahrhunderts aufzählt.
Quis Solem fallere possit?
„Wer könnte den Sonnengott täuschen?“: Zitat aus der Ars amatoria des Ovid, der beschreibt, wie sich Venus und Mars in ihrem Liebesnest versteckt hatten. Doch der Sonnengott Sol sah die beiden in flagranti und berichtete Vulcanus, dem Gatten der Venus, davon. Vulcanus knüpfte ein unsichtbares Netz, mit dem er Venus und Mars bei einer weiteren Zusammenkunft festhielt und den übrigen Göttern zur Schau stellte, die sich darüber sehr erheiterten und in das so genannte homerische Gelächter ausbrachen.
Quis ut deus?
„Wer ist wie Gott?“: Übersetzung des hebräischen Namens Michael (hebräisch: מיכאל). Der Erzengel Michael hat deshalb oft die Devise „Quis ut deus?“ auf seinem Schild. Im Christentum gilt Michael als Bezwinger des Teufels sowie als Anführer der himmlischen Heerscharen, die im Osten vor Gottes Thron stehen. Die letzten Worte, die der Satan vor seinem Sturz hörte, sollen „Wer ist wie Gott?“ gewesen sein.

Quo

Quo usque tandem?
„Wie lange denn noch?“: Aus Ciceros Erster Catilinarischer Rede vor dem römischen Senat mit Bezug auf die Verschwörung Catilinas: „Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?(„Wie lange, Catilina, willst du unsere Geduld denn noch missbrauchen?“)
Quo vadis?
„Wohin gehst du?“: Nach christlicher Legende stellte Petrus diese Frage, als ihm Jesus auf der Via Appia vor Rom erschien. Nach der Legende fragte Petrus dies im Jahre 64, als er in der Christenverfolgung Neros aus Rom floh und ihm plötzlich eine Erscheinung Jesu Christi entgegenkam. Christus soll geantwortet haben, er komme, sich ein zweites Mal kreuzigen zu lassen; daraufhin sei der Apostel umgekehrt und habe in Rom das Martyrium erlitten.
Quo fas et gloria ducunt
„Wohin Ruhm und Ehre uns führen“

Quod

Quod bonum, faustum, felix, fortunatumque sit!
„Was gut, günstig, glücklich und gesegnet sei!“ - Alte Segensformel, Cicero, AS102, N403, W149 De Divnatione (über die Wahrsagung).
Beweisführung des Philippe van Lansberge mit der Schlussformel „Quod erat demonstrandum“
Quod erat demonstrandum (q. e. d.)
„Was zu beweisen war.“ - Oft am Ende eines mathematischen/logischen Beweisgangs. Euklid zugeschrieben. Die griechische Originalformulierung war: ὅπερ ἔδει δεῖξαι.
Quo errat demonstrator (q. e. d.)
„Worin sich der Beweisende irrt“ - Ironische Abwandlung von obigem.
Quod est dubitandum (q. e. d.)
„Was anzuzweifeln ist“ - Ebenso ironische Abwandlung von obigem.
Quod est necessarium est licitum
„Was notwendig ist, ist rechtens“
Quod esset demonstrandum
„Was zu beweisen wäre“
Quod licet Iovi, non licet bovi.
„Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen noch lange nicht erlaubt.“ - Eine durch Terenz überlieferte Sentenz. Die tatsächliche Herkunft ist nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich wurde das Zitat von Terenz – „Aliis si licet, tibi non licet.“ („Wenn es anderen erlaubt ist, so doch nicht dir.“) (Heauton timorumenos 797) – erst in mittelalterlicher Zeit in die reimende Form gebracht.
Quod me nutrit me destruit.
„Was mich ernährt, zerstört mich.“
Quod non est in actis, non est in mundo.
„Was nicht in den Akten ist, existiert nicht.“ - Alternativ findet sich auch litteris (etwa: Schriften) statt actis.
Eingang zum Pantheon
Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini.
„Was die Barbaren nicht getan haben, haben die Barberini getan.“ - Spottvers des Apostolischen Protonotars Carlo Castelli auf Papst Urban VIII. aus der Familie der Barberini, der aus der Bronzeverkleidung des Pantheons den Tabernakel der Peterskirche und achtzig Kanonen zur Aufstellung auf der Engelsburg gießen ließ. Angespielt wird dabei auf die Verwüstung Roms durch die barbarischen Vandalen im Jahr 455, die zwar die Stadt plünderten, die Kunstwerke jedoch an ihrem Platz gelassen hatten. In einer Inschrift in der Vorhalle des Pantheon aus dem Jahre 1632 erklärt Papst Urban VIII.: Er habe die bronzene Kassettendecke des alten Göttertempel einschmelzen lassen,
ut decora inutilia / et ipsi prope famae ignota / fierent / in Vaticano templo / Apostolici sepulchri ornamenta / in Hadriana arce / instrumenta publicae securitatis
(„damit der unnütze und nahezu der Fama selbst unbekannte Zierat im Vatikanischen Tempel zu Schmuckstücken des Apostolischen Grabes, in der Hadrianischen Burg zu Werkzeugen der öffentlichen Sicherheit werde“).[2]
Quod scripsi, scripsi!
„Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben!“ - „Geschrieben ist geschrieben!“ – Entgegnung des Pontius Pilatus auf die Einwände zur Kreuzesinschrift INRI, gemäß dem Evangelium nach Johannes (19, 22). Die griechische Originalformulierung war: ὃ γέγραφα γέγραφα.
Quod supra nos, nihil ad nos.
„Was über uns (ist), (bedeutet) nichts für uns.“ - Die Dinge über uns (meteora) haben keine Bedeutung für unsere Lebensführung. Maxime, die dem Philosophen Sokrates zugeschrieben wird, mit der er sich absetzt von den frühen Naturphilosophen, den Vorsokratikern, die nach den Anfangsgründen der Welt gesucht hatten. Sokrates brachte also, wie Cicero formulierte, die Philosophie vom Himmel auf die Erde, d. h. er machte sie zur Ethik.
Quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris!
„Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.“: Goldene Regel; Alexander Severus. Die griechische Originalformulierung im Neuen Testament ist: Πάντα οὖν ὅσα ἐὰν θέλητε ἵνα ποιῶσιν ὑμῖν οἱ ἄνθρωποι, οὕτως καὶ ὑμεῖς ποιεῖτε αὐτοῖς·
Quod vide (q. v.)
„Siehe dieses“ - Nach einem Begriff, der an anderer Stelle im Dokument nachzuschlagen ist.

Quodlibet

Quodlibet
„Wie es beliebt“ - Ein Musikstück, in dem Melodien kombiniert werden, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben.

Quorum

Quorum
„Von welchen“: Ein Quorum ist die Zahl der Stimmberechtigten, die sich an einer Abstimmung beteiligen müssen, damit diese gültig ist.

Quos

Quos Deus perdere vult, dementat prius.
„Wen Gott verderben will, verblendet er vorher.“: Mehrzahl von „Quem Deus vult perdere, prius dementat.“
Quos ego
„Euch werd’ ich …“: Aposiopese aus dem ersten Buch der Aeneis von Vergil, Zuruf Neptuns an die tobenden Winde. Als Kunstmotiv unter anderem aufgenommen von Peter Paul Rubens.

Quot

Quot capita, tot sensus
„So viele Meinungen wie Köpfe.“
Angelehnt an Horaz, Satiren II 1, 27 f.: „quot capitum vivunt, totidem studiorum / milia“ („wievieltausend Köpfe leben, sovieltausend Bestrebungen gibt es“).
Quot homines, tot sententiae.
„Wieviele Köpfe, soviele Ansichten.“: Zitat aus den Werken des Terenz.
Quot servi, tot hostes.
„Wieviele Sklaven, so viele Feinde.“

Quousque

Quousque tandem abutēre, Catilina, patientiā nostrā!
„Wie lange, Catilina, willst du noch unsere Geduld missbrauchen!“ –

Aus Ciceros Erster Catilinarischer Rede vor dem römischen Senat mit Bezug auf die Verschwörung Catilinas 63 v. Chr.[3].

Einzelnachweise

  1. Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Nach den Ausgaben letzter Hand unter Hinzuziehung der Erstdrucke und der Handschriften. In: Gedichte, Erzählungen, Übersetzungen. Band 3, Artemis und Winkler, Zürich/Düsseldorf 1996.
  2. [1]
  3. Entnommen aus: Gaius Sallustius Crispus, Coniuratio Catilinae



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