Querx

Querx
Querx vor dem Querxenland in Seifhennersdorf

Als Querxe werden die Angehörigen eines kleinwüchsigen Volkes aus der Lausitzer Sagenwelt bezeichnet. Schauplatz der Querxsagen ist die gebirgige Oberlausitz. Mittelpunkt bildet die Gegend um Zittau,[1] aber auch im Vogtland und Böhmen[2] sind sie bekannt. Die Querxe sind, ebenso wie die Heinchen, Veensmännlein und Lutken, Berggeister, die fast immer massenhaft als Volk erscheinen.

Der Sage nach verdanken sie ihren Ursprung dem auf dem breiten Berge bei Zittau befindlichen Querxborn. Aus dieser „klaren, frischen quelle,“ sollen ständig welche hervor gequollen sein. Dort sollen sie auch besonders zu hause gewesen sein und man konnte sie „einen nach dem andern zu ihrem querxloche ein- und ausgehen sehen“. Der Berg selbst wurde 1619 im Kirchenbuch von Bertsdorf gar als „Zwergberg“ bezeichnet. Als Querxlöcher werden die Eingänge zu den Wohnungen der Zwerge genannt. Weitere sind in Schlesien auf dem Prudelberg bei Stonsdorf überliefert; in der Oberlausitz auf dem Dittersberg bei Schönau auf dem Eigen und im böhmischen Warnsdorf.

Gingen die Querxe in die umliegenden Dörfer, um sich ihre Speisen bei den Bauern heimlich zu holen, so setzten sie eine Nebelkappe auf, um sich unsichtbar zu machen. Sie liebten Gebackenes konnten Kümmel aber nicht leiden. Daher sollen die Leute immer Brot mit einigen Kümmelkörnern gebacken haben, das die Querxe nicht anrührten.

Die Querxe brachten den Menschen aber auch Geschenke, meist Kuchen oder Zwieback. Manchmal waren es auch wertvolle Gaben, die als Talismane Glück und Segen ins Haus brachten. Die Familie von Ponickau soll einen solchen Talisman besessen haben, den die Ahnfrau als Wochengeschenk der Zwerge erhalten haben soll.[3][4] Auch der Familie von Bünau wird ein Talisman zugeschrieben. Anders als derer von Ponickau soll sie diesen aber auf einer Zwergenhochzeit erhalten haben.[5]

Wie die Lutken kamen die Querxe oft in die Dörfer und verfügten dort so über die Häuser und Stuben, dass sich die Menschen an sie gewöhnten. Sie verließen die Lausitz, als dort das Christentum Einzug hielt, weil sie den Klang der Kirchenglocken nicht ertragen konnten und gingen nach Böhmen, weswegen es dort heute noch Kümmelbrot gibt. Beim Abschied aus Hainewalde sagten sie, sie würden erst wiederkommen, „wann die Glocken wieder würden abgeschafft sein und wann Sachsenland wieder käm' an Böhmerland; dann, meinten sie, würden auch bessere Zeiten sein.“[4][6]

Inhaltsverzeichnis

Namensform

Querx ist eine Namensform der Zwerge,[7] für die sich auch die Schreibweise Querks[8] findet. Weitere mitteldeutsche Namensformen sind Querz, Querg und Quarg.[9] In Franken werden sie Querkel[10] genannt, im Thüringer Wald Querlich.[11] Jacob Grimm erwähnt in seiner Deutschen Mythlogie auch den Namen Querch für Zwerg.[12]

Quellen- und Literaturhinweise

Einzelnachweise

  1. Karl Haupt: Zwergsagen aus der Ober- und Niederlausitz: Vorbemerkung. In: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde. IV. Band, 1859, S. 211-212 (Volltext bei Wikisource, abgerufen am 25. Juli 2011).
  2. Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl., 1885–90: Band 13, S. 515: Querx, in Deutsch-Böhmen, der Lausitz und dem Vogtland s. v. w. Zwerg
  3. Karl Haupt: Querxgeschenke. In: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde. IV. Band, 1859, S. 214 (Volltext bei Wikisource, abgerufen am 25. Juli 2011).
  4. a b Johann Gustav Gottlieb Büsching: Die Querxe (Nach Sagen in der Oberlausitz). In: Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters.. Erster Band, Wilibald August Holäufer, Breslau 1816, S. 102 (Band 1 in der Google Buchsuche).
  5. Karl Haupt: Die Hochzeit der Querxe. In: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde. IV. Band, 1859, S. 215 (Volltext bei Wikisource, abgerufen am 25. Juli 2011).
  6. Karl Haupt: Der Abschied der Querxe. In: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde. IV. Band, 1859, S. 215-216 (Volltext bei Wikisource, abgerufen am 25. Juli 2011).
  7. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Dietrich, Göttingen 1835, S. 251 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  8. Franz Knothe: Die Markersdorfer Mundart. Ein Beitrag zur Dialectkunde Nordböhmens. Verlage des Nordböhmischen Excursions-clubs, 1895 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  9. Karl Weinhold: Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien. Engelhorn, 1887, S. 241 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  10. Julius Lippert: Christenthum, Volksglaube und Volksbrauch. geschichtliche Entwicklung ihres Vorstellungsinhaltes. Hofmann, 1882, S. 444 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  11. Karl Eckermann: Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie der vorzüglichsten Völker des Alterthums. Vierter Band, Swetschke und Sohn, Halle 1848, S. 287 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  12. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Dietrich, Göttingen 1835, S. 251 (Digitalisat in der Google Buchsuche).

Literatur

Weblinks


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