Varnsdorf

Varnsdorf
Varnsdorf
Wappen von Varnsdorf
Varnsdorf (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Děčín
Fläche: 2621 ha
Geographische Lage: 50° 55′ N, 14° 37′ O50.91083333333314.620555555556332Koordinaten: 50° 54′ 39″ N, 14° 37′ 14″ O
Höhe: 332 m n.m.
Einwohner: 15.867 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 407 47
Verkehr
Bahnanschluss: Děčín–Varnsdorf
Mittelherwigsdorf–Eibau
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Josef Poláček (Stand: 2007)
Adresse: nám. E. Beneše 470
407 47 Varnsdorf
Gemeindenummer: 562882
Website: www.varnsdorf.cz
Lageplan
Lage von Varnsdorf im Bezirk Děčín
Karte

Varnsdorf (deutsch Warnsdorf) ist eine Stadt mit 15.800 Einwohnern im Norden Tschechiens im Bezirk Děčín, Ústecký kraj. Sie liegt in 350 m üM im Böhmischen Niederland an der Mandau zwischen Seifhennersdorf und Großschönau. Die Stadt kann außerdem dem Schluckenauer Zipfel zugeordnet werden. Varnsdorf grenzt im Norden, Süden und Osten an Sachsen und liegt an der Eisenbahnstrecke Zittau–Großschönau–Seifhennersdorf–Eibau und besitzt zwei Grenzübergänge in die sächsische Landstadt Seifhennersdorf (Zollstraße) und Gemeinde Großschönau (Hauptstraße) sowie einen weiteren touristischen Übergang nach Seifhennersdorf (Warnsdorfer Str.).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Dorf Warnsdorf wird 1352 erstmals erwähnt. 1642 wurde der Ort von den Schweden geplündert, 1778 und 1866 machten es ihnen die Preußen nach.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in Warnsdorf, wie auch in der benachbarten Oberlausitz die Weberei. Es entstanden weitere Orte in der Umgebung:

  • 1689 Neu Warnsdorf
  • 1700 Floriansdorf
  • 1727 Karlsdorf
  • 1783 Alt Franzenthal
  • 1800 Neu Franzenthal

Im Jahre 1849 vereinigten sich diese Dörfer mit Alt Warnsdorf zum größten Dorf der k.k. Monarchie, mit 13.000 Einwohnern. 1868 erhielt der Ort, der nun auf 15.000 Einwohner angewachsen war und auch als Klein Manchester bezeichnet wurde, das Stadtrecht. 1914 lebten in Warnsdorf etwa 30.000 Einwohner. Bekanntestes Unternehmen waren die Kunert-Strumpfwerke. Durch das Toleranzpatent des österreichischen Kaisers Josephs II. aus dem Jahr 1871 wurde Warnsdorf, neben Liberec ein Zentrum der altkatholischen Kirche in Böhmen. Heute befindet sich hier die Konkathedrale der tschechischen Altkatholischen Kirche.

Durch die Weltwirtschaftskrise kam es in Warnsdorf zu hoher Arbeitslosigkeit und Armut. Der Schmuggel wurde für viele Einwohner zur Existenzgrundlage. Warnsdorf entwickelte sich vor dem 2. Weltkrieg zu einer Hochburg der Sudetendeutschen Partei Konrad Henleins. Als Henlein 1938 in Warnsdorf sprach, kamen 12.000 Zuhörer und es wurde das Standrecht ausgerufen. 1939 lebten in der Stadt 21.000 Einwohner. Am 22. Mai 1947 waren es 15.661 Bewohner. Die deutschböhmische Bevölkerung wurde 1945 und in den Folgejahren aufgrund der Beneš-Dekrete weitgehend enteignet und vertrieben.

Heute lebt in Varnsdorf eine große Bevölkerungsgruppe der Roma, deren Anteil im Vergleich zur übrigen Bevölkerung wächst. Hierbei kam es wiederholt zu Konflikten [2].

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Varnsdorf besitzt eine Reihe von Kulturdenkmälern. In der 1774 am Markt neu errichteten Kirche St. Peter und Paul erfolgte am 29. Juni 1830 die erste vollständige Aufführung von Ludwig van Beethovens Missa solemnis. 1872 wurde hier die erste altkatholische Gemeinde Österreich-Ungarns gegründet.

Ein Kuriosum stellt die Borromäuskirche aus dem Jahre 1911 dar. Sie ist besser bekannt als die Kirche ohne Turm, da der Turmbau wegen Geldmangels abgebrochen werden musste. Auf dem 429 m hohen Burgsberg (Hrádek) an der Landesgrenze bei Seifhennersdorf errichtete der Architekt Möller 1904 ein luxuriöses Ausflugsrestaurant. Dieses markante Objekt auf dem Hausberg von Warnsdorf und Seifhennersdorf verfiel nach 1945 immer mehr. In den letzten Jahren erfolgte durch einen grenzüberschreitenden Förderverein eine Sanierung des zur Ruine verkommenen Bauwerkes, das bereits zu einem großen Teil wieder hergestellt werden konnte.

Ortsteile

Luftaufnahme von Marktplatz und Kirche in Varnsdorf
  • Studánka (Schönborn) - seit 1980
  • Světliny 1.díl (Lichtenhain - Schönborner Anteil) - seit 1980

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit dem Ort in Zusammenhang stehen

  • Ambros Opitz (1846–1907), Theologe und Verleger, lebte und starb hier
  • Peter Weiss (1916–1982), Schriftsteller, Maler und Experimentalfilmer, lebte von 1936 bis 1937 in Varnsdorf.
  • Bjarnat Krawc (1861–1948) sorbischer Komponist und Dirigent, lebte ab 1945 in Varnsdorf.

Weblinks

 Commons: Varnsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Artikel in der FAZ.

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