Quiddje

Quiddje

Quiddje ist ein Begriff, der hauptsächlich im Hamburger Raum vorkommt. Als „Quiddje“ (manchmal auch: „Quittje“ oder „Quietje“ = Fremder, Hochdeutschsprechender) bezeichnen die gebürtigen Hamburger einen zugereisten Bürger Hamburgs. Primär wurden damit Leute tituliert, die einen für die Hamburger fremdklingenden deutschen Dialekt sprachen und vor allem kein Plattdeutsch oder Missingsch sprachen. Oft wird der Begriff aber auch auf die Bedeutung Zugezogener verkürzt, selbst wenn die betreffenden Personen aus der Nähe stammen wie zum Beispiel Max Brauer aus dem zum Geburtszeitpunkt noch nicht zu Hamburg gehörenden Ottensen oder im Roman Neger, Neger, Schornsteinfeger! Meine Kindheit in Deutschland von Hans-Jürgen Massaquoi für eine aus Bad Bramstedt nach Hamburg zugezogene Frau.

Auch in der Seefahrt ist der Begriff „Quiddje“ bekannt, dort bezeichnet man mit dem Wort vor allem eine sogenannte Landratte beziehungsweise jemanden, der ein Laie in der Schifffahrt ist.

Der Begriff „Quiddje“' wurde erstmals 1865 in einer Hamburger Zeitung erwähnt. Die genaue Herkunft des Wortes ist aber unbekannt. Einige Hinweise deuten auf eine Abwandlung des französischen Wortes „quitté“ hin. Mit diesem Begriff bezeichnete man früher die Aufenthaltsgenehmigungen für Händler, wenn diese die Stadttore passieren mussten, um in der Stadt ihre Waren zu verkaufen.

Der Begriff „Quiddje“ ist wertend, wenn auch nicht beleidigend. Selbst den Hamburger Bürgermeister Herbert Weichmann, der in Oberschlesien geboren wurde, haben die alteingessenen Hamburger hinter vorgehaltener Hand als „der Quiddje aus Schlesien“ bezeichnet.

Den Gegensatz zum „Quiddje“ bilden die echten Hamburger, bei denen in der Hansestadt wiederum zwischen „gebürtigen“ und „waschechten Hamburgern“ bzw. „geborenen Hamburgern“ differenziert wird.[1] Gebürtiger Hamburger ist, wer in Hamburg geboren ist; bei einem waschechten oder geborenen Hamburger müssen die Eltern zumindest gebürtige Hamburger gewesen sein.

Entsprechende Bezeichnungen anderenorts sind unter anderen in Mainz die Unterscheidungen zwischen "Mainzer", "Määnzer" und "Meenzer", "Kasseler", "Kasselaner" und "Kasseläner" und das rheinische "Imi", das aus Imigrierter (oder scherzhaft Imitierter) abgekürzt ist.

Quellen

  1. Vgl. Stefanie Duckstein: Hamburger Lüü - Hanseatische Lebensart, bei: Deutsche Welle; M.J., Hamburger Abendblatt: Verein geborener Hamburger - Nicht für Quiddjes Hamburger Abendblatt vom 26. Juni 2002, abgerufen 13. November 2011

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