Quttinirtaaq-Nationalpark

Quttinirtaaq-Nationalpark
Quttinirpaaq-Nationalpark
Nordostende des Tanquary-Fjords mit Parks-Canada-Camp und -Landebahn; im Hintergrund: Delta von Air Force River und Rollrock River; rechts: Mündung des Macdonald River
Nordostende des Tanquary-Fjords mit Parks-Canada-Camp und -Landebahn; im Hintergrund: Delta von Air Force River und Rollrock River; rechts: Mündung des Macdonald River
Quttinirpaaq-Nationalpark
Karte von Kanada
Lage: Nunavut, Kanada
Nächste Stadt: Grise Fiord
Fläche: 38.000 km² km²
Gründung: 1988
Adresse: Quttinirpaaq National Park
P.O. Box 278
Iqaluit, Nunavut
Tel. (867) 975-4673

Der Quttinirpaaq-Nationalpark (nach Parks Canada / alternativ auch Quttinirtaaq-Nationalpark) ist mit einer Fläche von 37.775 Quadratkilometern der größte Nationalpark von Nunavut und zweitgrößte der mehr als 40 Nationalparks in Kanada. Sein Inuktitut-Name bedeutet „Gipfel der Welt“. 1988 wurden wesentliche Teile des Nordens der Ellesmere-Insel unter dem Namen „Ellesmere National Park Reserve“ zum Schutzgebiet erhoben; 1999 erhielt das Gebiet den Namen „Quttinirpaaq“, und die endgültige gesetzliche Verankerung als Nationalpark erfolgte mit der kanadischen Nationalpark-Verordnung vom 19. Februar 2001.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Tanquary-Fjord-Camp, Blick zur Ad-Astra-Eiskappe (Conger Range)

Geografisch umfasst der Quttinirpaaq-Nationalpark den Norden der Ellesmere-Insel mit Ausnahme eines größeren Areals rund um die kanadische Militärstation Alert im äußersten Nordosten der Insel. Der Nationalpark stellt ein von jeder Zivilisation weit entferntes, stark zerklüftetes Gebiet von insgesamt knapp 20 Prozent der Insel dar, was etwa 10 Prozent der Fläche Deutschlands entspricht.

Die Küsten des Nationalparks werden vom Arktischen Ozean umschlossen und sind von Gletschertälern, tiefen Landeinschnitten und insgesamt sieben Fjorden stark zerklüftet. Wo ganz im Norden die Berge von Grant-Land, dem Nordteil des Parks, zum Ozean abfallen, binden einzigartige Meereseisplatten von bis zu 80 Metern Dicke seit mehreren Jahrtausenden Meer und Land zusammen. Eine dieser Eisplatten, das „Ward Hunt Ice Shelf“ nahe dem Disraeli Fiord (82° 53’ n. Br., 73° 03’ w. L.) zerbrach im Sommer 2002.

British Empire Range
British Empire Range

Die beiden zu den durch Faltung im Paläozoikum entstandenen Innuitians gehörenden Gebirgszüge United States Range und British Empire Range von Grant-Land (Teile der Arktischen Kordillere) sind von einer bis 1.000 Meter starken, noch aus der letzten Eiszeit stammenden Eiskappe (Grant Land Ice Cap) und einigen kleineren Eiskappen bedeckt. Aus ihr ragen Bergspitzen als Nunataks empor, darunter

  • der Barbeau Peak (81° 54′ 30“ n. Br., 75° 01′ 30“ w. L.), mit 2.616 Metern höchster Berg von Nunavut,
  • der Mount Whisler (82° 00' 42“ n. Br., 74° 32’ 18“ w. L.), mit 2.500 Metern der zweithöchste Gipfel der Ellesmere-Insel, 12 Kilometer nordöstlich des Barbeau Peak vom Henrietta-Nesmith-Gletscher ganz eingeschlossen, und
  • der Mount Eugène (82° 24’ 18“ n. Br., 66° 38’ 39“ w. L.), 63 Kilometer westlich der Militärstation Alert.

Südlich und östlich der Gebirgszüge senkt sich das Land im Zentrum des Nationalparks abrupt. Auf einer Höhe von nur 158 Metern ü. d. M. liegt hier der Hazensee (81° 38′ - 81° 58’ n. Br., 68° 55′ - 72° 58’ w. L.). Dieser im Norden durch die Garfield-Bergkette und im Süden durch das Hazen-Plateau geschützte See stellt eine thermale „Oase“ dar, die im Sommer bei durchschnittlichen Mittagstemperaturen von bis zu 20° C an ca. 70 Tagen frostfrei bleibt. Einziger Abfluss ist der 22 km lange Ruggles River, dessen Ausgang aus dem See selbst bei -60° C nicht total vereist; er mündet in den Chandler-Fjord, dessen Wasser durch den Conybeare-Fjord und die Lady Franklin Bay zur Nares-Straße fließen.

Das zerklüftete Hazen-Plateau endet im Osten an den 600 Meter in die Tiefe fallenden Klippen des Archer-Fjords und des Robenson-Kanals.

Klimatische Verhältnisse

Quttinirpaaq ist mit jährlichen Niederschlägen von nur 60 Millimetern eines der trockensten Gebiete der nördlichen Hemisphäre, eine sog. Polarwüste.

Geschichte

Auf dem Gebiet des Quttinirpaaq-Nationalparks finden sich Spuren von mehr als 4.000 Jahren dauernder menschlicher Besiedelung. Die ersten Menschen waren Paläo-Eskimos der Prä-Dorset-Kultur; ihnen folgten später Angehörige der Dorset-Kultur und schließlich der Thule-Kultur. Die letzte Gruppe von Menschen verschwand während der Kleinen Eiszeit (1600 – 1850) von der Ellesmere-Insel.

1882 entdeckte der damalige Leutnant und spätere General Adolphus Washington Greely von der amerikanischen Forschungsstation Fort Conger aus den See. Er war auch der erste, der über die umliegende Gebirgs- und Gletscherwelt berichtete.

Während des Internationalen Geophysikalischen Jahres (1. Juli 1957 bis 31. Dezember 1958) wurde am Nordufer des Sees gegenüber von St. John’s Island das „Hazen Camp“ als Forschungsbasis errichtet (81° 49’ n. Br., 71° 25’ w. L.). Da die Region um den See während der letzten Eiszeit von Gletschern unbedeckt geblieben war, konnten sich hier voreiszeitliche Organismen erhalten, worauf sich auch nach 1958 bis heute großes wissenschaftliches Interesse gründet.

Tanquary-Fjord-Camp mit Jamesway-Zelthütten

Zugang zum Quttinirpaaq-Nationalpark

Pforte zum Nationalpark ist ein aus Jamesway-Zelthütten am Tanquary-Fjord errichtetes Camp (81º 25’ n. Br., 76º 45’ w. L.) von Parks Canada, das je nach Eisverhältnissen von einem Versorgungsschiff angelaufen werden kann und während des Sommers etwa zweieinhalb Monate mit Parkwächtern (Parks Canada Rangers) besetzt ist. Eine der wichtigsten Aufgaben dieser Rangers ist es, jährlich in einer vier Tage dauernden Aktion mit Flugzeug- oder auch Hubschrauberunterstützung den gesamten Wildbestand zu erfassen. Auch der gesamte Pflanzenbestand soll ermittelt und in Zehnjahresintervallen auf Veränderungen überprüft werden.

Flora

Silberwurz (Dryas integrifolia)

Die Gletscherregionen des Nationalparks geben nur eingeschränkt Raum für Pflanzenwuchs. Auf Endmoränen, Seitenmoränen, Eskern und anderen Gletschergründen haben sich jedoch mit der Zeit Bodenkrumen entwickelt, so dass sich nicht nur Flechten und Moose, sondern in windgeschützten, der Sonne zugewandten eisfreien Zonen Gefäßpflanzen ansiedeln konnten. Vor allem in Gebieten, in denen sich Grundwasser staut, bildeten sich nährstoffhaltige Böden als Basis für Vegetation, und so hat in der Hazensee-Oase eine reiche Pflanzen- und Tierwelt entwickelt. Ende Juli, Anfang August blühen in den Moos-, Flechten- und Gras-Matten vor allem verschiedene Weidenarten, der gelbe Arktische Mohn, die weiße Silberwurz und die roten Kissen des Stengellosen Leimkrauts. Insgesamt wurden etwa 130 Pflanzenarten gezählt.

Fauna

Polarfuchs (Alopex lagopus)

Landsäugetiere

Herbivoren, in erster Linie Moschusochsen, Peary-Karibus, Polarhasen und Lemminge, dienen diese Pflanzen als Nahrung. Sie ihrerseits fallen Polarwölfen, die hier seit über 1.000 Jahren zu Hause sind, zur Beute. Auch Polarfüchse leben hier. Gegenwärtig leben auf dem Gebiet des Parks etwa 20 Wölfe, 200 Peary-Karibus und 2.000 Moschusochsen.

Vögel

Über 30 Vogelarten, darunter Sturmvögel, Küstenseeschwalben, Raubmöwen und andere Möwenarten, brüten im Sommer auf dem Gebiet des Nationalparks.

Meeressäuger und Fische

An den Meeresküsten halten sich Ringelrobben, Bartrobben, Walrosse und gelegentlich auch Wale und Eisbären auf. An Fischen ist im Hazensee als eine einzige Art der Seesaibling heimisch.

Touristische Anmerkungen

Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea)

Jährlich kommen mit Chartermaschinen zwei, drei Besuchergruppen als Tagestouristen und an die vierzig Tourengänger zum Tanquary-Fjord. Die Tourengänger brechen meist von hier auf, um auf einer der üblichen Routen in 8 bis 12 Tagen zum Hazensee zu wandern. Die Rückkehr erfolgt gewöhnlich mit einem vorbestellten Charterflugzeug. Zuweilen wird auch die umgekehrte Route gewählt. Während ihrer Tour bleiben die Wanderer immer in Funkkontakt mit dem Basiscamp.

Im Parks-Canada-Camp werden alle aktuellen Informationen zum Parkbesuch gegeben, z. B. auch Hinweise über gesperrte Gebiete wie die Areale mit Wolf-Geburtshöhlen, die zum Schutz der in ihrem Bestand gefährdeten Polarwölfe nicht mehr betreten werden dürfen.

Literatur

  • Nunavut Handbook, Iqaluit 2004 ISBN 0-9736754-0-3

Weblinks

82-707Koordinaten: 82° N, 70° W


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