Rach3

Rach3
Der 1. Einsatz des Klaviers mit dem Anfang des berühmt gewordenen Themas

Das 3. Klavierkonzert op. 30 in d-Moll komponierte Sergei Rachmaninow im Jahr 1909. Uraufgeführt wurde es am 28. November 1909 in New York vom New York Symphony Orchestra unter der Leitung von Walter Damrosch. Der Komponist, der das Konzert während der Atlantiküberfahrt auf einer stummen Klaviatur geübt hatte, spielte den Solopart. Schon am 16. Januar 1910 gab es eine Wiederaufführung in der Carnegie Hall - mit Gustav Mahler am Pult. Die erste Aufführung in Russland fand am 4. April 1910 in Moskau statt. Das Konzert wurde schnell ähnlich beliebt wie sein populäres 2. Klavierkonzert und gehört heute zum Standardreportoire aller großer Pianisten. Es zählt zu den schwierigsten Klavierkonzerten und stellt sehr hohe technische Anforderungen an den Pianisten; laut Berechnungen ist es von allen großen Klavierkonzerten das mit den meisten Noten pro Sekunde im Klavierpart. Józef Hofmann, der Pianist, dem Rachmaninow sein Konzert widmete, führte es, mit der Begründung, das sei „nicht für ihn“, nie auf.

Inhaltsverzeichnis

Das Konzert in der Musikkritik

Nach der Uraufführung waren sich die Musikkritiker uneinig über das Werk und reagierten eher verhalten, so war im New York Herald nach der Aufführung unter Mahler zu lesen, Rachmaninows Werk sei zwar eines der „interessantesten Klavierkonzerte der letzten Jahre“, doch leide es ein wenig an seiner „Überlänge“. Heute sehen dagegen nicht wenige im 3. Klavierkonzert Rachmaninows größten Beitrag zur Musik.

Das Konzert

Das Konzert ist mit einer Länge von knapp 45 min. (je nach Einspielung) für ein Klavierkonzert relativ lang. Daher nahm Rachmaninow hier später auch, wie in vielen seiner längeren Werke, Kürzungen vor: einen Strich in der Mitte des zweiten Satzes und zwei Striche im Dritten. Diese Kürzungen finden sich auch alle in Rachmaninows eigener Einspielung, werden heute aber nur noch sporadisch angewandt.

In seiner Dreisätzigkeit orientiert es sich aber im allgemeinen an der Form, wie sie für ein Solokonzert in der Romantik üblich war.

Allegro ma non tanto

Der erste Satz beginnt nach einer 2-taktiken Orchestereinleitung mit dem berühmt gewordenen Thema, das vom Klavier in Oktaven vorgetragen wird und das sich durch das gesamte Konzert zieht. Auf Grund seines wehmütigen Charakters, seiner Einfachheit und seinem vermeintlich besonders russischem Klang hielten viele das Thema für die Bearbeitung eines russischen Volksliedes oder Kirchenliedes. Dem widersprach der Komponist entschieden, indem er über sein Thema sagte „Es hat sich einfach von selbst komponiert.“

Rachmaninow schrieb später[1] noch eine zweite Kadenz für den ersten Satz, die heute als Standardkadenz in den Noten gedruckt ist und von etwa zwei Dritteln der Pianisten gespielt wird, da sie einfacher und kürzer (da schneller) ist und auch Rachmaninow selbst immer nur diese Kadenz spielte. Vladimir Horowitz sagte dazu: „Die Kadenz bereitet das Ende des Konzertes vor. Die [Original-]Kadenz ist eine Endung in sich. Es ist nicht gut, das Konzert zu beenden, bevor es zu Ende ist!“ Russische Pianisten bevorzugen allerdings i. d. R. die klanggewaltigere Original-Kadenz, die heute als ossia gedruckt wird.

Intermezzo: Adagio

Der 2. Satz im 3/4-Takt beginnt mit einem schwermütigen typisch russischen Thema, auf das das Anfangsthema in veränderter Form folgt.

Finale: Alla breve

Der 2. Satz geht ohne Pause in den finalen Schlusssatz über, der Taktwechsel vom 3/4-Takt zum Alla breve und die veränderte Atmosphäre machen aber deutlich, dass hier ein neuer Satz angefangen hat. Die den Schlusssatz einleitende Klavierkadenz wird gelegentlich als etwas zu konventionell kritisiert. Der Schlussabsatz Vivacissimo, dessen Siegeshymne sich aus den Seitenthemen des 1. und des 3. Satzes zusammensetzt, ist der Höhepunkt des gesamten Konzerts, das im Klangrausch eines strahlenden D-Dur endet. Betrachtet man den einfachen Anfang des Konzerts in D-Moll, kann man sehen, dass das gesamte Werk dem Prinzip „per aspera ad astra“ folgt.

Neue Popularität durch den Film Shine

Der 1996 unter der Regie von Scott Hicks und mit Geoffrey Rush in der Hauptrolle gedrehte Film Shine (deutscher Titel Shine - Der Weg ins Licht) brachte dem 3. Klavierkonzert einen enormen Popularitätsschub. Der Film erzählt die wahre Geschichte des australischen Pianisten David Helfgott, der nach einem Konzert in London, in dem er das 3. Klavierkonzert spielt, einen Nervenzusammenbruch erlebt, der ihn viele Jahre in Anstalten dahinvegetieren lässt, bis er über seine große Liebe langsam zurück ins Leben findet und sein Comeback schafft. Durch den Film gewann nicht nur das 3. Klavierkonzert, das sich durch den ganzen Film zieht, an enormer Berühmtheit, so dass es inzwischen wohl noch bekannter als Rachmaninows 2. Konzert ist, auch David Helfgott wurde durch den Film sehr berühmt. In der Folgezeit erreichte eine Einspielung des 3. Klavierkonzerts mit David Helfgott Platz 1 der Klassik-Charts in mehreren Ländern, auch wenn Kritiker an der Einspielung wenig Gutes fanden.

Einspielungen

Da das 3. Klavierkonzert zum Standardreportoire aller großen Pianisten gehört, gibt es aktuell über 130 Einspielungen (vollständige Diskographie unten). Rachmaninow selbst hat es 1939/1940 eingespielt, begleitet vom Philadelphia Orchestra unter Leitung von Eugene Ormandy. Dank dieser Aufnahme bedarf es heute keiner großen Diskussionen mehr, wie Rachmaninow sein Werk haben wollte. Die erste kommerzielle Aufnahme war aber die mit Vladimir Horowitz 1930 für His Master's Voice. Zu Horowitz' 50. Bühnenjubiläum 1978 spielte er das Werk erneut mit den New Yorker Philharmonikern unter der Leitung von Eugene Ormandy; das Konzert wurde bei RCA Records veröffentlicht. Horowitz und Rachmaninow kannten sich und Rachmaninow war begeistert von der Art, wie Horowitz seine Werke spielte.

Literatur

  • W.R. Anderson: Rachmaninov and his pianoforte concertos. A brief sketch of the composer and his style. London 1947

Weblinks

Einzelnachweise

  1. gem. der Nummerierung der Manuskript-Seiten; vgl. Norris, Geoffrey: Rachmaninoff, New York 2003, p. 123

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