- Raymond Klibansky
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Raymond Klibansky, CC (* 15. Oktober 1905 in Paris; † 5. August 2005 in Montréal) war ein europäisch-kanadischer Philosoph. Klibansky wurde bekannt mit seinen Editionen und Forschungen zu Meister Eckhart und Nikolaus von Kues.
Zusammen mit Erwin Panofsky und Fritz Saxl veröffentlichte er 1964 das Standardwerk Saturn und Melancholie. Bis zu seinem Tod war Klibansky Frothingham Professor of Logic and Metaphysics an der McGill University in Montréal.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Raymond Klibansky wurde 1905 in Paris in der Familie von Rosa Scheidt und Hermann Klibansky, einem deutschen, jüdisch-orthodoxen Weinhändler, geboren. Die Familie siedelte nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Frankfurt am Main über. Zusammen mit den Kindern von Thomas Mann und Max Weber besuchte er in Frankfurt die Schule und entwickelte Freundschaften zwischen den Familien. Weiterhin besuchte er die Odenwaldschule in Ober-Hambach.[1] Er studierte Philosophie und Philologie an den Universitäten Kiel (zumal bei Ferdinand Tönnies), Hamburg und Heidelberg bei Ernst Cassirer und Karl Jaspers. Er hielt engen Kontakt zu dem Kunsthistoriker Aby Warburg und dem Romanisten Ernst Curtius.
Klibanskys erste Veröffentlichung, die Edition des liber de sapiente des französischen Philosophen Carolus Bovillus, erschien 1927 als Anhang zu Ernst Cassirers Studie Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance. 1929 folgte die Promotion, 1931 die Habilitation an der Universität Heidelberg, anschließend eine Privatdozentur. Klibansky, der 1927 den mittelalterlichen Kommentar des Nicolaus Cusanus zu Proklos Schrift über Platons Parmenides Kommentar in der Bibliothek in Bernkastel-Kues entdeckt hatte, konnte mit seinem Heidelberger Lehrer Ernst Hoffmann die Schriften des Cusanus herausgeben.
Im April 1933 wurde er aus dem Universitätsdienst entlassen und emigriert drei Monate später, im Juli 1933, nach London. Es folgen Professuren in Oxford und Montréal. An der McGill Universität in Montréal übernimmt Klibansky 1946 den John Frothingham Lehrstuhl für Logik und Metaphysik.
Klibansky schuf sich mit seinen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über den christlichen Philosophen Nikolaus von Kues und den mittelalterlichen Mystiker Meister Eckhart ein international beachtetes Renommee. In Zusammenarbeit mit Erwin Panofsky und Fritz Saxl arbeitete er die Geschichte vom Begriff der Melancholie von der Antike bis zur Renaissance auf. Klibansky ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen über das Werk Platons und die platonische Tradition im Mittelalter. Große Anerkennung wurde ihm zuteil, weil er die Philosophie bei der UN-Bildungsorganisation UNESCO verankerte.
Neben seiner Professur an der McGill war Raymond Klibansky Gastprofessor in aller Welt, darunter bereits in den 70er-Jahren in Teheran und Tokio. Seit 1957 war Klibansky auch Ordentlicher Professor außer Dienst an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg. 1970 wurde er emeritiert und 1986 zum Ehrensenator der Universität ernannt. 1993 erhielt er den Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Klibansky lebte in Montréal und Oxford. Zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag ist er im August 2005 in Montréal gestorben.
Werke
Zuletzt erschienen:
- Erinnerungen an ein Jahrhundert. Gespräche mit Georges Leroux, 2001. Die als Gespräch mit einem Schüler abgefasste Autobiografie ist so etwas wie "eine kleine Summe des zwanzigsten Jahrhunderts" (Kurt Flasch in der FAZ, 13. August 2001).
Literatur
- Martin Meyer: "Das dunkle Licht der Melancholie. Zum Werk von Klibansky, Panofsky und Saxl." In: NZZ, 22. Juni 1990.
- Raymond Klibansky u. Patrick Conley: "Die Grenzen des akademischen Lebens sprengen. Ein Gespräch über Ernst Cassirer und die Bibliothek Warburg." In: Merkur. Jg. 50, H. 3 (März 1996): S. 274-277.
- Horst Günther: "Kosmopolit der Vernunft." Nachruf in: NZZ, 15. August 2005. (Online-Version)
Film
- Raymond Klibansky. De la philosophie à la vie. Regie: Anne-Marie Tougas (Kanada 2002)
- Vom lebendigen Geist zum Geist der Moderne. Eine Geschichte der Universität Heidelberg. Regie: Mario Damolin u. Bernhard Kilian (1997)
Einzelnachweise
Weblinks
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