- Reederei A. Kirsten
-
Die Reederei A. Kirsten in Hamburg war eine der ältesten deutschen Reedereien.
Geschichte
Ursprünglich wurde sie 1827 als Maklerfirma gegründet, wirkte Jahrzehnte lang als Agentur, bis 1878 Adolph Kirsten mit mehreren in Deutschland gebauten Dampfschiffen das Reedereigeschäft aufnahm.
Die Kontorflagge ähnelte dem Antwortstander A aus dem Flaggenalphabet: Dieser, ein spitz zulaufender Wimpel mit senkrechten abwechselnd rot und weißen Streifen, hatte ihr in Seefahrtkreisen den Namen fett und mager ( gestreifter Speck) eingebracht. Die Schornsteinfarbe schlicht und einfach schwarz. Da Adolph Kirsten ein großer Shakespeare-Verehrer war, erhielten fast alle Schiffe von Anfang an Namen aus Werken des englischen Dichters.
Kirsten begann mit Liniendiensten nach Großbritannien, versuchte sich dann mit Linien zur Westküste Südamerikas und nach Indien. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges besaß die Reederei 29 Schiffe mit fast 30.000 BRT. Davon verblieb ihr nach dem Krieg lediglich ein Restbestand von acht Schiffen. Der ursprüngliche Geschäftszweig als Agentur half beim Wiederaufbau des Reedereigeschäfts. Zunächst beschränkte man sich wieder auf das angestammte Fahrtgebiet Hamburg-London, später erweiterte Kirsten seine Fahrtgebiete von London bis in die Rheinhäfen hinauf. Es folgten Trampfahrt zum Mittelmeer und Nordwestafrika. Der 2. Weltkrieg endete erneut mit dem Verlust fast der gesamten Flotte mit Ausnahme des 1047 BRT Dampfers Jessica Baujahr 1908 und des Frachtdampfers "Ophelia", die noch bis in die späten 1940er Jahre als Sperrbrecher 172 bei der GMSA weiterfuhr.
Die traditionell guten Beziehungen der Reederei mit England ermöglichten bereits 1949 die Wiederaufnahme der Dienste im Bereich London, Rotterdam und den Rhein hinauf. Neue Wege beschritt die Reederei mit Einrichtung der Hamburg-Chicago-Linie, die sie ab den frühen 1950er Jahren sehr erfolgreich gemeinschaftlich mit der Reederei Sartori & Berger betrieb. Für die dafür in Auftrag gegebenen Neubauten mussten strikt die maximalen Längen von 79 Metern eingehalten werden, die von den 29 Schleusen auf dem Sankt-Lorenz-Seeweg auf die Großen Seen hinauf vorgegeben waren. Die Dienste auf dem Rhein wurden von London bis hinauf nach Basel ausgedehnt, wobei die Kirstenschiffe ins Auge fielen, weil sie als einzige mit richtigen Rettungsbooten ausgerüstet waren.
Die drei in den Jahren 1957/58 von der Stülckenwerft abgelieferten 5000-Tonner (Gesamtlänge 106 Meter) Virgilia, Valeria und Volumnia waren zwar speziell für den winterlichen Nordatlantik und die Große-Seen-Fahrt äußerst robust gebaut, aber dennoch in mehrfacher Weise am künftigen Bedarf völlig vorbei geplant. Sie waren von einer einzigen Ausnahme abgesehen (die jedoch vom Helgen weg gleich weiter verkauft wurde) die größten Schiffe, die A. Kirsten je in Auftrag gegeben hatte. Trotzdem waren sie durch ihre inzwischen zu geringe Ladungskapazität wegen des seit 1959 großzügig ausgebauten Sankt-Lorenz-Seewegs, der seitdem auch das Befahren der Großen Seen mit sehr großen Seeschiffen gestattete, nicht mehr konkurrenzfähig und konnten deshalb in späteren Jahren nur noch zu unbefriedigenden Raten für einzelne Reisen in wechselnden Fahrtgebieten oder in timecharter beschäftigt werden. Sie mögen – neben dem gleichzeitigen Strukturwandel in der Englandfahrt – wohl auch dazu beigetragen haben, dass die Reederei A. Kirsten im Jahr 1975 nach 148-jährigem Bestehen Konkurs anmelden musste.
Wikimedia Foundation.