Liniendienst

Liniendienst

Linienschifffahrt bezeichnet, im Gegensatz zur Trampschifffahrt, Schiffsverkehre die mehrere Häfen innerhalb eines Fahrplanes anlaufen. Sie zählen somit zum Linienverkehr. Je nach Strecke, Fahrtgebiet und Ladungsaufkommen können auf Liniendiensten auch mehrere Schiffe eingesetzt werden. Dies erhöht die Anzahl der Hafenanläufe, die Ladung kann schneller abtransportiert werden, die Kundenzufriedenheit wird erhöht. Da die Einführung eines Liniendienstes hohe materielle (Schiffe) und organisatorische Probleme (Fahrpläne, Stauung) mit sich bringt, ist es in der Seefahrt üblich, dass Reedereien sich für bestimmte Linien zu Linienkonferenzen zusammenschließen.

Üblich sind Liniendienste in der RoRo- und in der Containerschifffahrt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die konventionelle Linienschifffahrt 1870-1965

Die Cap San Diego, Beispiel für ein konventionelles Linienschiff

Bis ca. 1870 gab es gelegentliche Versuche, Liniendienste mit Segelschiff durchzuführen, aber hauptsächlich wurde Ladung durch in der Trampschifffahrt operierende Segler transportiert. Die Weiterentwicklung der Dampftechnologie und die Einführung von Telegrafennetzen, gab den Reedern die technischen Möglichkeiten an die Hand, verlässliche Liniendienste mit Dampfschiffen durchzuführen. Ab 1870 entwickelte sich die Linienschifffahrt stürmisch. Die wichtigsten Handelsrouten führten von Europa zu den Kolonien in Asien, Afrika und Südamerika, in Deutschland beispielsweise betrieben durch die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) nach Nordamerika und die Woermann-Linie und die Deutsche Ost-Afrika-Linie (DOAL) nach Afrika.

Bis in die 1970er Jahre hinein war das klassische Linienschiff ein vielseitig nutzbares Stückgutschiff, meist mit eigenem Ladegeschirr, welches in der Lage war eine Mischung aus verschiedenen unterschiedlichen Ladungen (Fertigwaren, Halbfertigwaren, Massengut, Kühlladung, Passagiere, vielfach auch mit Tanks für unterschiedliche flüssige Ladungen ausgerüstet) zu transportieren. Diese Vielseitigkeit führte in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Bau von sehr teuren, komplexen Spezialschiffen, welche exakt auf ihre Fahrtgebiete zugeschnitten waren. Ein Beispiel hierfür ist die Pointe Sans Souci, der Compagnie Générale Maritime. Dieses Schiff war für die Europa-Karibik-Fahrt gebaut worden, hatte eine Tragfähigkeit von 8000 Tonnen und Luken für Kühlladung, Container, Fahrzeuge, Ladung auf Paletten. Es war mit Beladungseinrichtungen für Bananen, einer RoRo-Rampe und Tanks für Rum ausgestattet.

Der Bau, Unterhalt sowie Be- und Entladung dieser Schiffe waren extrem teuer. Das vermehrte Aufkommen von Massengutfrachtern, die zu niedrigeren Frachtraten arbeiten konnten, die Unabhängigkeit der meisten Kolonien, aber hauptsächlich die Verschiebung der Haupthandelsrouten zu den industriellen Zentren Europas, Nordamerikas und Japans führten zu Problemen in der konventionellen Linienschifffahrt. Die Befrachter aus dem industriellen Bereich wollten schnellere, sichere und günstigere Transporte. Die Reeder benötigten Schiffe, welche nicht die Hälfte ihrer Einsatzzeit zum Laden und Löschen im Hafen lagen. Ende der 1960er Jahre gab es mehrere unterschiedliche Versuche der deutschen (unter anderem mit dem Trampko und dem 36L-Typ) und britischen Werften, mit Serien von billigen Typschiffen die Baukosten zu senken. Die Werft Blohm + Voss versuchte zwischen 1967 und 1971 mit ihrer revolutionären Pioneer-Klasse (preisgünstige Erstellung nach dem Baukastenprinzip mit weitestgehendem Verzicht auf gebogene Bauteile, gleichzeitig in unterschiedlichen Variationen lieferbar) vergeblich die zunehmende Spezialisierung aufzuhalten.

Die Container-Linienschifffahrt 1960-heute

Containerschiff Colombo Express (8.750 TEU)

Die Lösung war die Standardisierung des Ladegutes. In den USA gab es seit 1956 Seeverkehr mit Containern durch die Sea-Land-Incorporation. Durch die Standardisierung der Abmessungen der Ladeeinheiten konnte die Containerrevolution beginnen. 1966 startete Sea-Land den ersten Container-Liniendienst über den Nordatlantik. Für die Linienschifffahrt bedeutete das massive Investitionen in Containerschiffe, Hafeninfrastruktur und Ladungsumschlag. Dies führte zu Konkursen, Neugründungen und Fusionen sowie einer Diversifikation der gesamten Seeschifffahrt. Spezialschiffe transportieren heute die Ladungen, welche früher durch Mehrzweck-Stückgutschiffe transportiert werden konnten (Autotransporter, Produktentanker, Mini-Bulker). Linienschifffahrt ist heute Teil des kombinierten Verkehrs, die Reedereien bieten nicht nur reinen Seetransport, sondern steuern meist die Abwicklung der gesamten Transportkette von Tür zu Tür.

Literatur

  • M. Stopford: Maritime Economics. Routledge, London 1997, ISBN 0415153107

Siehe auch


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