Reflexvisier

Reflexvisier
Blick durch ein Reflexvisier

Reflexvisiere, auch Kollimatorvisiere, Rotpunktvisiere, Red Dot oder Leuchtpunktzielgeräte sind optische Visiereinrichtungen für Schusswaffen und kleinere astronomische Fernrohre.

Im Gegensatz zu Zielfernrohren bieten Reflexvisiere keine Vergrößerung, es gibt allerdings Zielfernrohre (2–5×) mit einem Leuchtpunkt als Absehmarkierung. Reflexvisiere weisen meist kein klassisches Absehen (Fadenkreuz) auf, sondern nur einen rot, gelb, grün oder blau leuchtenden Punkt. Durch diese Bauweise kann sowohl präzise als auch sehr schnell über kurze und (kürzere) mittlere Distanzen anvisiert werden.

Reflexvisiere eignen sich deshalb auch für Kampfeinsätze auf engem Raum (CQB, „Close Quarters Battle“).

Als Erfinder wird oft das schwedische Unternehmen Aimpoint genannt. Frühere Systeme fanden sich allerdings bei den Bordwaffenvisieren der Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkriegs und in den Ringvisieren der Flakwaffen, die unter Nutzung des Effekts der Newtonschen Ringe konstruiert waren.

Die weitgehend verschränkungs- und parallaxenfreien Reflexvisiere finden sich auch bei Messgeräten und Kameras (im Leuchtrahmensucher) wieder.

Inhaltsverzeichnis

Prinzip

Ein Reflexvisier ist eine besondere Form eines Head-Up-Displays. Ein leuchtender Zielpunkt (oder auch ein anderes Absehen) wird über einen halbdurchlässigen Spiegel in das Auge des Schützen reflektiert. Eine Linsenoptik (Kollimator) sorgt dafür, dass dieses Absehen dem Schützen im Unendlichen (oder aber bei näher liegendem Ziel entsprechend näher fokussiert) erscheint. Der Schütze sieht also gleichzeitig durch den halbdurchlässigen Spiegel das Ziel und das über den Spiegel reflektierte Absehen. Da der Lichtstrahl des Absehens genau aus der Richtung der Visierlinie in das Auge fällt, erscheint das Absehen unabhängig von der relativen Position des Auges zur Visiereinrichtung immer am richtigen Ort.

Vorteile gegenüber anderen Visieren

  • Das Ziel wird mit beiden Augen anvisiert. Dadurch bleiben das räumliche Sehen und das volle Gesichtsfeld erhalten.
  • Die beim Visieren über Kimme und Korn üblichen Zielfehler Feinkorn, Vollkorn oder geklemmtes Korn existieren beim Reflexvisier nicht.
  • Da der Zielpunkt mittels Optik ins Unendliche abgebildet wird, kann das Auge auf Zielpunkt und Ziel gleichzeitig fokussieren. Das ist bei Kimme und Korn, die viel näher am Schützen liegen, nicht möglich, so dass immer entweder die Visiereinrichtung oder das Ziel leicht unscharf gesehen werden.
  • Der leuchtende Zielpunkt macht ein Visieren auch bei Dunkelheit möglich, solange das Ziel selbst noch sichtbar ist. Um durch den Leuchtpunkt selbst nicht geblendet zu werden, lässt sich dessen Helligkeit selbst bei einfachen Modellen einstellen.
  • Im Gegensatz zu jeder Art von Zielbeleuchtung (wie Laser oder an die Waffe montierte Lampen) sind Reflexvisiere in Deutschland auch für das Jagd- und Sportschießen nach dem Waffenrecht zulässig.
  • Das Ziel wird nicht wie bei den Zielbeleuchtungsverfahren darauf aufmerksam gemacht, dass es anvisiert wird.

Nachteile

  • Wie viele Zieloptiken können auch Reflexvisiere bei plötzlichem starken Temperaturabfall oder versehentlichem Anhauchen bei niedrigen Temperaturen beschlagen; eine Ausnahme sind neuere Visiere mit einer Lotuseffekt-Beschichtung wie LotuTec, AquaDura, Nano-Protection oder ähnliche Produkte.
  • Wie auch ein Fernglas, eine Fensterscheibe oder ein Zielfernrohr reflektiert die Linse des Reflexvisiers Sonnenlicht und ist deshalb für Wild oder Gegner unter Umständen gut sichtbar. Um dieses Problem zu beheben, gibt es beispielsweise als „Killflash“ vertriebene wabenartige Einsätze, die Reflexionen verhindern.
  • Die meisten Reflexvisiere benötigen eine zusätzliche Energiequelle für den Leuchtpunkt. Einzelne Modelle können mit Hilfe von Lichtleitern jedoch bei Tageslicht ohne zusätzliche Energiequelle arbeiten oder verwenden die in manchen Staaten verbotenen Tritium-Lichtquellen, die länger als zehn Jahre funktionieren.
  • Reflexvisiere tragen bei Faustfeuerwaffen stark auf. Die Waffen lassen sich mit diesen Visieren nicht in den üblichen Holstern führen.

Montage

Montiert werden Reflexvisiere bei Schusswaffen normalerweise auf Picatinny-Schienen, Weaver- oder 11-mm-Prismenschienen und auch Suhler Einhakmontagen, die wiederum auf dem Waffenlauf befestigt sind. Eine Montage anstelle eines Zielfernrohrs ist meist möglich. Bei Pistolen werden sie auch auf Bridgemontagen befestigt, die dann allerdings eine Visierung über Kimme und Korn nicht mehr zulassen. Durch ihr geringes Gewicht lassen sie sich fast überall montieren – auf Pistolen ebenso wie auf Sturmgewehren.

Siehe auch

  • Telrad-Sucher – Ein in der Astronomie verwendetes Reflexvisier

Weblinks

 Commons: Reflexvisiere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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