Regenschirm

Regenschirm
Regenschirme im Einsatz
geschlossene Regenschirme
Einzelteile eines Schirms
Traditioneller Schirmfachhandel in London

Ein Regenschirm (selten, zumeist regional auch noch frz. Parapluie, altösterreichisch Paraplui genannt) ist ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand; er besteht aus einer Plane aus Stoff oder heute meist Nylon und Polyamid, die auf Kiele gespannt ist und an einem langen lotrecht aufgesetzten Stiel in die Höhe gehalten wird und soll vor Wettereinflüssen schützen. Zum Halten besitzt der Regenschirm einen Griff, meist in Form eines gebogenen Spazierstock-Griffes oder eines Knaufs. So schützt der (tragbare) Regenschirm vor Niederschlägen. Entworfen und angefertigt werden Regenschirme traditionell von Schirmmachern, heute beherrscht jedoch die industrielle Produktion den Markt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste schriftliche Erwähnung eines Regenschirms stammt aus dem Jahr 802. Damals schickte der Abt Alcuin von Tours dem Bischof Arno von Salzburg einen solchen mit den Worten "Ich sandte dir ein Schutzdach, damit es von deinem vereehrungswürdigen Haupte den Regen abhalte."

Die frühe Geschichte des Regenschirms ist eigentlich die des Sonnenschirms: Erst im späten 17. Jahrhundert finden sich Hinweise darauf, dass Schirme als Regenschutz verwendet wurden. Unterschiede bestanden nur in der wasserdichten Ausführung des Daches. Am Beginn des 19. Jahrhunderts waren auch Regenschirme in Mode, die mit Hilfe eines metallenen Erdungsbandes als Blitzschutz eingesetzt wurden.[1]

In China wurden Regenschirme früher aus Bambusgestänge und Ölpapier gefertigt. Heute werden Schirme aus imprägnierter Baumwolle, Kunststoff und Nylon mit ausziehbarem Stahlgestänge hergestellt. Der zusammenfaltbare Regenschirm, der bei Nichtverwendung möglichst wenig Platz einnimmt, wurde 1928 von dem Bergassessor a.D. Hans Haupt[2] aus Breslau erfunden, wobei es im späten 17. Jahrhundert bereits erste Versuche in diese Richtung gab. Dieses Modell ließ er sich 1930 patentieren und nannte es Knirps. Die Serienherstellung der später bekanntesten deutschen Schirmmarke übernahm ab 1932 Fritz Bremshey. Die Produktion in Deutschland wurde allerdings 1999 eingestellt. Einer der bedeutendsten Schirmhersteller in der Bundesrepublik ist die Heinrich Zangenberg GmbH & Co. KG in Wallenhorst, die 1876 in Osnabrück gegründet wurde. 1962 belief sich die Jahresproduktion des Schirmherstellers auf 1.100.000 Stück. 450 Mitarbeiter stellten die Schirme in Fließbandfertigung für die Firma Zangenberg her.
Nach jahrelanger Stagnation besann man sich neu auf Hightech, Design und Leichtbaumaterialien und hatte das Erfolgsrezept für steigende Absatzzahlen gefunden.[3] 2007 gingen in Deutschland 25 Millionen Regenschirme über die Ladentheke, nur 50 000 Stück davon waren aus einheimischer Produktion.[4] Produziert wird heute aber hauptsächlich in Fernost. China liefert 98 % aller Schirme.

Typen

Man kann Regenschirme nach folgenden Gesichtspunkten unterscheiden:

  • Anzahl der Streben (auch Stangen, Speichen oder Segmente genannt): Üblich sind 8 Segmente, aber auch 6, 7, 10, 12 oder 16 Segmente sind zu finden. Der Schirm wird mit wachsender Segmentzahl immer "runder" und durch den Einbau weiterer Streben schwerer und stabiler.
  • Stock und Stangen starr oder flexibel:
    • Langschirm (auch „Long“): Schirm, dessen Stangen nicht klappbar sind und dessen Stock nicht teleskopierbar ist
    • Taschenschirm: kleiner faltbarer und teleskopierbarer Schirm
      • Mini-Taschenschirm: kleiner Taschenschirm, dessen Stock mehrfach teleskopierbar ist und dessen Stangen mehrfach geklappt werden
        • Piccolo: Mini-Taschenschirm, der kleiner als 20 cm im zusammengelegten Zustand ist
  • Anwendungszweck:
    • Portierschirm oder Gastschirm: um mal jemanden zum Auto zu geleiten, groß
    • Golfschirm: groß, auch sonnenfest, kann in den Rasen gerammt werden und ist auch im Golfbag gegen Beschädigung der Bespannung geschützt
    • Anglerschirm: dauerregenfest, sehr groß, kann im aufgespannten Zustand in die Erde gesteckt werden
    • Trekkingschirm: leicht, Sonderfunktionen, stabil[5]
    • Kofferschirm: Spitze und Griff lassen sich abschrauben
    • Selbstverteidigungsschirm: stabil gearbeitet, um ihn als Schlag- oder Hebelwaffe zu verwenden[6]
    • Brautschirme
    • Künstlerschirme
    • Motivschirme
    • Stützschirme
  • Form und Größe neben der normalen Ausführung:
    • Pagodenschirm
    • Glockenschirm
    • Kinderschirm
    • Nubrella, ein kugelartig überstülpbarer Schirm[7]


  • Automatikschirme können mit einer Hand geöffnet werden. Als Öffnungshilfe dient eine Schraubendruckfeder, im zusammengeklappten Zustand wird der Schirm mit einem Haken gehalten, der mit einem Tastendruck gelöst wird. Automatikschirme gibt es als Langschirm und Taschenschirm.
    • Vollautomatikschirme lassen sich auf Knopfdruck öffnen und schließen. Die Spannfedern werden beim mechanischen Zusammenschieben erneut gespannt.

Schwachstellen

Schirme unterliegen nach häufigem Gebrauch einem Verschleiß. Reparaturen werden schwerpunktmäßig an folgenden Punkten vorgenommen:

  • Speichen erneuern ca. 30%
  • Schieber erneuern ca 25%
  • Nieten ersetzen ca. 20% (Hohlnieten gegen Massivnieten, für besseren Halt)
  • Kugelspitzen erneuern und sonstige Näharbeiten ca. 15%
  • sonstige Kleinreparaturen, Top erneuern, Mittelfeder wechseln, Gabelhäkchen ersetzen usw. ca. 10%[8]

Übersicht

Details

Kugelspitzen

Auswahl an verschiedenen Speichen-/Kugelspitzen
Bei B und D ist eine Schieberkappe zum verschließen und bündeln der Speichenspitzen

Die Verbindung von Schirmdecke mit den Speichenenden wird mit einer Naht in den Speichenspitzen vollführt. Dafür werden verschiedene Arten von Spitzen angewandt. Das Material reicht von einfachem Draht über Spritzguss-Hülsen und Kunststoff sowie Holz.

  • A: Beispiel eines „Billig-Produktes“ ist das Loch in der Speiche
  • B: verchromte Kugelspitze
  • C: geschwärzte Kugelspitze
  • D: Kunststoffspitze (fasst jeweils 2 Speichenenden)
  • E: Große Kunststoffkugelspitze (Sicherheitsspitze) an einem Kinderschirm

Schirmkunst

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Regenschirm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: (Regen)schirme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Exoten

Einzelnachweise

  1. Johann Conrad Gütle: Allgemeinen Sicherheits-Regeln für Jedermann bei Gewittern, in Ermangelung eines Blitzableiters den Gefahren des Blitzschlages auszuweichen. 1805
  2. Marken des Jahrhunderts Knirps
  3. Wiedergeburt eines Klassikers
  4. Managermagazin: Immer wenn es regnet
  5. Praxistest des Wandermagazins
  6. real-self defense
  7. Beide-Hände-Frei-Schirm
  8. Freiwillige Selbstauskunft (E-Mail; Stand: 28. September 2010) aus dem Fachhandel Schirmhaus-Doppler ohne Anspruch auf Vollständigkeit
  9. Kyo Wagasa Seite engl.

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  • Regenschirm — [Wichtig (Rating 3200 5600)] Bsp.: • Du kannst einen Schirm vom Kiosk ausleihen, Liebling. • Es regnet. Hast du deinen Regenschirm? …   Deutsch Wörterbuch

  • Regenschirm — (Parapluie), tragbares, zum Zusammenfalten eingerichtetes Dach, womit man sich gegen das Naßwerden durch den Regen schützt; es besteht aus einem geraden Stab aus Holz, Fischbein od. Metall, an welchem einige Zoll von oben herab 6.–8 Stäbe von… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Regenschirm — Regenschirm,der:1.〈aufspannbarerRegenschutz〉Schirm;Parapluie(veraltet)+Taschenschirm·Knirps(Wz)♦umg:Musspritze(scherzh);Gewitterflinte(landschscherzh)–2.gespanntwieeinR.:⇨gespannt(1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

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  • Regenschirm — Gespannt wie ein (aIter) Regenschirm: sehr begierig, neugierig. Der scherzhaft groteske redensartliche Vergleich ist etwa seit 1900 aufgekommen.{{ppd}}    Den Regenschirm zumachen: Umschreibung für sterben, besonders im alemannischen Sprachgebiet …   Das Wörterbuch der Idiome

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