Sonnenschirm

Sonnenschirm
Sonnenschirm
Dame mit Sonnenschirm, um 1630–50
Der Sonntagsspaziergang (1841) von Carl Spitzweg
Der persische König Xerxes I. unter einem Sonnenschirm

Der Sonnenschirm (selten auch frz. Parasol genannt) ist ein Gebrauchsgegenstand, der verwendet wird, um vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Er ist ein Erzeugnis des Schirmmachers, wird heutzutage aber überwiegend industriell hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Ebenso wie ein Regenschirm besteht er aus einer Bespannung aus Stoff oder Kunststoff, die über Speichen gespannt ist und von einem lotrecht aufgesetzten Stiel in die Höhe gehalten wird. Sonnenschirme, deren Standrohr außerhalb der Schirmfläche steht, werden als Freiarmschirme, Ampelschirme, Galgenschirme oder auch als Seitenmastschirme bezeichnet.

Geschichte

Während in Mitteleuropa Sonnenschirme heute fast nur noch als große, stehende Schirme (z. B. in Straßencafés und auf Balkonen) vorkommen, wurden sie bis ins frühe 20. Jahrhundert ausschließlich in der Hand getragen. Von Regenschirmen unterschied diese frühe Variante hauptsächlich die nicht wetterfeste Ausstattung und die oft geringe Größe der Bespannung.

Der Sonnenschirm ist weitaus älter als der Regenschirm. Erste Darstellungen finden sich im Altertum in Ägypten, Persien und China. In altgriechischen (z. B. Aristophanes) und altrömischen Texten (z. B. Martial) werden sie erwähnt.[1] Bei den frühen Formen handelt es sich für gewöhnlich um große, von Dienern gehaltene Baldachine. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde daraus der kleine, in einer Hand zu tragende Sonnenschirm entwickelt. Bis um ca. 1915/20 war er ein unerlässliches Accessoire der Damen bei Aufenthalt im Freien. Die Größe und Farbe des Schirms, die Länge des Stiels und die Anzahl der Speichen wechselten mit der Mode.

Vornehme Blässe

In Ländern südlicheren Breitengrades wie Japan oder auch Spanien werden tragbare Sonnenschirme auch heute verwendet, praktisch ausschließlich von Frauen, nicht nur, um sich vor der heißen Sonne zu schützen, sondern auch, um nicht braun zu werden.

Hier gilt nämlich nicht Hautbräune, sondern der vornehme helle Teint der Haut als Attraktivitätsmerkmal einer Frau, denn in diesen Ländern wird, wer sich im Sommer im Freien bewegt, ohne viel Zutun durch die intensive Sonneneinstrahlung auf jeden Fall braun.

Im Freien bewegen sich traditionell nur die „niederen“ Berufe: Bauern, Bauarbeiter etc. So war die weiße Haut ein Zeichen für einen höheren Stand, für Leute, die (wenn sie überhaupt arbeiteten) ihre Arbeit im Haus ausüben konnten. Auch wenn dieser Hintergrund teilweise verlorengegangen ist, schützen sich heute viele Japanerinnen jeden Alters und ältere Spanierinnen mit tragbaren Sonnenschirmen, die kleiner und leichter sind als Regenschirme.

Moderne Schirme

Mit der aufkommenden Diskussion über die schädigende Wirkung der UV-Strahlung hat die Entwicklung der Sonnenschirme seit ca. Mitte der 1980er-Jahre einen neuen Aufschwung genommen. Teilweise basierend auf den Ideen des Membranbau-„Papstes“ Frei Otto, gibt es heute eine Vielzahl von Varianten (vom traditionellen Mittelmastschirm über den Tulpenschirm – mit kelchförmiger Membran – bis hin zum Dreieckschirm für die Eckbeschattung) und Größen, als Standardschirme mit bis zu 10 m Durchmesser. Bedingt durch die größeren Abmessungen der Schirme und das Schutzbedürfnis (gegen UV-Strahlung) sind die Anforderungen an das Material stark gestiegen, so dass heute hauptsächlich Aluminium, Polyester und Acrylfasern zum Einsatz kommen.

Weitaus größere Schirme (z.B. 30 × 30 m) werden meist im Rahmen von Einzelprojekten gebaut, z. B. für die Pilgerstätten in Saudi-Arabien, durch netzwerkartig organisierte Spezialfirmen (Architekten + Membranbauer + Stahlbauer + Montagefirmen), wobei Materialien wie Stahl und PTFE zum Einsatz kommen.

Weblinks

 Commons: Sonnenschirme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. William Sangster, Umbrellas and their History

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