- Bremer Dialekt
-
Bremer Dialekt Gesprochen in
Bremen, umliegende Landkreise Sprecher ungefähr 1.000.000 Linguistische
KlassifikationDer Bremer Dialekt (bremisch: Bremer Schnack, auch: Bremer Snak) ist ein Regiolekt, der vorwiegend in und um Bremen gesprochen wird. In Delmenhorst findet sich dann eine Mischform mit dem Oldenburger Platt.
Inhaltsverzeichnis
Die Sprache
Der Bremer Dialekt ist ein hochdeutscher Regiolekt mit niederdeutschen Elementen. Er unterscheidet sich vom Standarddeutsch in Aussprache und Wortschatz. Die Sprache wird oftmals genuschelt, zudem werden Buchstaben „verschluckt“. Dies betrifft vor allem die jeweils letzte Silbe eines Wortes. Man sagt auch: „Der Bremer Dialekt kann mit wenig Kraftanstrengung gesprochen werden – man braucht die Zähne ja nicht auseinander zu machen.“ Die Intonation mehrsilbiger Wörter fällt oft nach der ersten Silbe ab.
Insbesondere ältere Sprecher trennen sp und st stets in s-p [sp] und s-t [st] statt standarddeutsch schp [ʃp] und scht [ʃt]. Dies wird klassisch mit dem Satz „Der Stadtbremer ist über den spitzen Stein gestolpert“ verdeutlicht. Eine umgekehrte Regel ist bei dem st und sp in Fremd- und Lehnwörtern englischer oder vermeintlich englischer Herkunft zu beobachten, Aussprachebeispiele: Illuschtrierte, Pischtole, Bud Schpencer. Beide Sonderregeln können auch in nur einem Wort angewandt und führen dann zu einer Umkehrung der standarddeutschen Aussprache: Wasser-s-p-ritz-Pischtole. In der Umgangssprache jüngerer Bremer nähert sich die Aussprache dem Standarddeutschen an.
Ein schönes Beispiel für den Bremer Dialekt ist auch der Begriff „Use Akschen“, der so viel wie „Unsere Aktien“(-gesellschaft) bedeuten soll. In diesem Falle ist die Schiffswerft „AG Weser“ gemeint, die allerdings schon vor Jahrzehnten in Konkurs ging.
Ausnahmen gibt es bei Wörtern, die ein u aufweisen und Wörtern, die auf g enden. Viele Bremer sprechen das Wort Burg auch wie Borg und nicht Burch aus.
Beispiele für eine abweichende Aussprache
Form im Standarddeutschen Form im Bremer Dialekt Kirche Köhrche Kirsche Köhrsche Birne Bürne Milch Möhlch/Meech Bonbon Bonschen Bremen Brem Bürgerpark Börgerpaak Burg Burch/Borg an die/an der anne in die inne in den in'n um die umme von der vonne auseinander außn’anner Haus Hus Elf (11) Ölf Wunder Wunner (ein) bisschen (’n) büsch’n Am einfachsten sind Ur-Bremer besonders im Gegensatz zu Hamburgern daran zu erkennen, dass sie meistens das "au" wie "ou" aussprechen, also "Hö’e ouf." (Hör auf.) anstatt "hö’e aauf" mit breitem "a" wie in Hamburg.
Wortschatz
Der bremische Wortschatz enthält einige Lehnwörter aus dem Niederdeutschen, die gelegentlich auch in der Schriftsprache verwendet werden. Einige Vokabeln:
Form im Standarddeutschen Form im Bremer Dialekt die feuchten Sumpf- und Marschwiesen das Bruch die Umgebung; herum umzu die Zuckerschleckstange Babbeler der Putzlappen der Feudel oder Schlatten Schon gut (als Antwort auf einen nicht für nötig empfundenen Ausspruch des Dankes) da nich für Bewohner des Ortsteils Buntentor Geelbeen [1] „Ur-Bremer“ gebürtiger Bremer Tagenbaren Umgangssprachliche Bezeichnung für den Ortsteil Woltmershausen Pusdorf[2] Bezeichnung für aus Bremen stammende, aber woanders auf der Welt lebende Menschen, oder im Bremer Umland aufgewachsene Menschen Butenbremer Gröpelingen Gröpeln Filz-Hausschuhe Puschen Puppe Daitsche Handfeger und Schaufel Feger und Mullschibbe oder Kehrblech und Ule Eisbein oder Haxe Pootschn Schlag(en) Backs(en) kleinlich pütscherich Typische Sätze eines Bremers
Form im Standarddeutschen Form im Bremer Dialekt Wie spät ist es? Wie spät ist das (am sein)? Guten Morgen! / Guten Tag! / Guten Abend! Moin! / Tach! Ich gehe zu Karstadt. Ich geh’ nach Karstadt. Es ist ja Freimarkt! Ischa Freimaak! Ich mache einen Spaziergang (um den Block). Ich geh’ um’n Pudding. Wir ziehen um die Häuser. Wir geh’n up’n Swutsch. Ich laufe um das Haus herum. Ich lauf’ ums Haus umzu. entlang/vorüber gehen längs gehen Kommen Sie alle aus der Umgebung? Komm’ Sie alle von umzu? Dafür kann ich nichts. Da kann ich nix (da)für. Da kann man nichts machen. Nütz’ ja nix. Nichts zu danken. / Bitte, gern geschehen. Da nich’ für. Unsere AG (Aktiengesellschaft AG Weser) Use Akschen Daran ist nichts zu ändern. Da kannst nichts an machen! Ich habe etwas verschüttet. Ich hab geplört! Beeile Dich! Komm inne Puschen! Ich glaube du spinnst. Du has’ wohl ’n nassen Helm auf? Das ist klebrig. Das backt (Das is backich). Beeil dich. Hau ma’ ’n Schlach ran. Literatur
- Walter A. Kreye, Volker Ernsting: Was’n in Bremen so sacht und wo ein fein auf hören muß. Verlag J. H. Schmalfeldt, Bremen 1973
- Klaus Kellner: Bremisches Wörterbuch, Kellner Verlag, Bremen 2011, ISBN 978-3-939928-55-3
Einzelnachweise
- ↑ Hochdeutsch: Gelbbein. Die volksethymologische Erklärung ist, dass die Bewohner des Stadtteils, der an der Zollgrenze zur Stadt Bremen lag, unter ihren Hosenbeinen Tabak schmuggelten, der die Beine dann gelb färbte.
- ↑ Von ugs. pusten (wehen, blasen); in Woltmershausen weht ständig ein kräftiger Wind von der Weser.
Kategorien:- Kultur (Bremen)
- Deutscher Dialekt
Wikimedia Foundation.