Reichenbach (Münnerstadt)

Reichenbach (Münnerstadt)
Reichenbach
Koordinaten: 50° 16′ N, 10° 9′ O50.262510.153888888889300Koordinaten: 50° 15′ 45″ N, 10° 9′ 14″ O
Höhe: 300 m ü. NN
Einwohner: 771 (2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 97702
Vorwahl: 09733

Reichenbach ist ein Stadtteil von Münnerstadt im Landkreis Bad Kissingen, Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort Reichenbach ist im nördlichen Bayern im Regierungsbezirk Unterfranken zu finden. Er liegt am Fuße des 402 m hohen Michelsberges (mit der Kirchenruine Michelsberg), welcher sich südöstlich des Dorfes erhebt. Durch den ursprünglich aus einem Straßendorf entwachsenen Ort fließt ein kleiner Bach, der Reichenbach. Er entspringt bei Burghausen und mündet bei Burglauer in den Fluss Lauer. Das Dorf Reichenbach ist von weiten landwirtschaftlich genutzten Flächen und größeren Waldgebieten umgeben.

Geschichte

Kaum erforscht und damit unbekannt ist, wann die ersten Siedlungen entlang des Baches Reichenbach entstanden sind. Zwar wurde in der näheren Umgebung von Reichenbach eine Münze der römischen Kaiserzeit, welche in die Zeit vor 305 n.Chr. datiert, gefunden, jedoch darf man eine Besiedlung schon im 8./9. Jahrhundert. vermuten, wie sie für das benachbarte Münnerstadt und die Fliehburg auf dem Michelsberg nachgewiesen ist.

Erstmalige urkundliche Erwähnung findet Reichenbach in einer Urkunde vom 20. März 1172. In dieser in Fulda ausgestellten Urkunde übergibt Ludwig II. von Frankenstein die Hälfte des Dorfes Reichenbach an den Fuldaer Abt Burkhard.

Die nächste Erwähnung findet Reichenbach zusammen mit Windheim in einer Urkunde vom 14. März 1243 (eine andere Quelle nennt das Jahr 1247), in welcher Graf Hermann I. von Henneberg u.a. die beiden Orte „Richenbach“ und „Winden“ dem Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg als Pfand für die Einhaltung eines Vertrages übergeben muss.

Wohl gegen Ende des 13. Jahrhunderts fiel Reichenbach (zusammen mit Windheim und Burghausen) zu einem großen Teil an die Deutschordenskommende Münnerstadt. Zu den in Reichenbach liegenden Zinsgütern gehörten damals eine Mühle und eine Ziegelei.

Besitzungen hatten zudem die Nonnen aus dem Kloster Wechterswinkel. Diese verkauften im Jahre 1320/1321 ihren Hof zu Reichenbach ebenfalls an die Deutschordenskommende Münnerstadt.

Wohl ab dem Jahre 1336 gehörte dann das ganze Dorf, mit "Eigentum, Vogtei, Gericht und was zur rechtmäßigen Herrschaft gehört", dem Deutschen Orden. Dies sollte so bis zum Jahre 1809 bleiben. Einen kurzen Besitzerwechsel gab es im Jahre 1634, als Reichenbach kurze Zeit unter schwedischer Herrschaft stand.

Ihren Lebensunterhalt verdienten die meisten Bauern Reichenbachs, nach einem Protokoll der Deutschordenskommende aus dem Jahre 1694, als Häcker. Sie dürften ihrer Arbeit wohl in den einst an den Südhängen des Michelsberg gelegenen Weinbergen nachgegangen sein. Der Weinbau in dieser Gegend ist seit 1230 durch Originalurkunden nachgewiesen, doch wurde in einer nur als Nachdruck des 19. Jahrhunderts erhaltenen Urkunde vermerkt, dass die edlen Freien Egi und Sigihilt dem Kloster Fulda alle ihre Besitzungen in Münnerstadt "cum vineis" (mit Weinbergen) schenkten. Daneben zählten Fische und Fleisch zu den von den Reichenbachern an die Deutschordenskommende verkauften Güter. Einige Frauen verdingten sich als Wäscherinnen der Deutscherren.

Reichenbacher Mühle: Noch heute steht kurz nach dem Ortsausgang, in Richtung Burglauer, die "Mühle". Die Erbauung dieser heute nicht mehr aktiven Mühle, durch einen Jörg Schmidt aus Schmalwasser, geht zurück ins Jahr 1557. Wo die bereits im 13. Jahrhundert als Zinsgut zu Reichenbach erwähnte Mühle stand, ist bislang unbekannt. Das eigentliche Mühlengebäude wurde Mitte der 1970er Jahre abgerissen.

Einen letzten "Besitzerwechsel" erfuhr Reichenbach am 1. Januar 1972, als es wie viele andere bis dahin selbständige Dörfer der Umgebung nach Münnerstadt eingemeindet wurde.[1] Außerdem hat Reichenbach momentan den jüngsten Ortsreferenten Bayerns.

Kirche

Anfangs hatten die Gemeinden Reichenbach und Burghausen eine gemeinsame Pfarrkirche, die Michelskirche auf dem gleichnamigen Michelsberg (Kirchenruine Michelsberg). Diese war im Jahre 1806 durch einen Blitzschlag zerstört worden. Der Kirchenfond wurde im Jahre 1820 an die beiden Gemeinden aufgeteilt und am 15. Juli 1860 erfolgte in Reichenbach die Grundsteinlegung für den Kirchenneubau. Bereits am 10. November 1861 fand dann die erste Taufe in Reichenbach selbst statt.

Vereine

In Reichenbach gibt es eine Vielzahl von Vereinen und Gruppierungen:

  • Brieftaubenclub 0123
  • BZV 064 "Siegertaube" Münnerstadt
  • Freiwillige Feuerwehr Reichenbach
  • Reichenbacher Sänger und Musikanten
  • Sängerkranz Reichenbach e.V.
  • s Rhönchörle
  • Verein für Gartenbau und Landschaftspflege Reichenbach

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 427

Literatur

  • Leonhard Rugel: Die Stadtteile Reichenbach, Burghausen und Windheim ehemalige Zinsdörfer des Deutschen Ordens. In: Klaus-Dieter Guhling (Redak.): Münnerstadt in Vergangenheit und Gegenwart. Beiträge zur Stadtgeschichte. Schunk, Bad Königshofen 1985, ISBN 3-92209215-2.
  • Sängerkranz Reichenbach (Hrsg.): Planfest in Reichenbach, 18. bis 26. Mai 1974. Festschrift.

Weblinks


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