Reinhard Süring

Reinhard Süring
Reinhard Süring

Reinhard Joachim Süring (* 15. Mai 1866 in Hamburg; † 29. Dezember 1950 in Potsdam) war einer der bedeutendsten deutschen Meteorologen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Süring wurde in Hamburg als Sohn des Realschullehrers Wilhelm Süring geboren. Nach Abschluss des Realgymnasiums 1885 studierte er Mathematik und Naturwissenschaft in Göttingen, Marburg und Berlin.

Ab 1887, noch als Student, war er Assistent an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Sein Interesse galt den höheren Luftschichten.

1890 promovierte er mit einer Arbeit über Die vertikale Temperaturabnahme in Gebirgsgegenden in ihrer Abhängigkeit von der Bewölkung.

Im gleichen Jahr wurde er Assistent am Preußischen Meteorologischen Institut in Berlin und mit Gründung des Meteorologisch-Magnetischen Observatoriums in Potsdam im Jahre 1892 auch dort. Die erste offizielle Wetterbeobachtung der säkularen Potsdamer Beobachtungsreihe am Neujahrstag des Jahres 1893 wurde von ihm vorgenommen. Vorgesehen war eine Wetterstation, die über sehr lange Zeiträume unter möglichst unveränderten Mess- und Randbedingungen arbeitet (säkulum = Jahrhundert).

1899 heiratete er Olga Elisabeth Wedekind. Seine 3 Töchter wurden 1900, 1904 und 1911 geboren.

Der Ballon Preussen während der Befüllung mit Wasserstoff am 31. Juli 1901

Zwischen 1893 und 1921 beteiligte er sich an zahlreichen wissenschaftlichen Ballon-Hochfahrten. Weltweites Aufsehen erregte seine Freiballon-Rekordfahrt am 31. Juli 1901, die er gemeinsam mit Arthur Berson zu wissenschaftlichen Zwecken durchführte. Anlass war die Beobachtung Richard Aßmanns mit unbemannten Registrierballons, dass in einer Höhe von 10 bis 13 km die Abnahme der Lufttemperatur mit zunehmender Höhe aufhört. Die Richtigkeit dieser Messungen wurde angezweifelt, lange sogar von Aßmann selbst. Süring und Berson stiegen mit dem Ballon Preussen am Tempelhofer Feld auf und erreichten eine Höhe von 10.800 m in einer offenen Gondel. Wenn sie auch die isotherme Schicht nicht erreichten, so konnten sie doch die Richtigkeit der Messwerte eines simultan aufgestiegenen Registrierballons bestätigen, der auf eine Höhe von 17.500 m stieg. Damit schufen sie die Voraussetzung für die Entdeckung der Stratosphäre durch Aßmann und Teisserenc de Bort im Jahre 1902.

Ab 1901 leitete Süring die Gewitterabteilung des Preußischen Meteorologischen Instituts.

Reinhard Süring - Skulptur von W. Statt (Telegrafenberg Potsdam)

Seit Ende der 1890er Jahre arbeitete Süring eng mit dem Wiener Physiologen Hermann von Schrötter zusammen, einem Pionier der Luftfahrtmedizin. 1897 begleiteten ihn auf Schrötters Bitte Versuchstiere (Kaninchen) auf einer Ballonhochfahrt. Gemeinsam mit Berson stellte er sich Schrötter als Versuchsperson im pneumatischen Kabinett des Jüdischen Krankenhauses in Berlin zur Verfügung, wobei Schrötter die physiologischen Auswirkungen des atmosphärischen Unterdrucks (Höhenkrankheit) beobachtete. 1901 und 1902 unternahmen Süring und Schrötter gemeinsame Ballonfahrten, an denen auch Berson und der Berliner Physiologe Nathan Zuntz beteiligt waren. Bereits 1901 hatten Süring und Schrötter die Höhe abgeschätzt, ab der wegen des geringen Luftdrucks auch die Atmung von reinem Sauerstoff nicht mehr genügen würde, um den menschlichen Körper selbst bei absoluter Ruhe ausreichend zu versorgen. Ihr Ergebnis lag bei 12.500 Metern.

Seit 1907 gab er gemeinsam mit Julius von Hann die Meteorologische Zeitschrift heraus, die ab 1946 mit dem Titel Zeitschrift für Meteorologie von ihm weiter geführt wurde.

Nach dem Tod Adolf Sprungs wurde Süring 1909 Vorsteher der meteorologischen Abteilung des Meteorologisch-Magnetischen Observatoriums Potsdam. In Nachfolge von Adolf Schmidt, der 1928 in Pension ging, wurde er Direktor dieses Observatoriums, das er bis zu seiner eigenen Pensionierung im Jahre 1932 zu internationalem Ansehen führte. Nachdem er zum Kriegsende die säkulare Beobachtungsreihe nahezu lückenlos über das Kriegsgeschehen in Potsdam gerettet hatte, wurde er 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht nochmals mit der Leitung des Observatoriums betraut, das als zentrale Einrichtung zum Aufbau eines einheitlichen meteorologischen Beobachtungsnetzes in der sowjetischen Besatzungszone bestimmt worden war. Er leitete das Observatorium bis zum 31. März 1950. Am 29. Dezember desselben Jahres starb Reinhard Süring, wenige Monate vor Vollendung seines 85. Lebensjahres in Potsdam.

Unter seiner Leitung wurde das Observatorium ein Wolkenforschungszentrum von internationalem Ruf. Süring gehörte zahlreichen internationalen Kommissionen an. Seine wissenschaftlichen Leistungen liegen in der Erforschung der oberen Atmosphäre sowie in der Wolken- und Strahlungsforschung. Für Generationen deutschsprachiger Meteorologiestudenten war der Hann/Süring: Lehrbuch der Meteorologie das Standardwerk.

Ehrungen

Nach Sürings Rekordfahrt mit Berson verlieh Kaiser Wilhelm II. ihm den Kronenorden IV. Klasse.

Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) verleiht die Reinhard-Süring-Plakette an Persönlichkeiten, die sich hervorragende wissenschaftliche oder organisatorische Verdienste um die Ziele der DMG erworben haben.

Im Jahre 2005 wurde in Potsdam die Reinhard-Süring-Stiftung gegründet, deren Ziel es ist, die von Süring begründete Säkularstation und das Meteorologische Observatorium auf dem Potsdamer Telegrafenberg zeitlich unbegrenzt an ihrem historischen Standort zu erhalten.

Weblinks

Quellen

  • Karl-Heinz Bernhardt, Zur Erforschung der Atmosphäre mit dem Freiballon - Die Berliner wissenschaftlichen Luftfahrten (1888-1899), Dahlemer Archivgespräche 6 (2000), 52-82.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reinhard Süring — (May 15, 1866 December 29, 1950) was a German meteorologist who was a native of Hamburg. He died in Potsdam, East Germany on December 29, 1950.He studied natural sciences and mathematics at Göttingen, Marburg and Berlin, and in 1890 earned his… …   Wikipedia

  • Reinhard-Süring-Stiftung — Die Reinhard Süring Stiftung ist eine 2005 gegründete deutsche Stiftung mit Sitz in Potsdam. Sie ist nach dem Potsdamer Meteorologen Reinhard Süring benannt. Ihr Zweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere die Erfassung,… …   Deutsch Wikipedia

  • Süring — Reinhard Süring Reinhard Joachim Süring (* 15. Mai 1866 in Hamburg; † 29. Dezember 1950 in Potsdam) war einer der bedeutendsten deutschen Meteorologen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Süring — Süring,   Reinhard Joachim, Meteorologe, * Hamburg 15. 5. 1866, ✝ Potsdam 29. 12. 1950; ab 1909 Professor und Direktor des Meteorologischen Observatoriums in Hamburg; arbeitete besonders über die Meteorologie der freien Atmosphäre ( …   Universal-Lexikon

  • Josef Arthur Stanislaus Berson — Arthur Berson Josef Arthur Stanislaus Berson (auch: Joseph Arthur Stanislaus Berson; * 6. August 1859 in Neu Sandez, Galizien; † 3. Dezember 1942 in Berlin) war ein polnisch deutscher Meteorologe und Pionier der Aerologie. Bekannt geworden ist er …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Arthur Stanislaus Berson — Arthur Berson Josef Arthur Stanislaus Berson (auch: Joseph Arthur Stanislaus Berson; * 6. August 1859 in Neu Sandez, Galizien; † 3. Dezember 1942 in Berlin) war ein polnisch deutscher Meteorologe und Pionier der Aerologie. Bekannt geworden ist er …   Deutsch Wikipedia

  • Arthur Berson — Josef Arthur Stanislaus Berson (auch: Joseph Arthur Stanislaus Berson; * 6. August 1859 in Neu Sandez, Galizien; † 3. Dezember 1942 in Berlin) war ein deutscher Meteorologe und Wegbereiter der Aerologie. Bekannt geworden ist er auch durch seine… …   Deutsch Wikipedia

  • Preussen (Ballon) — Der Ballon während der Befüllung mit Wasserstoff am 31. Juli 1901 Preussen ist der Name des Ballons, mit dem die Berliner Meteorologen Arthur Berson und Reinhard Süring am 31. Juli 1901 als erste Menschen eine Höhe von mehr als 10.000 Metern …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner wissenschaftliche Luftfahrten — Ballon Humboldt, Zeichnung von Hans Groß Als Berliner wissenschaftliche Luftfahrten wird eine Serie von 65 bemannten und 29 unbemannten Ballonaufstiegen bezeichnet, die in den Jahren 1888 bis 1899 vom Deutschen Verein zur Förderung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Schrötter von Kristelli — Hermann Viktor Anton Thomas von Schrötter, auch Hermann Schrötter von Kristelli oder Hermann Schrötter, (* 5. August 1870 in Wien; † 6. Januar 1928 in Wien) war ein österreichischer Physiologe und Mediziner. Er untersuchte die physiologischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”