Reininghaus (Unternehmerfamilie)

Reininghaus (Unternehmerfamilie)

Die Familie Reininghaus ist eine Unternehmerfamilie aus der Steiermark in Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der aus Westfalen stammende junge Unternehmer Johann Peter Reininghaus kaufte mit seiner Wiener Frau Therese Mautner Markhof [Anm. 1] 1853 [Anm. 2] das Mauthaus am Steinfeld. Es bestand aus einem Wohnhaus, einem Lagerkeller, Sudhaus, Gärkeller, Stall und einer Scheune und insgesamt fast 45 Hektar Land. Er begann, neben Bier auch Spiritus, Likör, Essig und Presshefe herzustellen. Gemeinsam mit seinem Bruder Julius Reininghaus (1823–62), der ebenfalls eine Mautner Markhof geheiratet hatte, gründete er 1855 die Firma „Brüder Reininghaus“. Die Brüder Reininghaus, beide studierte Chemiker, bauten die erste mit Dampf betriebene Brauerei der Steiermark (von der heute nur mehr das Maschinenhaus übrig ist), und meldeten mehrere Patente für Brauereigeräte an. Für einen Flüssigkeitsmess- und Kontrollapparat gewann Johann Peter Reininghaus 1867 eine Medaille auf der Pariser Weltausstellung. Um 1900 war die Reininghausbrauerei der fünftgrößte Braubetrieb Österreichs. Bis zur Jahrhundertwende hat sich auch der Landbesitz im Raum Graz verfünfundzwanzigfacht und die Reininghausgründe reichten bis zum heutigen Weblinger Gürtel. Legendär waren auch die Büffel, mit denen das Reininghausbier in Graz ausgeliefert wurde. 1893 erstreckte sich das Absatzgebiet aber schon weit über die Landesgrenzen hinaus: nach Griechenland, Ägypten, Ostindien, Sansibar und bis nach Südamerika. Johann Peter Reininghaus liebte die Kunst und wurde ein großer Unterstützer des jungen Peter Rosegger, dem er im Hof der Brauerei zum ersten Mal begegnet war und dem er ein Studium in Laibach und Graz ermöglichte. Für seine rund 700 Mitarbeiter hatte der fortschrittliche Unternehmer schon früh eine Altersvorsorge eingerichtet und neben Wohnungen auch ein Werksspital, ein Altersheim und einen Sportplatz gebaut. Für Witwen und Waisen wurde eine Stiftung eingerichtet und Therese Reininghaus engagierte sich für Mädchenschulen und die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium. Außerdem beteiligte man sich an der Gründung der Grazer Tramwaygesellschaft, am Elektrizitätswerk in Lebring und am Bau der Schlossbergbahn.

1901 verwandelte die Witwe Johann Peters, Therese, den Betrieb in eine Aktiengesellschaft. Es wurden weitere Kühlräume, riesige Keller und Hallen gebaut, bis der Erste Weltkrieg ausbrach. Nach dem Krieg fielen aufgrund der Schutzzölle gegen Österreich Exporte weg. Der Enkel Peter Reininghaus übernahm den Betrieb 1920 als Prokurist und kurbelte die Bierproduktion wieder an. Mitte der dreißiger Jahre kaufte man ein Aktienpaket der Leobner Brauerei Göss und legte so den Grundstein für die spätere Steirerbrau. In der Zwischenkriegszeit war Eggenberg mit über 15.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Marktgemeinde Österreichs. Größter Arbeitgeber war die Brauerei Reininghaus.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, emigrierte die in der Donaumonarchie zwar nobilitierte, aber nach den Nürnberger Gesetzen als nicht voll arisch geltende Familie Reininghaus. Die Brauerei geriet unter die Herrschaft der Nationalsozialisten und wurde 1944 mit der Brauerei in Puntigam zwangsfusioniert. Die Familie besaß jedoch weiter großen Grundbesitz in Graz-Eggenberg, der erst aktuell der Verwertung zugeführt werden soll (siehe Reininghausgründe). Zu den prominenten Vertretern der Unternehmerfamilie gehört auch Carl Reininghaus und der Versicherungsfachmann Eberhard Reininghaus (nach 1945 bis 1950 Generaldirektor der Münchener Rück).

Literatur

  • Die Etablissements der Brüder Reininghaus in Steinfeld bei Graz. Zusammengestellt anläßlich des Allerhöchsten Besuches der Fabriken durch … Kaiser Franz Josef I. am 7. Juli 1883. Selbstverlag, Graz 1883. [1]
  • Emma Urban-Reininghaus: 100 Jahre Brüder Reininghaus. Gedenkblätter, unseren Freunden und Mitarbeitern gewidmet. Styria, Graz 1953. [2]
  • Gerhard Michael Dienes, Karl A. Kubinzky (Hrsg.): Eggenberg. Geschichte und Alltag. Stadtmuseum Graz, Graz 1999, ISBN 3-900764-22-0.
  • Hans Ludwig Rosegger: Von der „Quetsche“ zum Großbetrieb. Die Geschichte der Firma Brüder Reininghaus, Aktien-Gesellschaft für Brauerei- und Spiritus-Industrie in Steinfeld bei Graz, Steiermark. Herausgegeben anläßlich des 75 jährigen Bestandes der Firma (1853–1928). Reininghaus A.G., Graz 1928. [3]
  • Ulrike Felber, Peter Melichar, Markus Priller, Berthold Unfried, Fritz Weber: Grundzüge, Akteure und Institutionen. Ökonomie der Arisierung, Band 1. Oldenbourg-Verlag, Wien 2004, ISBN 3-7029-0515-4, speziell S. 144.

Einzelnachweise

  1. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  2. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  3. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. Am 20. März 1926 im Alter von 94 Jahren in Graz verstorben. — Siehe: Allerlei. Österreich. (…) Therese Reininghaus †. In: Badener Zeitung, Nr. 25/1926 (XLVII. Jahrgang), 27. März 1926, S. 5 Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  2. Gilt als das Jahr der Firmengründung. – Siehe: Der Bundeskanzler bei einem Fabriksjubiläum. In: Wiener Zeitung, Nr. 228/1928 (CCXXV. Jahrgang), 2. Oktober 1928, S. 4 f. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Weblinks


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