- René Thury
-
René Thury (* 7. April 1860 in Plainpalais bei Genf; † 23. April 1938 ebenda) war ein Schweizer Pionier der Elektrotechnik. Er galt in der Fachwelt als «König des Gleichstroms».[1]
Sein Vater Jean Marc (oder Marc-Antoine[2]) Thury war Lehrer der Naturgeschichte. Ab 1874 machte René eine Lehre in der Société pour la construction d'instruments de physique (SIP) bei Emil Bürgin. Als Bürgin um 1876 die Firma verliess, wurde er sein Nachfolger. Er wurde auch Laboratoriumsmechaniker von Prof. Jacques-Louis Soret an der Universität Genf. An Bürgins Dynamo missfiel ihm, dass die Erregung aus einer Batterie gespeist wurde, und ersann die Nebenschlusserregung.
Ab 1877 baute er mit Nussberg ein dampfbetriebenes Dreirad, den Thury-Nussberg Dampfwagen[3]. Es dürfte eines der ersten in der Schweiz gebauten Autos gewesen sein.
Zur Klärung, ob es sich lohnen würde, sich finanziell an den Erfindungen Edisons zu beteiligen, wurde er 1880 in die USA entsandt. Während die anderen Experten das verneinten, blieb Thury als Edisons Mitarbeiter dort. Er erlangte dort viele Anregungen, kam aber auch zu der Überzeugung, dass Edisons Dynamos wesentlich verbessert werden könnten. Wieder in Genf berechnete und baute er für SIP in Lizenz von Edison und Zénobe Gramme Dynamos. Danach arbeitete er kurz für Bürgin & Alioth, und wechselte dann als technischer Leiter zur A. de Meuron & H. Cuénod, wo er sich entfalten konnte. Während die ersten Dynamos alle zweipolig gebaut waren, baute er ab 1882 sechspoligen Ausführung, für die er 1884 auf der Turiner Ausstellung die Goldmedaille erhielt.
Nachdem er 1885 von der Taubenlochschlucht nach Bözingen die erste Schweizer Gleichstromübertragung mit 500 Volt eingerichtet hatte, machte er noch einige Entwicklungen für elektrische Bahnen. Sein System zur Energieübertragung mit hochgespanntem Gleichstrom arbeitet mit in Serie geschalteten Generatoren und Motoren mit variabler Spannung, aber konstantem Strom. Er baute die Gleichstromübertragung:
- 1893 bei Genua
- 1897 in La Chaux-de-Fonds (14.000 V)
- 1899 zwischen St-Maurice und Lausanne (22.000 V, 3680 kW)
- Lyon–Moûtiers (100.000 V, 14.700 kW)
Er löste die Probleme bei der Kommutation und baute erste Maschinen mit Spannungen von bis zu 25.000 Volt, deren Kollektoren keine Funken zogen.
Die Kohlenminen-Bahn Chemin de Fer de La Mure von La Mure nach Saint-Georges-de-Commiers bei Grenoble setzte 1903 die elektrische Lokomotive E1 „Le Drac“ ein, deren vier Motoren zusammen 367 Kilowatt leisteten. Das von Thury entwickelte spezielle Stromsystem bestand aus einem Dreileiter-System mit einer positiven 1200-Volt-Phase, einer negativen 1200 Volt-Phase und einem „Nullleiter“ zwischen den beiden Spannungen. Die Versorgung erfolgte über eine zweipolige Oberleitung mit zwei Stromabnehmer-Paaren und den Fahrschienen als „Nullleiter“. Damit konnten hohe Leistungen übertragen, zugleich jedoch die Spannung der Fahrmotoren in tragbaren Grenzen gehalten werden. Vier ähnliche Maschinen wurden zwischen 1905 und 1909 geliefert und versahen bis 1933 ihren Dienst.[4]
Er entwickelte auch den Thury-Regler (régulateur à déclic).[5]
Nach seinem Austritt im Jahre 1910 war er als Berater tätig. Er baute zuletzt in Frankreich einen Hochfrequenz-Generator für drahtlose Telegrafie-Sender mit 40 Kilohertz und für Leistungen bis 1000 Kilowatt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.electrosuisse.ch/cms.cfm/s_page/74440
- ↑ http://w3public.ville-ge.ch/seg/xmlarchives.nsf/Attachments/thuryISAARframeset.htm/$file/thuryISAAR.pdf
- ↑ http://www.gtue-oldtimerservice.de/index.php?pid=074,0023,01726,000,00000&navop=archivaz:A&head=Automobil
- ↑ Le chemin de fer de La Mure, huitième «merveille du Dauphiné»
- ↑ http://www.geneve.ch/patrimoine/sms/docs/pub/expo98/EXPO_machine08.pdf
Wikimedia Foundation.