- Automatikuhr
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Unter einer Automatikuhr (Automatic) wird eine mechanische Armbanduhr verstanden, bei der die Feder bei Armbewegungen des Trägers durch einen Rotor in kleinen Schritten selbständig aufgezogen wird.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsprinzip
Der Rotor, der zumeist kugelgelagert ist, bleibt bei Bewegungen des Uhrgehäuses aufgrund seiner Massenträgheit und der Schwerkraft im Raum stehen. Hierdurch wird ein Drehmoment auf den Aufziehmechanismus ausgeübt. Typischerweise wird die Feder bei beiden Drehrichtungen (bidirektional) aufgezogen. Liegt die Drehbewegung des Gehäuses in der Achse des Rotors, so beruht das Prinzip allein auf dem Trägheitsmoment des Rotors (im Foto in der oberen Hälfte zu sehen). Dies funktioniert also auch in der Schwerelosigkeit. Bei Drehbewegungen senkrecht zur Achse des Rotors kommt die Exzentrizität desselben zum Tragen: Der Rotor ist zumeist nur halbkreisförmig ausgebildet, daher fällt sein Schwerpunkt nicht mit seiner Achse zusammen. Wird die Uhr nur leicht aus der Horizontalen gedreht, genügt dies u.U. für eine 180-Grad-Drehung des Rotors. Eine Rutschkupplung (sog. Bridge) verhindert ein Überdrehen der Zugfeder, wenn die Uhr bereits voll aufgezogen ist.
Automatikuhren zeichnen sich nicht nur durch eine einfache Handhabung aus, die immer gleichmäßig gespannte Feder führt auch zu einem erheblich gleichmäßigeren Lauf. Ihre Einführung brachte damit einen großen Fortschritt bei der Gangabweichung.
Rechts im Bild (Automatikwerk ETA SA 2824-2) ist im Vordergrund der an fünf Kugeln gelagerte Rotor zu sehen. Die Unruh des ETA 2824-2 läuft mit 4 Hertz (28.800 Halbschwingungen pro Stunde). Sogenannte „Hi-Beat Werke“ schwingen mit 5 Hz (36.000 Halbschwingungen pro Stunde, z.B. bei der Longines Ultrachron). Mit jeder Halbschwingung erfolgt ein Zeigervorschub, bei den genannten Beispielen also 8 bzw. 10 mal pro Sekunde. Alternativ können die meisten Automatikuhren auch mit der Krone aufgezogen werden.
Als Gangreserve oder Gangautonomie bezeichnet man die Zeitdauer, in der das (vollständig aufgezogene) Uhrwerk noch läuft, nachdem die Uhr das letzte Mal bewegt wurde. Sie ist je nach Werk unterschiedlich und beträgt zumeist etwa 35 bis 60 Stunden, in Kombination mit mehreren Federhäusern sogar bis zu zehn Tagen. Für die Sammler der Automatikuhren werden elektrische Uhrenbeweger angeboten, die das Werk in Bewegung halten, damit die Uhren nicht stehen bleiben, auch wenn sie gerade nicht getragen werden. Diese Geräte, welche erst auf den zweiten Blick sinnvoll erscheinen, verhindern eine Verdickung des Öles in der Uhr (bei heute verwendetem Öl allerdings nicht mehr nötig) und damit das Abreißen der Schmierschicht. Dies kommt der Langlebigkeit und Ganggenauigkeit der Uhr zugute, da eine Revision je nach Hersteller sehr teuer werden kann.
Autoquarz-Uhrwerk
Mittlerweile gibt es so genannte Autoquarz-Uhrwerke. Ein Autoquarz-Uhrwerk ist ein Quarzwerk, das seine Energie von einem mechanischen Aufzugsrotor bezieht. Die grundsätzliche Funktionsweise ist wie folgt:
Die kinetische Energie, welche die Bewegungen des Handgelenks der Uhr zuführen, versetzt den exzentrischen Aufzugsrotor in Bewegung, genau wie in einer mechanischen Automatikuhr. Diese Drehbewegung treibt einen winzigen elektrischen Generator an, der seinerseits einen Akkumulator oder Kondensator auflädt, woraus das konventionelle Quarzwerk versorgt wird.
Im Jahr 2007 gab es zwei derartige Werke: Das japanische Seiko Kinetic und das Schweizer ETA Autoquarz. Das jüngere und teurere ETA-Werk unterscheidet sich vom Kinetic-Werk dadurch, dass der Rotor den Generator nicht direkt antreibt, sondern ein kleines Federhaus aufzieht. Immer wenn es vollständig aufgezogen ist, läuft es automatisch ab und treibt den Generator. Der Vorteil dieser Lösung: Der Generator läuft entweder gar nicht oder mit voller Drehzahl. Dadurch wird er geschont und arbeitet gleichzeitig effizienter. Außerdem lässt sich anders als beim Kinetic-Werk das Federhaus der Autoquarz, wie bei einer konventionellen Automatikuhr, auch von Hand über die Krone aufziehen.
Geschichte
Der einfache Handaufzug über die Krone (ohne den früher notwendigen Schlüssel) machte es den teureren Automatiktaschenuhren zunächst schwer sich durchzusetzen, obwohl es sie seit ca. 1770 bereits gab. 1922 schuf die französische Firma Leroy die erste Armbanduhr mit Automatikwerk, angetrieben durch eine Pendelschwungmasse.
Als Erfinder einer Automatikuhr ist John Harwood bekannt, ein britischer Uhrmacher von der Isle of Man. Am 16. Oktober 1923 beantragte er ein Patent in der Schweiz, das er am 1. September 1924 erhielt.
Die Rolex Oyster Perpetual von 1931 gilt als die erste funktionsfähige Automatikarmbanduhr mit Rotor; das Prinzip wurde weltweit 1932 für die Firma patentiert.
Die ersten Automatikuhren in Deutschland wurden Anfang der 50er Jahre von Bifora-Uhren, Durowe und Junghans gebaut.
Weblinks
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