- Rettungsfolter
-
Als Rettungsfolter bezeichnet man die Anwendung von Folter durch eine Amtsperson im Rahmen der Gefahrenabwehr, um eine Person zu einer Aussage zu zwingen, durch die ein bedrohtes Rechtsgut geschützt werden soll.[1]
Die Bezeichnung entstammt der Diskussion um die Entführung des elfjährigen Jakob von Metzler in Frankfurt am Main. Der damalige Vizepräsident der Frankfurter Polizei Wolfgang Daschner hatte angeordnet, dem Entführer Magnus Gäfgen Folter anzudrohen, um den Aufenthaltsort des Opfers zu erfahren. Der Strafrechtswissenschaftler Professor Reinhard Merkel sprach in diesem Zusammenhang von „Rettungsfolter“ und forderte Straffreiheit für Polizisten in ähnlichen Situationen, woraus sich eine heftig geführte Debatte um das Thema entspann.
Bedeutsame Fragen, die auch im Daschner-Prozess behandelt wurden, waren, ob die Rettungsfolter straffrei sei und ob angewandte Folter als Verstoß gegen die Menschenwürde zur Einstellung des Strafverfahrens führen könne.
Der Ausdruck war ein Kandidat für das Unwort des Jahres 2004.
Inhaltsverzeichnis
Siehe auch
Entscheidungen (chronologisch)
- Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 4. August 2011, Az. 2-04 O 521/05 mit
- Landgericht Frankfurt verurteilt das Land Hessen zur Zahlung einer Geldentschädigung in Höhe von 3.000 € an Magnus Gäfgen wegen der Androhung von Folter. In: Pressemeldungen. Landgericht Frankfurt am Main, 4. August 2011, abgerufen am 12. November 2011 (PDF, 71,2 KB).
- ECHR, CASE OF GÄFGEN v. GERMANY (Application no. 22978/05), Judgement (Merits and Just Satisfaction), 1 June 2010
- ECHR, CASE OF GÄFGEN v. GERMANY (Application no. 22978/05), Judgement (Merits), 30 June 2008
- BVerfG, 2 BvR 1249/04 vom 14.12.2004
- Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 20. Dezember 2004 - 5/27 KLs 7570 Js 203814/03 (4/04) mit
- Schriftliche Urteilsgründe in der Strafsache gegen Wolfgang Daschner. In: Pressemitteilungen. Landgericht Frankfurt am Main, 15. Februar 2005, abgerufen am 12. November 2011 (PDF, 196 KB).
- BVerfG, 2 BvR 1249/04 vom 14.12.2004
- Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 28. Juli 2003, Az. 5/22 Ks 2/03 3490 Js 230118/02
Literatur
- Georg Wagenländer: Zur strafrechtlichen Beurteilung der Rettungsfolter. Duncker & Humblot, Berlin, 2006
- Rainer Trapp: Folter oder selbstverschuldete Rettungsbefragung? Mentis, Paderborn, 2006
- Rolf Dietrich Herzberg: Folter und Menschenwürde. In: Juristenzeitung (JZ). 2005, S. 321 f.
- Ernst Benda: Wer stark ist, foltert nicht. In: Die Welt, 26. Juli 2004. Online auf Welt-Online, Zuletzt abgerufen am 12. November 2011.
Einzelnachweise
- ↑ Steffen Waadt: Polizeilicher Todesschuss und sogenannte Rettungsfolter im Vergleich, GRIN, Norderstedt, 2011, S. 11
- Landgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 4. August 2011, Az. 2-04 O 521/05 mit
Wikimedia Foundation.