- Rheumatisches Fieber
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Klassifikation nach ICD-10 I00 Rheumatisches Fieber ohne Angabe einer Herzbeteiligung Akute oder subakute Arthritis bei rheumatischem Fieber
I01 Rheumatisches Fieber mit Herzbeteiligung I01.0 Akute rheumatische Perikarditis I01.1 Akute rheumatische Endokarditis Akute rheumatische Valvulitis
I01.2 Akute rheumatische Myokarditis I01.8 Sonstige akute rheumatische Herzkrankheit Akute rheumatische Pankarditis
I01.9 Akute rheumatische Herzkrankheit, nicht näher bezeichnet I02 Rheumatische Chorea I02.0 Rheumatische Chorea mit Herzbeteiligung I02.9 Rheumatische Chorea ohne Herzbeteiligung ICD-10 online (WHO-Version 2011) Das rheumatische Fieber, auch „Streptokokkenrheumatismus“ genannt, ist eine heute in den Industrieländern selten diagnostizierte entzündlich-rheumatische Systemerkrankung von Haut, Herz, Gelenk und Gehirn.
Sie tritt als Folgeerkrankung nach einer Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A auf. Oft verlaufen diese Infektionen der oberen Luftwege mit nur milden Symptomen. Es erkranken hauptsächlich Kinder und Jugendliche nach einer Tonsillitis oder Pharyngitis mit Streptokokken.
Bei älteren Erwachsenen ist das Krankheitsbild aufgrund häufig untypischer Verläufe schwer zu diagnostizieren. Die Zahl der Herzklappen-Erkrankungen bei Erwachsenen in Europa liegt aber weiterhin bei 3–4 %. Die Mehrzahl dieser Klappenerkrankungen ist bakterieller Natur oder arteriosklerotisch bedingt. Eine rheumatische Reaktion ist schwer auszuschließen.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Ein bis drei Wochen nach der vorausgegangenen Streptokokkeninfektion treten charakteristische Symptome auf, die in „Major-Kriterien“ und „Minor-Symptome“ nach Jones eingeteilt sind.
- Major-Kriterien:
- Karditis (Herzentzündung), v. a.
- subakute Endokarditis
- Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
- Polyarthritis, (sogenannte Jaccoud-Arthritis) eine akute Entzündung, insbesondere der großen Gelenke, mit charakteristischem Wandern der oft flüchtigen Symptome (bei Kindern und Jugendlichen die häufigste Majorsymptomatik).
- Chorea minor (Sydenham) mit Befall des Corpus striatum, eines Teils der basalen Stammganglien des Gehirns - fast nur bei Kindern, siehe auch PANDAS. Eine Chorea minor kann auch noch Monate nach der Infektion auftreten und bedarf deshalb bei Auftreten keiner weiteren diagnostischen Kriterien, sondern des Ausschlusses anderer Ursachen.
- rheumatisches Erythem (Erythema nodosum)
- rheumatische Knoten unter der Haut an den Streckseiten der Extremitäten (sogenannte Rheuma-Knötchen)
- Karditis (Herzentzündung), v. a.
- Minor-Symptome:
- Fieber
- Gelenkschmerzen (Arthralgien)
- erhöhte unspezifische Entzündungsparameter im Blut: Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ↑, CRP ↑,
- bereits durchgemachtes rheumatisches Fieber oder rheumatischer Herzklappenfehler
- Verlängerte PQ-Zeit oder PR-Zeit im EKG
Beurteilung der Jones-Kriterien
Die Diagnose gilt als gesichert bei Nachweis des vorangegangenen Streptokokkeninfektes (Rachenabstrich / erhöhter, bzw. ansteigender Antistreptolysintiter) und wenn zwei Major-Kriterien oder ein Major-Kriterium + zwei Minor-Symptome vorliegen.
Therapie
Die Therapie des Streptokokkeninfekts erfolgt mit Penicillin, bei Penicillinallergie mit einem Makrolid-Antibiotikum. Bei nachgewiesenem rheumatischem Fieber mit Herzbeteiligung ist eine entzündungshemmende Behandlung mit Acetylsalicylsäure angezeigt. Sollte diese nicht hinreichend wirksam sein, muss sie mit Kortison durchgeführt werden. Bei Verdacht auf einen Streuungsherd kann eine operative Sanierung dieses Fokus erfolgen (z. B. Tonsillektomie). Die Rezidivprophylaxe nach Ausheilen des Streptokokkeninfektes erfolgt mit Penicillin, bei Penicillinallergie wird auch hier mit einem Makrolid-Antibiotikum therapiert. Nach einer Karditis mit bleibendem Herzklappenfehler erfolgt die Prophylaxe mindestens während zehn Jahren und mindestens bis zum Erreichen des 40. Lebensjahres, nach einer Karditis ohne Klappenfehler ist sie bis zum Erreichen des Erwachsenenalters und mindestens zehn Jahre lang notwendig, ohne vorangegangene Karditis soll sie bis zum Erreichen des 21. Lebensjahres und mindestens fünf Jahre lang durchgeführt werden.[1]
Prognose
Die Prognose wird vor allem durch die Erkrankung des Herzens (Karditis) und deren Folgen (Rezidivneigung und rheumatischer Herzklappenfehler) bestimmt. Die Letalität wird mit 2 bis 5 % angegeben. Alle anderen Symptome heilen folgenlos ab.
Etwa 50 % der Patienten mit akutem rheumatischen Fieber entwickeln eine chronische rheumatische Herzerkrankung.
Einzelnachweise
- ↑ Dajani AS et al.: Treatment of acute streptococcal pharyngitis and prevention of rheumatic fever: a statement for health professionals. Pediatrics (1995) 96:758-764. PMID 7567345.
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