Richard Jecht

Richard Jecht

Richard Jecht (* 4. September 1858 in Bornstedt (bei Eisleben); † 25. Juli 1945 in Dresden-Loschwitz) war ein Historiker der Oberlausitz. Seine Werke zur Geschichte von Görlitz zählen bis heute zu den Schlüsselwerken zur Stadtgeschichte.

Leben

Richard Jecht entstammte einer wohlhabenden Familie aus dem Mansfelder Land, sein Vater war Obersteiger und Verwaltungsbeamter. Jecht begann 1877 sein Studium der klassischen Philosophie, Germanistik und Geschichte an der Universität Halle, wo er 1881 zum Doktor ernannt wurde. 1882 absolvierte er das Staatsexamen und unterrichtete 1882–1883 am Gymnasium in Guben und seit 1883 als Professor am Gymnasium in Görlitz. Durch ein Ohrenleiden wurde er schwerhörig und auf einem Ohr sogar taub, so dass er seine Lehrtätigkeit aufgeben musste.

Gesellschaftshaus in der Neißstraße 30 in Görlitz

Jecht wurde Archivar des Görlitzer Ratsarchivs und war seit 1888 ständiger Sekretär der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (OLGdW) und Herausgeber des Neuen Lausitzischen Magazins (NLM). Seit 1909 war er Ehrenmitglied der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde. Er bewohnte eine Wohnung im zweiten Stock im Haus der OLGdW in der Neißstraße 30, die er als Sekretär und Motor der Gesellschaft mietfrei auf Lebenszeit erhielt.

Zu seinen bedeutendsten Arbeiten zur Geschichte der Oberlausitz und besonders der Stadt Görlitz zählt der Codex Diplomaticus Lusatiae Superioris in fünf Bänden sowie diverse Schriften zur Namenforschung, Stadt-, Regionalgeschichte, die er im NLM veröffentlichte. Ebenfalls veröffentlichte er die Dissertation seines im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohnes Walter. Seit 1907 war Jecht Ratsarchivar von Görlitz und erhielt 1933 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Görlitz verliehen. Die Universität Breslau ernannt ihn zum Ehrensenator.

Richard Jecht gehörte zu den Personen, die der Rat der Stadt Görlitz im Frühjahr 1945 vor der anrückenden Roten Armee per LKW evakuieren ließ. Er kam in das Elternhaus seiner Schwiegertochter nach Schandau und starb wenige Monate später im Alter von 86 in Loschwitz, nachdem die Familie seines Sohnes gegen Kriegsende dorthin zurückgekehrt war.

Jecht war sein Leben lang eng mit seiner Heimat Mansfelder Land verbunden. Ihm verdanken wir Abhandlungen über das Mansfeldische, die Mansfelder Mundart - Wörterbuch der Mansfelder Mundart und Untersuchungen zur regionalen Ausprägung Mansfelder Mundartvarianten. Er kündigte auch eine Abhandlung über die Grammatik der Mansfelder Mundart an, die jedoch nicht verfügbar ist.

Literatur

  • Heinz Fietze: Görlitz - Herausragende Bürger unserer Heimatstadt aus der Zeit des 15. bis 20.Jahrhunderts. 1996, S. 85–86
  • Roland Otto: 50. Todestag des Archivars und Historikers Richard Jecht (1858–1945). In: Görlitzer Mosaik. Juli 1995, S. 26–27
  • Konrad Jecht: Richard Jecht als Mensch und Familienvater. In: Neues Lausitzisches Magazin, Neue Folge Band 1, Verlag Gunter Oettel 1998, S. 89–92. (Der Autor lebte während des Zweiten Weltkriegs mit seinem Bruder bei seinem Großvater Richard Jecht.)

Weblinks


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