Riepster Kirche

Riepster Kirche
Riepster Kirche mit dem charakteristischen Turm

Die evangelisch-lutherische Riepster Kirche steht im ostfriesischen Ort Riepe, Gemeinde Ihlow. Das heutige Bauwerk wurde im Jahre 1554 errichtet, nachdem eine Kreuzkirche aus dem Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts an gleicher Stelle eingestürzt war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Dorf Riepe ist möglicherweise eine der ältesten Ortschaften in Ostfriesland, die nach Aufstreckrecht angelegt wurden. Schon sehr früh wurde in dem Ort eine Kirche errichtet. Wann dies genau geschah, ist bis dato ungeklärt. Der heutige Bau hatte mindestens zwei Vorgänger an gleicher Stelle. Eine weitere Kirche oder Kapelle stand vermutlich im Bereich de Oldehof an einer Stelle, die bei Sturmfluten immer wieder überflutet wurde.[1]

Bei archäologischen Grabungen wurden in den Jahren 1967/68 Holzkohle, Balkenreste und Skelettreste entdeckt, die als Überreste einer Holzkirche nebst Friedhof gedeutet wurden. Von diesem Ensemble blieben auch zwei Sarkophagdeckel aus Bentheimer Sandstein mit ornamentaler und figürlicher Oberflächengestaltung erhalten.[2] Die weitere Auswertung der Grabungsergebnisse ergab, dass die Holzkirche am Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts durch eine Kreuzkirche aus Backstein ersetzt wurde, die in ihrer Ausgestaltung Ähnlichkeiten mit der Stapelmoorer Kirche hatte. Sie hatte deutlich größere Ausmaße als der heutige Bau, war mit Dominikalgewölben sowie einem Lettner versehen und hatte möglicherweise auch eine Apsis.

Wie vielen Kirchen des damaligen Brookmerlandes wurde ihr vermutlich der unsichere Baugrund zum Verhängnis. Die Aufstrecksiedlungen wurden auf langen Siedlungswällen angelegt. Neben diesen Wällen wurden Warften unmittelbar auf dem Mooruntergrund aufgeworfen, so dass viele Kirchen schon im Mittelalter baufällig wurden.[2] In Riepe stürzte das Bauwerk offenbar im 16. Jahrhundert ein. Anschließend wurde es im Jahre 1554 in stark veränderter und verkleinerter Form wieder aufgebaut und den Heiligen Vincenz und Gertrud geweiht. Von der Vorgängerkirche blieben ein Teil der Nordwand mit den ursprünglichen, heute zugemauerten kleinen Fenstern erhalten.[3]

Im Jahre 1717 wurden Kirche und der freistehende Glockenturm bei der Weihnachtsflut 1717 schwer beschädigt. Eine damals angebrachte Flutmarke befindet sich noch heute am Turm, der 1730 im Zuge der Reparaturarbeiten mit einer geschweiften Barockhaube versehen wurde, der er seinen volkstümlichen Namen Riepster Teebüs (Teedose) verdankt.[4]

Baubeschreibung

Die Riepster Kirche ist eine spätgotische Saalkirche aus Backstein. Ihr mittelgroßer Baukörper ist langgestreckt. Die Längswände sowie die Nordwand werden durch breite Spitzbogenfenster gegliedert. Das mit einer hohen Spitzbogenblende bekrönte Portal befindet sich in der Südwand. In seinem Tympanon befinden sich eine Kreisblende und drei Spitzbogennischen, die möglicherweise ursprünglich für Statuetten vorgesehen waren. Der Innenraum ist nach oben mit einem hölzernen Tonnengewölbe abgeschlossen, das vermutlich auf die Bauzeit der Kirche zurückgeht, da an den Wänden keinerlei Spuren von Wanddiensten für ein steinernes Gewölbe entdeckt wurden.[5]

Dicht vor der Nordwand des Hauptbaus, aber freistehend, befindet sich der Glockenturm. Er weist einen quadratischen Unterbau und ein achteckiges Obergeschoss mit geschweiftem Barockhelm auf.[5]

Innenausstattung

Die Orgel von Johann Friedrich Wenthin aus den Jahren 1776–1785.

Die ältesten Ausstattungsgegenstände der Kirche sind zwei trapezförmige Grabsteine aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die vom Friedhof der Holzkirche stammen. Einer davon ist mit einem Kreuz zwischen zwei Krummstäben, der andere mit der Gestalt eines Verstorbenen verziert. Beide sind heute an den Seitenwänden des Chores aufgestellt. Aus der steinernen Kreuzkirche blieb der Taufstein aus Bentheimer Sandstein erhalten. Das Becken steht auf Figuren, deren Bedeutung bis heute nicht geklärt werden konnte. Der Beckenrand ist mit Friesen aus Blättern verziert.[3]

In der Nordwand blieb unter der Ostempore eine Sakramentsnische mit einer eisernen Gittertür unter einem Kielbogen erhalten, die auf das 16. Jahrhundert datiert wird. Altar, Kanzel, die Gemälde, Westempore und Gestühl sind Werke des 17. Jahrhunderts.[3]

Johann Friedrich Wenthin schuf 1776–1785 eine Orgel mit 14 Registern, von der noch der Prospekt erhalten ist. Sie befindet sich in einer ungewöhnlichen Position auf einer Empore im Chorraum. Im Jahr 1900 wurde das Pfeifenwerk weitgehend durch P. Furtwängler & Hammer ersetzt.[6] Hinter dem historischen Gehäuse baute die Firma Alfred Führer 1967–1970 ein neues Orgelwerk; 1990 erfolgten Nacharbeiten.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Riepster Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ihlow.de Aus der Geschichte Riepes, eingesehen am 18. Mai 2011.
  2. a b Hermann Haiduck: Rekonstruktion torsohafter mittelalterlicher Kirchen im ostfriesischen Küstenraum in: Ostfriesische Landschaft, Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung, Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden , Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden, Niedersächsisches Landesarchiv-Staatsarchiv Aurich: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands, Band 80/2000. ISSN 1434-4351. S. 20ff.
  3. a b c Monika van Lengen: Ihlow - Sankt Vincenz und Gertrud-Kirche in Riepe, eingesehen am 20. Mai 2011.
  4. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 239.
  5. a b Georg Dehio: Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag; Auflage: Neubearbeitung, stark erweiterte Ausgabe. München, Berlin (1. Januar 1992), ISBN 3422030220, S. 1128.
  6. Orgel auf NOMINE e.V., gesehen 23. April 2011.

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