Stapelmoorer Kirche

Stapelmoorer Kirche
Kirche in Stapelmoor

Die Stapelmoorer Kirche ist eine reformierte Kreuzkirche in Stapelmoor, einem Ortsteil der Stadt Weener. Die romano-gotische Kirche aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts gilt als einer der bedeutendsten Sakralbauten in Ostfriesland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das benachbarte Pastorat von 1429

Die Kirche wurde zwischen 1250 und 1275 auf einer Warft als Wehrkirche erbaut, wovon noch die Schießscharten im Westturm zeugen. Sie diente zunächst als Filialkirche der nur einige Kilometer südlich gelegenen Kirche in Aschendorf und wurde vermutlich als Ersatz für einen hölzernen Vorgängerbau errichtet.[1] Das benachbarte Pastorei datiert laut Giebelinschrift aus Tonziegeln in Mönchsbuchstaben von 1429 und ist eines der ältesten bewohnten Pfarrhäuser Deutschlands. Für das Erbauungsjahr ist das Wirken eines Pastors Garbrands (oder Thyabrand) bezeugt. Sein Priestersitz wurde im Stil der alten ostfriesischen Häuptlingsburgen („Steinhaus“) gebaut und bildet mit dem unweit entfernten Steinhaus für den lokalen Häuptling und der Kreuzkirche ein einzigartiges Ensemble.[2]

Die Kirche weist einen ungewöhnlichen Grundriss in der Form eines griechischen Kreuzes ohne rechten Winkel auf. Im Gegensatz zur architektonisch ähnlichen Kreuzkirche in Bunde fanden in Stapelmoor keine eingreifenden Umbauten statt. Bis heute ist die äußere Anlage in ihrer einheitlichen und schlichten Gestaltung unverändert erhalten. Das frühgotische Gotteshaus zeichnet sich durch spitzbogige Fenster und Portale, Ecklisenen, Konsolfriesen unter dem Dachgesims und Treppenfriesen auf den Quergiebeln, einen Westturm mit Satteldach sowie dem üblichen Drillingsfenster an der Ostseite aus. Die ursprünglichen Seitenapsiden an den Ostwänden der Querschiffe sind nicht erhalten, aber am Mauerwerk noch erkennbar.[3] Ein Ost- und Westjoch mit achtrippigem Domikalgewölbe prägt die Decke, während die drei Querschiffjoche mit Kuppelgewölben ohne Rippen abgeschlossen werden.[4] Im Zuge der Reformation wurden die Deckenmalereien übertüncht, der Altar beseitigt und die Fenster vergrößert.

Innenausstattung

Im Kircheninneren sind große Teile der mittelalterlichen Deckenausmalungen mit Fabelwesen, geometrischen Symbolen und Pflanzenornamenten original erhalten. Sie wurden 1967 wieder freigelegt. Der Taufstein aus Bentheimer Sandstein stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Er ist von einem Rankenfries umgeben und fußt auf vier stilisierten Löwen. Die Kanzel entstand etwa um 1600, der Schalldeckel im 19. Jahrhundert.[5]

Bildergalerie

Orgel

Französische Orgel von 1994

Bereits im 16. Jahrhundert ist eine Orgel bezeugt, die mehrfach repariert und 1847/48 durch Eike Schulte aus Papenburg erweitert wurde. 1912–14 erfolgte ein Neubau hinter dem spätklassizistischen Prospekt durch Friedrich Klassmeyer aus Lemgo. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Paul Ott ein neues Werk unter Verwendung von Material aus dem 19. Jahrhundert. 1994 wurde das heutige Instrument hinter dem rekonstruierten Prospekt durch Bartelt Immer, Reinald Klein und Claude Jaccard gebaut.[6] Die Orgel ist eine Replik der berühmten Louis-Alexandre-Clicquot-Orgel in Houdan (1734) im klassisch-französischen Stil und bereichert die Orgellandschaft Ostfriesland. Sie verfügt über 23 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Disposition lautet:[7]

I Positiv CD–d3
Bourdon 8′
Flûte 4′
Nazard 22/3
Doublette 2′
Tierce 13/5
Plain jeu V
Cromehorne 8′
II Grand d′orque CD–d3
Montre 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Nazard 22/3
Doublette 2′
4. de Nazard 2′
Tierce 13/5
Cornet V D
Plain jeu IV
Trompette 8′
Clairon 4′
Voix humaine 8′
III Récit c1–d3
Trompette 8′
Cornet V
Pédal C–f1
Bourdon 16′
Flûte 8′
Trompette 8′

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1986, ISBN 3-925365-07-9.
  • Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 161–163.
  • Reinalt J. Klein: „Über Pfeifen und Pfötchen“: Eine „Betriebsanleitung“ für die französische Orgel zu Stapelmoor. 2. Auflage. Artline, Wymeer 2005.
  • Monika van Lengen: Rheiderlands Kirchen. Entdeckungsreise zu Gotteshäusern aus acht Jahrhunderten im Westen Ostfrieslands. H. Risius, Weener 2000, S. 27.
  • Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1995, ISBN 3-928327-19-4, S. 136–139.

Weblinks

 Commons: Kreuzkirche Stapelmoor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genalogie-Forum: Stapelmoor (gesehen 26. August 2010).
  2. Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Stapelmoor (PDF-Datei; 59,2 kB) (gesehen 19. Mai 2011).
  3. Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. 2010, S. 161.
  4. Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1986, ISBN 3-925365-07-9, S. 104.
  5. Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. 2010, S. 163.
  6. Orgel auf NOMINE e.V., gesehen 23. April 2011.
  7. Orgel Stapelmoor (gesehen 26. August 2010).

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