Riesenmammutbaum

Riesenmammutbaum
Riesenmammutbaum
Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum): Der „General Grant Tree“

Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum): Der „General Grant Tree

Systematik
Klasse: Coniferopsida
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)
Unterfamilie: Mammutbäume (Sequoioideae)
Gattung: Sequoiadendron
Art: Riesenmammutbaum
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Sequoiadendron
J.Buchholz
Wissenschaftlicher Name der Art
Sequoiadendron giganteum
(Lindl.) J.Buchholz
Riesenmammutbaum Meerholz
Grüner Zapfen mit Nadeln
Ein Riesenmammutbaum im Pötzleinsdorfer Schlosspark in Wien
1300 Jahre alter Riesenmammutbaum im Natural History Museum London
Riesenmammutbaum im Yosemite-Nationalpark
Deutschlands ältester im Schlosspark Altenstein
60-jähriger Bestand in der Sequoiafarm Kaldenkirchen (2010)

Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), gelegentlich auch Berg-Mammutbaum oder Wellingtonie genannt, ist ein immergrüner Nadelbaum aus der Unterfamilie der Mammutbäume (Sequoioideae) in der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Es ist die einzige Art in der monotypischen Gattung Sequoiadendron.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Heimat des Mammutbaumes liegt an den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien in Höhen von 1.350 bis 2.500 m ü. NN. Dort wächst er in Hainen in voneinander isolierten Talschluchten. Insgesamt gibt es 72 dieser Haine, die zwischen 1 und 1600 ha groß sind. Das Gesamtareal des Vorkommens ist ein 420 km langer Streifen, der höchstens 24 km breit ist.

Trotz des humiden Klimas mit schneereichen Wintern ist es für das Gedeihen des Mammutbaumes wichtig, in den trockenen Sommermonaten ausreichend Wasser zur Verfügung zu haben. Das ist mit den zahlreichen und nie versiegenden Quellen und Bächen in den Groves ausreichend gewährleistet. Auf staunassen Böden siedelt er aber nicht.

Außerhalb seiner heutigen Heimat ist der Mammutbaum inzwischen durch Pflanzung weltweit verbreitet. Deshalb findet man überall in Mitteleuropa Mammutbäume. Ab 1952 wurde auf Versuchsflächen in der Sequoiafarm Kaldenkirchen geforscht, ob diese Baumart in die deutsche Forstwirtschaft eingeführt werden kann; die Gattung Sequoiadendron war vor den Eiszeiten auch in Europa heimisch.

Beschreibung

Der Riesenmammutbaum ist ein immergrüner Baum, der über 90 m hoch werden und einen Stammdurchmesser von über 12 m an der Basis erreichen kann. Im Allgemeinen betragen die Stammdurchmesser in Brusthöhe (1,3 m) 3 bis 6 m. Er bildet eine hohe, schmal kegelförmige Krone aus. Bei alten Bäumen können die Stämme bis auf 50 m astfrei sein. Die Kronen der berühmten größten Exemplare wirken nur aufgrund erlittener Sturm- und Blitzschäden arg „zerrupft“.

Die ältesten Exemplare sind über 2560, vielleicht auch bis 3900 Jahre alt. Damit lässt sich besonders einfach aus Bohrkernen ihrer Jahrringe ein Kalender für die Dendrochronologie erstellen, der zur wissenschaftlichen Datierung hölzerner Artefakte sehr nützlich sein kann.

Der Wuchs junger Bäume ist in der Höhe nur mäßig rasch, dafür nimmt der Stammumfang außergewöhnlich schnell zu. Der Riesenmammutbaum kann mit bis zu 95 m nicht so groß werden wie sein Verwandter, der Küstenmammutbaum, der bis zu 105 m groß werden kann.

Die faserig-schwammige Rinde ist bei älteren Bäumen sehr dick (etwa 30 bis 60 cm), weich und harzfrei. Sie ist orangebraun bis dunkel rotbraun und tief längsrissig. Eine spezielle Funktion der Borke ist der Schutz vor Waldbränden, wie sie im über 2000 jährigen Lebenszyklus des Öfteren vorkommen.

Die Belaubung besteht aus schmalen, spitzen Schuppenblättern. Sie sind an jungen Trieben blaugrün, an älteren dunkelgrün. Die Nadeln sind spiralförmig am Zweig angeordnet und werden nach etwa 3 bis 4 Jahren mit dem Zweig abgeworfen.

Der Riesenmammutbaum ist einhäusig. Die männlichen Blüten befinden sich am Ende kurzer Triebe. Die Zapfen stehen einzeln, manchmal auch zu zweit, an langem Stiel und werden vom Wind bestäubt. Die Samen sind nach zwei Jahren ausgereift. Die Zapfen setzen ihr Wachstum aber längere Zeit fort und bleiben dabei grün. Sie sind stumpf eiförmig und bis 8 cm lang. Die Samen werden entweder durch normales Austrocknen der reifen Zapfen oder durch starke Hitzeeinwirkung, wie sie bei einem Waldbrand entsteht, frei. Dabei können auch die noch grünen, im Wachstum befindlichen Zapfen, ihre Samenfracht massenhaft entlassen. Das ist vorteilhaft, weil nach Waldbränden besonders gute Keim- und Wachstumsbedingungen herrschen: Der für die Keimung wichtige Mineralboden ist freigelegt und die Lichtbedingungen sind sehr günstig, weil das Unterholz verbrannt ist.

Riesenmammutbäume werden praktisch nie lebend vom Sturm geworfen, sterben aber manchmal durch eine Wurzelpilzkrankheit ab.

Riesenmammutbäume sind eine vom Aussterben bedrohte Art. Die derzeitigen wilden Bestände stehen unter Natur- und Artenschutz und werden nicht der Holzindustrie zugeführt. Hingegen werden in letzter Zeit Versuche mit dem Anbau von Mammutbäumen zur Holzgewinnung durchgeführt, da ihr schnelles Dickenwachstum und die im Vergleich zu alten Bäumen gute Holzqualität den Mammutbaum für die kommerzielle Holzgewinnung interessant machen.

Herkunft

Fossilienfunde weisen darauf hin, dass erste Vertreter dieser Art bereits vor 15 Millionen Jahren im Westen der heutigen USA heimisch waren.

Riesenmammutbäume gelten als die dem Volumen nach größten Bäume der Erdgeschichte. Sie erreichen aktuell Stammhöhen von 60 bis 80 m bei einem Durchmesser von bis zu 8,8 m. Die ursprünglich gewaltigen Bestände im Westen der USA sind bis auf 10 % abgerodet. Unter den abgeholzten Bäumen gab es Exemplare, die viel größer waren als die heute lebenden. Der sogenannte „Vater des Waldes“ war sogar 135 m hoch und hatte einen Stammdurchmesser von 12 m. Demnach war er deutlich höher als die derzeit höchsten Bäume, Exemplare des Küstenmammutbaums (Sequoia sempervirens) in küstennahen Wäldern von Kalifornien und Süd-Oregon mit knapp über 110 m Höhe.

Entdeckt wurde diese Art im Jahre 1852 von A.T. Dowd. 1853 schickten der Botaniker William Lobb und der Schotte J. Matthew größere Samenmengen nach Europa. Benannt wurde die Gattung Sequoiadendron (wie auch die anderen beiden Gattungen von Mammutbäumen) nach dem Indianer Sequoyah, der eine Lautsilbenschrift entwickelt hatte.

Größte Vertreter

Der größte Riesenmammutbaum, der General Sherman, steht im Sequoia-Nationalpark, ist 84 m hoch und besitzt ein Volumen von etwa 1480 m³. Damit zählt er zu den größten Lebewesen der Welt.

Dem Volumen nach sind die 10 größten Vertreter der Art S. giganteum:[1]

Name Standort Höhe
(in meter)
Umfang
(in meter)
Volumen
(in kubikmeter)
General Sherman Giant Forest 83,79 31,27 1486,9
General Grant[2] Grant Grove 81,72 32,77 1319,8
President Giant Forest 73,43 28,35 1278,4
Lincoln Giant Forest 77,97 29,96 1259,3
Stagg Alder Creek 74,07 33,22 1205,0
Boole Converse Basin 81,93 34,44 1202,7
Genesis Mountain Home 77,11 26,00 1186,4
Franklin Giant Forest 68,21 28,90 1168,9
King Arthur Garfield Grove 82,39 31,76 1151,2
Monroe Giant Forest 75,5 27,8 1135,6

Der älteste deutsche Mammutbaum wurde um 1850 in Bad Liebenstein gepflanzt, wobei der Samen wahrscheinlich über Queen Adelaide an das Meininger Herzoghaus gelangte. Der ungefähr 35jährige Baum wurde nach mehrjährigen Vorarbeiten mit einem englischen Pflanzwagen an die jetzige Stelle im Schlosspark Altenstein versetzt. Hierdurch gehört der Baum nicht zu den größten Vertretern in Deutschland. 1864 ließ Großherzog Friedrich I. zahlreiche Exemplare, deren Samen 1853 aus Kalifornien kamen, im Arboretum auf der Insel Mainau pflanzen.[3]

Zuchtformen

  • 'Aureum': Diese seltene Form ist 1856 in Cork entstanden. Sie wächst langsamer als der Typ und wird kaum 20 m hoch. Die Triebspitzen sind stumpf gelb.
  • 'Glauca': bläuliche Selektion, die etwas schwächer und weniger breit wächst.
  • 'Pendulum': Diese Form ist offenbar seit 1863 bekannt und wurde von Nantes (Frankreich) aus in Europa eingeführt. Sie wächst sehr schmal säulenförmig, wobei der Haupttrieb häufig ein Stück übergebogen ist und dann wieder aufsteigend weiterwächst. Sie wird bis 28 m hoch und ist ebenso selten zu sehen.

Quellen

  1. National Park Service: The Giant Sequoia – Forest Masterpiece
  2. Im Juli 2003 wurde der im Sequoia National Park (Kalifornien) stehende, bis dahin als weltweit zweitgrößter Berg-Mammutbaum geltende „Washington Tree“ durch einen Blitzeinschlag stark beschädigt. Im folgenden Winter wüteten mehrere heftige Stürme, die die Zerstörung dieses Mammutbaumes stark voran getrieben haben. Der ehemals 78 m hohe „Washington Tree“ weist daher heute nur noch eine Höhe von etwa 35 m auf. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser über 2000 Jahre alte Mammutbaum durch einen der nächsten Stürme vollständig zerstört wird.
  3. Richard Pott: Biotoptypen, Stuttgart, Ulmer, 1996, S. 363

Siehe auch

Literatur

  • Ernst J. Martin: Die Sequoien und ihre Anzucht. in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Ulmer, Stuttgart-Hohenheim 1957/1958, Bd. 60, S. 3−62, ISSN 0070-3958
  • Ernst J. Martin: Sequoia – eine gehölzkundliche Betrachtung. In: Holz-Zentralblatt, Stuttgart 1955, Nr. 83, ISSN 0018-3792
  • Illa Martin: Die Wiedereinführung des Mammutbaumes (Sequoiadendron giganteum) in die deutsche Forstwirtschaft. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Ulmer, Stuttgart 1984. Bd. 75, S. 57–75, ISBN 3-8001-8308-0

Weblinks

 Commons: Riesenmammutbaum – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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