Sierra Nevada (Vereinigte Staaten)

Sierra Nevada (Vereinigte Staaten)

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Sierra Nevada (Vereinigte Staaten)
Lage der Sierra Nevada innerhalb Kaliforniens

Lage der Sierra Nevada innerhalb Kaliforniens

Mt. Whitney von Whitney Portal aus gesehen

Mt. Whitney von Whitney Portal aus gesehen

Höchster Gipfel Mount Whitney (4.421 m)
Lage Kalifornien, Nevada (USA)
Koordinaten 36° 35′ N, 118° 18′ W36.578333333333-118.291944444444421Koordinaten: 36° 35′ N, 118° 18′ W
Besonderheiten höchster Gebirgszug in Kalifornien

Die Sierra Nevada (span. „verschneiter Gebirgszug“) ist ein Hochgebirge in den USA, das zum überwiegenden Teil in Kalifornien liegt. Ein kleiner Teil liegt im US-Bundesstaat Nevada in der Nähe des Lake Tahoe.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Die Sierra Nevada ist ein Komplex, der aus Nationalparks, unter Naturschutz stehenden Wäldern (teils Nationalforste) und aus Gebieten besteht, die von der Zivilisation abgeschnitten sind. Die verschiedenen Gebiete werden jeweils von dem „United States Forest Service“, dem „Bureau of Land Management“ und dem „National Park Service“ verwaltet. Die höchste Erhebung ist der Mount Whitney (4.421 m), der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas.

Geschichte

Zu Zeiten des Königreichs Neuspanien war die Sierra die Nordostgrenze der Provinz Alta California. Sie war nicht erforscht und wurde auf Landkarten nur schematisch dargestellt. Jedediah Smith gilt als erster Weißer, der die Berge 1827 überquerte. Im folgenden Jahr zog er mit seiner Gruppe Trappern entlang der vollen Länge der Westflanke der Sierra. 1841 führte John Bidwell eine erste Siedlergruppe durch die Sierra Nevada nach Kalifornien.

1844 vermaß John Charles Frémont wesentliche Teile des Gebirges und konnte so erstmals die Geographie des Landes zwischen den Rocky Mountains und dem Pazifischen Ozean im Zusammenhang erkennen. Dabei stellte er auch fest, dass es keinen großen Fluss von den zentralen Rockies bis zum Ozean geben kann, wie er als Buenaventura River seit dem späten 18. Jahrhundert in Landkarten eingezeichnet war.

Geographie

Sierra Nevada von Bridgeport aus gesehen

Der 650 km lange Gebirgszug erstreckt sich von Fredonyer Pass im Norden bis zum Tchachapi Pass im Süden. Der Gebirgszug bildet die südliche Fortsetzung der Kaskadenkette, die innere Zone des pazifischen Systems der nordamerikanischen Kordilleren. An die Sierra Nevada grenzen im Osten das Owens Valley und das Death Valley, im Westen grenzt die Sierra Nevada an das Kalifornische Längstal. Flüsse, die nach Westen fließen, enden im Pazifischen Ozean. Die ostwärts fließenden Flüsse enden in der abflusslosen Wüste Großes Becken. Das Gebirge ist von tiefen, durch Gletscher entstandene Täler durchzogen, die Hänge sind mit riesigen Wäldern bedeckt. Die Sierra Nevada ist das einzige Vorkommen des Riesenmammutbaums.

Flora & Fauna

Karte der Vegetationsstufen des im Westen liegenden Yosemite National Park.

Die Sierra Nevada ist durch vielfältige Lebensräume geprägt. Als Folge stark variierender Umweltbedingungen − die Höhenlage reicht von etwa 300m bis 4400m – beinhaltet sie eine reiche Tier- und Pflanzenwelt, die Mammutbäume ebenso wie Chaparral (eine für Kalifornien typische Busch-Vegetationsgesellschaft) umfasst.

Westliche Vegetationsstufen

In der Sierra Nevada liegt, wie in anderen Gebirgen, eine klimabedingte Höhenzonierung der Vegetationsstufen vor, die eine Einteilung in verschiedene Kategorien erlaubt:

Foothill Woodland

Quercus douglasii (Blue Oak), eine Eichenart des südwestlichen Nordamerika.

Die unterste Vegetationsstufe in der Sierra Nevada reicht von etwa 300 m bis 900 m Höhenlage. Diese Zone ist im Sommer heiß und trocken, und im Winter ist sie, besonders im Vergleich zu den höheren Gebirgsregionen, schneearm. In den Wäldern sind u.a. Eichen (wie die in Kalifornien endemische Blue Oak (Quercus douglasii), Kiefern und Sträucher (etwa der Gattungen Ceanothus oder Sarcobatus) häufig anzutreffen. Zu den in diesem Vegetationsbereich lebenden Tierarten zählen Schwarzbär, Kojote, Stinktiere, Rotluchs und Katzenfrette.

Lower Montane Forest

Ab einer Höhenlage von ca. 900 m beginnt der Lower Montane Forest (oder auch „Yellow Pine Forest“, nach einer Reihe nahe verwandter Baumarten, die sich durch gelbliches Holz auszeichnen). Diese Region ist durch heiße Sommer und kalt-feuchte Winter geprägt. Hier kann für mehrere Monate meterhoher Schnee liegen. In dieser Vegetationszone ist der Artenreichtum bei Bäumen besonders hoch. Typische Tierarten sind Eichhörnchen, Hirsch und Schwarzbär. Wälder, welche in die Kategorie des Lower Montane Forest fallen, sind im Yosemite Valley, Hetch Hetchy Valley und bei der Gemeinde Groveland-Big Oak Flat zu finden.

Upper Montane Forest

Eine Latschenkiefer wächst selbst auf nährstoffarmen Standorten.

Ab einer Höhe von ca. 2100m, wo es selbst während des Sommers kalt ist und im Wintermonaten ab etwa November schneit, beginnt der Upper Montane Forest. Die Schneehöhe kann bis zu 180 cm anwachsen und Reste davon bis Juni überdauern. Aufgrund der klimatischen Bedingungen in dieser Höhenlage sind hauptsächlich Tannen, Kiefern, Wacholder und in größerer Höhenlage auch Latschenkiefern anzutreffen. Zu den häufigen Tierarten zählen die Einsiedlerdrossel, Bartkauz, Goldmantel-Ziesel, seltener auch Marder. Wälder, welche in die Kategorie des Upper Montane Forest fallen, sind im Yosemite Valley, entlang der „California State Route 108“ und entlang der „Tioga Pass Route“ zu finden.

Subalpine Forest

Ansel Adams Wilderness. Ein Teil des Mount Ritter Gebietes ist im Hintergrund. Ein Beispiel für die Alpine Zone

Ab einer Höhe von etwa 2750 m beginnt die Zone des Subalpine Forest. In dieser Höhe ist die Wachstumsperiode nur kurz und die Winter lang, kalt und schneereich. Kiefern oder Tannen sind nur noch in den Gebieten mit nährstoffreichem Boden zu finden, ansonsten herrschen Grasländer und kleinwüchsige Pflanzen wie Latschenkiefern oder Sträucher vor. Trotz der Höhenlage leben viele Tierarten dort, einige jedoch nur zeitweilig (z.B. der Kiefernhäher). Diese Vegetationsstufe ist u.a. am Tioga Pass oder in den höheren Gebieten des Yosemite Valley (z.B. den Tuolumne Meadows) anzutreffen.

Alpine Zone

Oberhalb der Baumgrenze, ab etwa 2900 m, beginnt die Alpine Zone. Sie ist durch lange schneereiche Winter geprägt. Die dort vorkommenden krautigen Pflanzen sind auf rasche Samenproduktion angewiesen, da die frostfreie Phase im Sommer nur kurz ist. Es leben dort nur wenige Tierarten, unter anderem Belding-Ziesel, Gelbbauchmurmeltier, Pfeifhase und Dickhornschaf.

Östliche Vegetationsstufen

Die vier oberen Vegetationsstufen im Osten der Sierra Nevada entsprechen denen der Westseite, sind allerdings in größere Höhenlage verschoben:

  • Lower montane forest: 2100 m bis 2700 m
  • Upper montane forest: 2700 m bis 3200 m
  • Subalpine forest: 3200 m bis 3700 m
  • Alpine Zone: ab 3700 m

Die unterste Vegetationsstufe im Owens Valley wird aufgrund ihrer anderen Artenzusammensetzung als „Pinyon-Juniper Woodland Zone“ bezeichnet, welche bis in ca. 1500 m Höhe reicht. Diese ersetzt dort die niedrigste Vegetationsstufe, die Foothill Woodland Zone. Charakteristische Pflanzenarten sind die Einblättrige Kiefer und Wacholder, im Unterwuchs unter anderem Wüsten-Beifuß. Das Dickhornschaf und der Nacktschnabelhäher leben u.a in diesen Wäldern.

Gefährdungen des Ökosystems

Pflanzliche Einwanderer im Yosemite National Park

Im Yosemite National Park sind über 130 Pflanzenarten dokumentiert, die erst durch europäische Einwanderer in den späten 1850er-Jahren eingeführt wurden. Natürliche und anthropogene Störungen (wie Feuer oder Baustellen) haben die Ausbreitung dieser Neophyten begünstigt. Einige haben sich als aggressiv erwiesen und verdrängen die dort ursprünglich heimischen Arten. Manche Arten können die Häufigkeit auftretender Feuer erhöhen oder durch veränderten Stickstoffgehalt im Boden die weitere Ausbreitung nicht-heimischer Arten fördern.

Bereits seit den 1940er-Jahren wurden drei Arten als besonders schädlich erkannt: Gewöhnliche Kratzdistel, Kleinblütige Königskerze und Echtes Johanniskraut. Weitere Arten haben sich erst in jüngerer Zeit als problematisch und kontrollbedürftig erwiesen: Centaurea solstitialis, Vertreter der Gattungen Steinklee und Rubus sowie Großes Immergrün.

„Lodgepole Needle Miner“

Der „Lodgepole Needle Miner“ (Coleotechnites milleri) ist ein Insekt aus der Familie der Palpenmotten und in einigen Regionen der Sierra Nevada endemisch. Die Larven minieren für zwei Jahre in den Nadeln der Küsten-Kiefer, bevor der Falter im Juli schlüpft. Periodische Massenausbreitungen dieses Insekts sind für die Jahre 1903 bis 1921, 1933 bis 1941 und 1947 bis 1963 dokumentiert. Die letzte Massenausbreitung begann 1973. Die dadurch verursachten Schäden durch Entnadelung ("Ghost Forest") in den Beständen der Küsten-Kiefer sind größer als diejenigen durch regelmäßig auftretende, aber meist eng begrenzte Feuer.

Besonders geschützte Arten

Cypripedium montanum, eine der zahlreichen seltenen Pflanzenarten der Sierra Nevada

Für die Sierra Nevada sind mindestens 1.300 Arten von Gefäßpflanzen bekannt, daneben zahlreiche Moose und Flechten. Weiterhin gibt es mindestens 450 Wirbeltierarten. 135 Pflanzenarten sind in die Kategorien Threatened (bedroht), Endangered (gefährdet) oder Sensitive (empfindlich) eingestuft [1].

Pflanzen, die gemäß US-Naturschutzgesetzgebung (Endangered Species Act) besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, um ihren Fortbestand zu sichern (Federal species of concern), sind: Allium tribracteatum, Eriophyllum nubigenum, Lomatium congdonii, Arabis tiehmii, Mimulus filicaulis sowie Trifolium bolanderi.

Weitere vier Arten sind durch weitgehend stark reduzierte Areale gekennzeichnet, teilweise handelt es sich um disjunkte Populationen, die hier ihre Verbreitungsgrenze erreichen: Allium yosemitense, Carex tompkinsii, Eriophyllum congdonii und Lewisia congdonii.

Zu den als Endangered oder Threatened geführten Tierarten der Sierra Nevada zählen eine Unterart des Dickhornschafs (Ovis canadensis sierrae), der Kalifornien-Kondor, eine Unterart des Erlenschnäppertyranns (Empidonax traillii), die Salmoniden Oncorhynchus clarki und Oncorhynchus clarki henshawi sowie die Cyprinide Gila bicolor[2].

Feuchtgebiete

Grassy Lake in der John Muir Wilderness, daneben eine Feuchtwiese

Feuchtgebiete sind in den Talböden der Gebirgskette zu finden und hydrologisch (über Grundwasser oder saisonale Überflutung) meist an benachbarte Seen oder Flüsse gebunden. Wiesen in Höhenlagen zwischen ca. 900 m und 3200 m zählen generell zu den Feuchtgebieten, ebenso Auwälder, die zahlreiche Fließgewässer begleiten.

In der Sierra Nevada treten neben fluss- und seegebundenen Feuchtgebietstypen (letztere seltener) auch Moore auf. Diese 3 Typen haben zwar unterschiedliche geographische Verbreitung und Funktion im Ökosystem der Sierra Nevada, bieten jedoch jeweils Lebensraum für eine spezielle Fauna und Flora, puffern Hochwässer ab, bewirken eine verringerte Erosion und verbessern die Wasserqualität.

Kleiner See in der John Muir Wilderness

Seit 1970 haben die Vereinigten Staaten beträchtliche Fortschritte beim Schutz der Feuchtgebiete gemacht. Eine 1990 ergangene "Presidential Executive Order" verpflichtet dazu, keinen „Nettoverlust“ von Feuchtgebieten zuzulassen und fordert von den entsprechenden Bundesbehörden, vorhandene Feuchtgebiete zu kartieren und zu schützen.

1996 beschrieb und klassifizierte der „National Fish and Wildlife Service“ einige Feuchtgebiete der Sierra Nevada (u.a. alle im Yosemite National Park), unterstützt durch Luftbildanalysen und Topographische Karten (als Teil des NWI = National Westlands Inventory). Allerdings wurden die Karten der NWI keinem konsequenten Ground Truth unterworfen und umfassten nur Feuchtgebiete größer als 20.000 m².

Eine Feuchtwiese im Cloud Canyon

Der National Park Service renaturiert Feuchtgebiete, welche in der Vergangenheit entwässert und aufgefüllt wurden, zuletzt überwiegend im Yosemite Valley im Rahmen des "Cook’s Meadow-restoration project". Dies beinhaltet die Auffüllung alter Abflussgräben zur Wiesenentwässerung und die Entfernung von Straßenbelag, der das Versickern von Wasser verhindert, begleitet durch Vegetations-Transekte und Kartierung des Oberflächenwassers.

Geologie

Die Bildung der Sierra Nevada begann in der Trias. In dieser Zeit kollidierte als Folge der Kontinentaldrift ein Inselbogen mit der westamerikanischen Küste und setzte eine Gebirgsbildung in Gang, wobei metamorphe Gesteine entstanden, die heute den wesentlichen Bestandteil der Sierra Nevada bilden. Vor ca. 20 Millionen Jahren war das Gebiet der heutigen Sierra Nevada ausgeprägt vulkanisch aktiv. Vor ca. 4 Millionen Jahren kippte die Sierra Nevada nach Westen und ihr heutiges Erscheinungsbild begann zu entstehen. Flüsse schnitten tiefe Canyons in das Gebirge der Sierra Nevada. Ab etwa der Zeit vor etwa 2,5 Millionen Jahren bildeten Gletscher charakteristische Trogtäler. Als Folge von Erosion durch Wasser und Eis wurden die Plutone freigelegt, die heute vielfach die Gipfel der Sierra Nevada bilden. Bis heute kann man in der Sierra Nevada Gold und Silber finden.

Klima und Meteorologie

Im Herbst, Winter und Frühling fallen in der Sierra Nevada zwischen 500 und 2030 mm Niederschlag, oberhalb etwa 1800 m meist als Schnee. Die Sommer sind trocken, nachmittägliche Gewitter jedoch nicht ungewöhnlich. Die Sommertemperaturmittel bewegen sich zwischen 5,5 und 15,5 °C.

Die Täler Owens Valley und Death Valley, die sich östlich an die Sierra Nevada anschließen, werden auch als „land of little rain (deutsch: Täler mit wenig Regen)“ genannt, da sie sehr trocken sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die vom Pazifik aus kommende Feuchtigkeit sich in der Sierra Nevada abregnet (bzw. -schneit), bevor sie diese beiden Täler erreicht. Anders liegen die Verhältnisse beim Central Valley, welches im Westen an der Sierra Nevada grenzt und somit größere Niederschlagsmengen erhält.

Das Owens Valley; im Hintergrund die Gebirgsmassive der Sierra Nevada

Literatur

  • Bill Guyton (von der University of California): Glaciers of California; University of California Press (27. Oktober 1998); ISBN 978-0-520-21295-4
  • John Mock und Kimberley O'Neil: Hiking in the Sierra Nevada (Lonely Planet Hiking in the Sierra Nevada); Lonely Planet Publications (Juni 2002); ISBN 978-1-74059-272-7
  • Allan A. Schoenherr: A Natural History of California; University of California Press (1992); ISBN 0-520-06922-6
  • T.I. Storer, R.L. Usinger and D. Lukas: Sierra Nevada History; University of California Press (2004); ISBN 0-520-24096-0
  • N.L. Weeden: A Sierra Nevada Flora; Wilderness Press (1996); ISBN 0-89997-204-7

Einzelnachweise

  1. FEIS, Assessments of Individual Species, plants
  2. FEIS, Assessments of Individual Species, animals

Siehe auch

Weblinks


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