Riesenstern

Riesenstern

Ein Riesenstern (oder auch einfach nur Riese) ist ein Stern mit überdurchschnittlich großem Durchmesser und überdurchschnittlich großer Leuchtkraft, der bei gleicher Oberflächentemperatur innerhalb des Hertzsprung-Russell-Diagramms (HRD) deutlich über der Hauptreihe liegt.[1] In der Regel haben Riesen einen Radius zwischen 10 und 100 Sonnenradien bei einer Helligkeit, die zwischen dem 10- und 1.000-fachen unserer Sonne liegt.

Man unterscheidet vier Arten von Riesen.

  • Unterriesen, Sterne der Leuchtkraftklasse IV. Sie befinden sich im HRD zwischen dem Riesenast und der Hauptreihe.
  • (Normale) Riesen der Leuchtkraftklasse III. Sie bilden im HRD den Riesenast.
  • helle Riesen, Sterne der Leuchtkraftklasse II. Sie finden sich im HRD oberhalb der normalen Riesen
  • Überriesen, Sterne der Leuchtkraftklasse I. Aufgrund ihrer noch höheren Leuchtkraft liegen sie im HRD noch über den hellen Riesen.
  • Hyperriesen, Sterne der Leuchtkraftklasse 0

In späten Spektralklassen liegt das Strahlungsmaximum von Riesen im roten Spektralbereich. Sie werden daher in diesem Stadium auch als Rote Riesen bzw. Rote Überriesen bezeichnet. Entsprechend bezeichnet man Riesen mittlerer oder früher Spektralklassen als Gelbe oder Blaue Riesen.

Interner Aufbau eines sonnenähnlichen Sterns und eines roten Riesen.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsszenarien

Ein Stern entwickelt sich erst zu einem Riesenstern, wenn sein gesamter, für die Fusion in seinem Kern verfügbare Wasserstoff verbraucht ist.[2] Ein Stern wird jedoch nicht zu einem Riesen werden, wenn dessen ursprüngliche Masse weniger als etwa 0,25 Sonnenmassen beträgt. Bei diesen Sternen vollzieht sich während des Großteils ihrer Lebenszeit im Inneren eine durchgehende Konvektion, das heißt, es kommt zu einem stetigen Wärmedurchfluss innerhalb des Kerns, so dass das Verschmelzen des Wasserstoffs sich für eine Zeit von mehr als 1012 Jahren fortsetzen kann; ein Zeitraum, der viel länger ist, als das bisherige Alter des Universums. Irgendwann aber wird sich sein Zentrum zu einem Strahlungskern entwickeln, in dessen Folge sich der Wasserstoff im Kern erschöpft und eine Verbrennung von Wasserstoff in einer Schale um den Kern herum beginnt. (Bei Sternen mit einer Masse von mehr als 0,16 Sonnenmassen kann es hierbei zu einer Erweiterung der Hülle kommen, aber diese Expansion wird nie sehr groß werden.) Kurz danach wird das Angebot an Wasserstoff bei diesem Stern vollständig ausgeschöpft sein und dieser wird zu einem Weißen Zwerg mit einem Heliumkern zusammenfallen.[3]

Ist ein Stern massiver als 0,25 Sonnenmassen, so wird er sich zusammenziehen, sobald der gesamte Wasserstoff in seinem Kern durch die Fusion verbraucht wurde. Wasserstoff wird nun in einer Hülle um den heliumreichen Kern zu Helium verbrannt, wobei der Teil des Sterns außerhalb der Schale expandiert und sich abkühlt. Während dieser Periode seiner Entwicklung wird ein solcher Stern nun dem Unterriesen-Ast auf dem Hertzsprung-Russell-Diagramm angehören. Dieser Abschnitt beinhaltet stellare Objekte, deren Leuchtkraft etwa konstant bleibt, wobei ihre Oberflächentemperatur jedoch abnimmt. Eventuell wird ein solcher Stern auch beginnen, sich im Hertzsprung-Russell-Diagramm in den Bereich der Roten Riesen zu begeben. An diesem Punkt wird die Oberflächentemperatur des Sterns, der hier typischerweise das Stadium eines Roten Riesen erreicht hat, bei annähernd konstant bleibender Leuchtkraft seinen Radius drastisch erweitern. Der Kern wird sich weiter zusammenziehen, was nun zu einer kontinuierlichen Erhöhung seiner Temperatur führt.[4]

Von einem Stern, der sich auf der Hauptreihe befindet und dessen Masse unterhalb von etwa 0,5 Sonnenmasse bleibt, kann davon ausgegangen werden, dass er nie die notwendigen Temperaturen erreichen wird, die für die Fusion von Helium erforderlich sind.[5] Aus einem solchen Stern wird sich ein wasserstoffbrennender Roter Riese entwickeln, aus dem letztendlich ein Weißer Zwerg mit einem Heliumkern entstehen wird.[4]§ 4.1, 6.1. Andernfalls, wenn die Kerntemperatur einen Wert von etwa 108 K erreicht, wird das Helium zu verschmelzen beginnen, wobei sich durch den so genannten Drei-Alpha-Prozess im Kern Kohlenstoff und Sauerstoff bildet.[4],§ 5.9, Kapitel 6. Die Energie, die durch die Kernfusion des Heliums erzeugt wird, bewirkt, dass der Kern sich erweitert. Dadurch kommt es zu einem Effekt, bei dem sich der Druck in der Umgebung der wasserstoffbrennenden Schale verringert, wodurch sich die Energieerzeugung reduziert. Die Leuchtkraft des Sterns nimmt somit ab, seine äußere Hülle zieht sich erneut zusammen und der Stern verlässt den Ast der Roten Riesen.[6]

Seine weitere Entwicklung hängt nun von seiner Masse ab. Ist er nicht sehr massiv, wird er sich in einen horizontalen Ast auf dem Hertzsprung-Russell-Diagramm bewegen oder aber seine Position durchläuft das Diagramm in Schleifen.[4], Kapitel 6. Ist der Stern nicht schwerer als etwa 8 Sonnenmassen, wird er nach einiger Zeit das Helium im Kern aufgebraucht haben und es beginnt eine Heliumfusion in einer Hülle um seinen Kern herum. Auf Grund dessen wird dann seine Leuchtkraft wieder zunehmen und er steigt, jetzt als AGB-Stern, in den asymptotischen Riesenast des HR-Diagramms auf. Nachdem der Stern den Großteil seiner Masse verloren hat, wird sein Kern als ein aus Kohlenstoff und Sauerstoff bestehender Weißer Zwerg zurückbleiben.[4], § 7.1–7.4.

Bei denjenigen Hauptreihensternen, deren Massen groß genug sind, um schließlich eine Kohlenstofffusion zu entzünden, dies ist ab ca. 8 Sonnenmassen der Fall[4], p. 189, können verschiedene Szenarien eintreten. Diese Sterne werden ihre Helligkeit nicht wesentlich erhöhen, nachdem sie die Hauptreihe verlassen haben, aber sie werden roter erscheinen. Sie können sich jedoch ebenso zu einem Roten Überriesen oder auch zu einem Blauen Überriesen entwickeln.[7], S. 33–35;  [8] Gleichsam besteht die Möglichkeit, dass aus ihnen ein Weißer Zwerg entsteht, der einen Kern aus Sauerstoff und Neon besitzt. Denkbar ist zudem die Entstehung einer Typ-II-Supernova, die schließlich einen Neutronenstern oder sogar ein Schwarzes Loch hinterlässt.[4], § 7.4.4–7.8.

Beispiele

Bekannte Riesensterne unterschiedlicher Leuchtfarbe sind:

Einzelnachweise

  1. Giant Stars, Eintrag inAstronomy Encyclopedia, hrsg. Patrick Moore, New York: Oxford University Press, 2002. ISBN 0-19-521833-7.
  2. Giant, entry in The Facts on File Dictionary of Astronomy, ed. John Daintith and William Gould, New York: Facts On File, Inc., 5th ed., 2006. ISBN 0-8160-5998-5.
  3. The End of the Main Sequence, Gregory Laughlin, Peter Bodenheimer, and Fred C. Adams, The Astrophysical Journal, 482 (10. Juni 1997), S. 420–432.
  4. a b c d e f g Evolution of Stars and Stellar Populations, Maurizio Salaris and Santi Cassisi, Chichester, UK: John Wiley & Sons, Ltd., 2005. ISBN 0-470-09219-X., § 5.9.
  5. Structure and Evolution of White Dwarfs, S. O. Kepler and P. A. Bradley, Baltic Astronomy 4, pp. 166–220., p. 169.
  6. Giants and Post-Giants, class notes, Robin Ciardullo, Astronomy 534, Penn State University.
  7. Blowing Bubbles in the Cosmos: Astronomical Winds, Jets, and Explosions, T. W. Hartquist, J. E. Dyson, and D. P. Ruffle, New York: Oxford University Press, 2004. ISBN 0-19-513054-5.
  8. Supergiant, entry in The Encyclopedia of Astrobiology, Astronomy, and Spaceflight, David Darling, Zugriff 15. Mai 2007.
  9. Alcyone, entry in SIMBAD, Zugriff 16. Mai 2007.
  10. Alcyone at Jim Kaler's STARS, Zugriff 16. Mai 2007.
  11. Thuban, Eintrag beiSIMBAD, Zugriff 16. Mai 2007.
  12. Sigma Octantis, Eintrag bei SIMBAD, Zugriff 16. Mai 2007.
  13. α Aurigae Aa, Eintrag bei SIMBAD, Zugriff 16. Mai 2007.
  14. Pollux, Eintrag bei SIMBAD, Zugriff 16. Mai 2007.
  15. Mira, Eintrag bei SIMBAD, Zugriff 16. Mai 2007.

Literatur

  • Hollis R. Johnson: Evolution of peculiar red giant stars. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1989, ISBN 0-521-36617-8
  • Harm J. Habing: Asymptotic giant branch stars. Springer, New York 2004, ISBN 0-387-00880-2

Weblinks

 Commons: Riesenstern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Synonyme:

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