Robert Haas

Robert Haas

Robert Maria Haas (* 15. August 1886 in Prag; † 4. Oktober 1960 in Wien) war ein österreichischer Musikwissenschaftler und Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Robert Haas studierte in Prag, Berlin und Wien Musikwissenschaft und promovierte 1908 in Prag zum Dr. phil. Einige Zeit war er Assistent von Guido Adler am Wiener Musikhistorischen Institut und schlug dann eine Kapellmeisterlaufbahn ein. 1920 übernahm er die Leitung der Musikabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek. Haas gab in den 1930er Jahren als erster eine vollständige Edition der Symphonien Anton Bruckners heraus. Für das mehrbändige Handbuch der Musikwissenschaft von Ernst Bücken verfasste er zwei Bände.

Haas war seit 1933 NSDAP-Mitglied, was ihm anscheinend in Österreich vor dem Anschluss Österreichs zum Nachteil wurde. Es sind Führertreue und antisemitische Äußerungen von Haas überliefert.[1] Er erhielt nach dem Krieg keine Lehrbefugnis mehr.[2]

Publikationen (Auswahl)

  • Beethovens Tod. Aus einem unbekannten Briefwechsel, in: Der Auftakt, Jg. 3 (1923), Heft 2, S. 48-50
  • Gluck und Durazzo im Burgtheater, Wien 1925
  • Die Wiener Oper, Wien 1926
  • Wiener Musiker vor und um Beethoven, Wien, Prag, Leipzig 1927
  • Die estensischen Musikalien, Regensburg 1927
  • Die Musik des Barock, Potsdam 1928 (= Handbuch der Musikwissenschaft, hrsg. von Ernst Bücken, Band 3)
  • Anton Röslers Requiem für Mozart, Eger 1930
  • Aufführungspraxis der Musik, Potsdam 1931 (= Handbuch der Musikwissenschaft, hrsg. von Ernst Bücken, in Verbindung mit Heinrich Besseler, Band 8)
  • Bach und Mozart in Wien, Wien 1951

Nachweise

  1. Pamela M. Potter: Die deutscheste der Künste. Musikwissenschaft und Gesellschaft von der Weimarer Republik bis zum Ende des Dritten Reichs. Stuttgart 2000, S. 153. Dort heißt es im Zusammenhang mit der Nachbesetzung der Stelle von Robert Lach: »Indem die Kommission sich für Haas als besten Kandidaten entschied, trug sie den Unannehmlichkeiten Rechnung, denen er als Nationalsozialist in Österreich vor dem Anschluß ausgesetzt war. Parteimitglied seit 1933, hatten seine politischen Überzeugungen Haas angeblich daran gehindert, in der Wiener Nationalbibliothek aufzusteigen und Stellen in Wien, Graz und Innsbruck zu erlangen, obwohl er dort zu den bestplazierten Bewerbern gezählt hatte. Er führte auch während seiner Herausgabe von Bruckners Werken eine schwierige Auseinandersetzung mit „jüdischen Geschäftsinteressen“ [an]; eine Situation, die „1936 durch unseren Führer Adolf Hitler zu seinen Gunsten entschieden“ wurde. Seine Einstellung in Wien hätte Gelegenheit gegeben, ihn für all das zu entschädigen, was er für seine unbeirrte Hingabe an den Nationalsozialismus gelitten hatte.« Als Quelle nennt Potter: „Bericht über die Kommissionssitzung am 15. Dezember 1938“; Lach, „Besetzungsvorschlag“, 19. Juni 1939; Lebenslauf Haas, Universitätsarchiv Wien Dekanat 240.
  2. Matthias Pape: Erich Schenk – ein österreichischer Musikwissenschaftler in Salzburg, Rostock und Wien. Musikgeschichtsschreibung zwischen großdeutscher und kleinösterreichischer Staatsidee, in: Die Musikforschung, 53.Jg, 2000, S.425

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Robert Haas — Saltar a navegación, búsqueda Robert María Haas (* 15 de agosto de 1886 † 4 de octubre de 1960). Fue un musicólogo austríaco. Al comienzo de su carrera en la Biblioteca nacional austríaca, Haas se interesó mucho en la música barroca y clásica.… …   Wikipedia Español

  • Robert Haas — Several notable persons have the name Robert Haas:*Robert Haas, Austrian musicologist *Robert Haas, American calligrapher, typographer, typographer, photographer and book designer *Robert Haas, German clergyman and ecumenist …   Wikipedia

  • Robert Haas (Liedermacher) — Robert Haas (* 12. Januar 1964 in Kempten) ist ein Komponist und Liedermacher für Kinderlieder, Neue Geistliche Lieder und Instrumentalmusik. Leben Haas studierte Theologie an der Ludwig Maximilians Universität München und arbeitet in der Diözese …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Haas (musicologist) — Robert Maria Haas (August 15, 1886 October 4, 1960) Austrian musicologist.At the beginning of his career with the Austrian national library, Haas was mostly interested in Baroque and Classical music. Later on, he was engaged by the newly formed… …   Wikipedia

  • Robert Haas (clergyman) — Robert Haas was a nineteenth century Lutheran minister, who advocated the civil equality of Jews in Germany. Active in the Duchy of Nassau, he counted Reform Jewish leader Abraham Geiger among his friends, and endorsed the 1837 rabbinical… …   Wikipedia

  • Robert Haas (calligrapher) — Robert Samuel Haas (b. 1898, d. 1997) was a Viennese born calligrapher, typographer, photographer, art collector and book designer. He emigrated to the United States in 1939.From 1939 to 1940 he taught calligraphy and photography at Goddard… …   Wikipedia

  • Haas — oder de Haas ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist eine regionale Variante des Namens Haase (alte Schreibweise des Tiers Hase). Im Niederdeutschen ist Haas die übliche Schreibung. Varianten Hase, Haase, Haes, Haass,… …   Deutsch Wikipedia

  • Haas — can refer to: * Haas School of Business (United States), a part of the University of California, Berkeley, named after Walter A. Haas, Jr. * Haas Automation, a machine tool company * Haas effect, a psychoacoustic effect, also known as the… …   Wikipedia

  • Robert Maria Haas — Dieser Artikel beschreibt den Musikwissenschaftler Robert Haas, für den gleichnamigen Liedermacher, siehe Robert Haas (Liedermacher). Robert Maria Haas (* 15. August 1886 in Prag; † 4. Oktober 1960 in Wien) war ein österreichischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Doornbos — lors d essais privés à Barcelone en 2006 Années d activité Depuis 1999 2005 2006 (Formule 1) Date de naissance 29 juillet 1981 ( …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”