Robert Indrikowitsch Eiche

Robert Indrikowitsch Eiche
Robert Indrikowitsch Eiche

Robert Indrikowitsch Eiche (russisch Роберт Индрикович Эйхе; lettisch Roberts Eihe; * 31. Juli / 12. August 1890 Gut Avotin bei Doblen, Gouvernement Kurland; † 2. Februar 1940) war ein Revolutionär und sowjetischer Staats- und Parteifunktionär.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eiche, Sohn eines Landarbeiters, verließ 1904 die Zweiklassenschule und arbeitete als Hirte. 1905 wurde er Mitglied der Sozialdemokratie Lettlands (Социал-демократия Латышского края, СДЛК / SDLK). Er nahm in Mitau an der Revolution von 1905/07 teil. 1908 wurde der Mitglied des SDLK-Komitees von Mitau. Ende 1908 emigrierte er nach Großbritannien, wo er als Grubenarbeiter arbeitete. Er kehrte 1911 nach Riga zurück. 1914 wurde er in das ZK der SDLK gewählt. 1915 wurde er nach Sibirien in das Gouvernement Jenisseisk verbannt.

1917 nahm er an der Revolution und am Kampf um die Errichtung der Sowjetmacht in Lettland teil. Er wurde ins Präsidium des Rigaer Sowjets gewählt und leitete während der deutschen Okkupation die illegale Arbeit. Im Januar 1918 wurde er verhaftet, konnte aber schon im Juli nach Moskau fliehen. 1918 wurde er bevollmächtigter Volkskommissar für Lebensmittel im Gouvernement Tula, ab 1919 Volkskommissar für Lebensmittel in Sowjet-Lettland, anschließend war er in selbiger Funktion in Kirgisien, Tscheljabinsk und Rostow am Don tätig. Er war 1921 Delegierter des III. Weltkongresses der Komintern. 1922/23 war er Lebensmittelkommissar für Sibirien und 1923/24 schließlich für die gesamte RSFSR. Eiche wurde 1925 zum Kandidaten, im Juli 1930 zum Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU gewählt. Ab Februar 1935 war er auch Kandidat des Politbüros des ZK. Seit 1925 war er Vorsitzender des Sibirischen Regionskomitees und ab 1929 Erster Sekretär des Westsibirischen Regionskomitees der KPdSU. Eiche war loyaler Stalinist und verantwortete in Westsibirien von 1929 bis 1933 die gewaltsame Entkulakisierung und Zwangskollektivierung. Er gehörte einer Troika an, die über das Schicksal jener Menschen entschied, die als Kulaken galten.[1] 1933 gehörte er zu den leitenden Funktionären, die in die Tragödie von Nasino verwickelt waren. 1937 war Eiche erneut Mitglied einer Troika, diesmal des westsibirischen Schnellgerichts zur Umsetzung des NKWD-Befehls Nr. 00447.[2] Von 1937 bis 1938 war er Volkskommissar für Landwirtschaft der UdSSR und wurde 1937 in den Obersten Sowjet gewählt. Er war Mitglied des Zentralexekutivkomitees der UdSSR.[3]

Im Rahmen des Großen Terrors wurde Eiche am 29. April 1938 verhaftet und am 2. Februar 1940 erschossen.

Rehabilitation

1956 wurde er posthum rehabilitiert. Eiches Fall wurde von Chruschtschow in seiner Geheimrede Über den Personenkult und seine Folgen als „Beispiel einer gemeinen Provokation, einer widerwärtigen Fälschung und einer verbrecherischen Verletzung der revolutionären Gesetzlichkeit“[4] angeführt.

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Rolf Binner, Marc Junge: Wie der Terror „groß“ wurde. In: Cahiers du monde russe, Jg. 42 (2001) H, 2–4 , S. 557–613 (PDF), S. 568.)
  2. Rolf Binner, Marc Junge: Wie der Terror „groß“ wurde. In: Cahiers du monde russe, Jg. 42 (2001) H, 2–4 , S. 557–613 (PDF), S. 568.) Siehe auch Deutsche Übersetzung des Befehls auf dem Portal „100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte (1917–1991)“, (Abruf am 26. September 2010), dort Abschnitt V.1
  3. Siehe Nicolas Werth: Die Insel der Kannibalen: Stalins vergessener Gulag. Siedler, München 2006, ISBN 978-3-88680-853-3.
  4. Chruschtschow: Über den Personenkult und seine Folgen, S. 15ff.

Weblinks


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