- Gouvernement Kurland
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Das Gouvernement Kurland (russisch Курляндская губерния/Kurljandskaja gubernija) war das südlichste der drei russischen Ostseegouvernements im heutigen Lettland. Es bestand landschaftlich aus zwei Teilen - dem eigentlichen Kurland sowie Semgallen. Es grenzte im Norden an Livland, im Osten an das Gouvernement Witebsk, im Westen an die Ostsee, im Süden an Kowno und Wilna. Über einen ganz schmalen Küstenstreifen rund um Polangen (lit. Palanga) grenzte das Gouvernement an den nördlichsten Zipfel Ostpreußens. Es hatte ein Areal von 27.286 km². Hauptstadt war Mitau (Jelgava) und es war in die folgenden Kreise (Ujesd) eingeteilt:
- Bauske (Bauska)
- Friedrichstadt (Jaunjelgava)
- Goldingen (Kuldīga)
- Grobin (Grobiņa)
- Hasenpoth (Aizpute)
- Illuxt (Ilūkste)
- Mitau (Jelgava)
- Talsen (Talsi)
- Tuckum (Tukums)
- Windau (Ventspils)
Geschichte
Das Herzogtum Kurland und Semgallen kam im Zug der Dritten Polnischen Teilung 1795 an das Russische Reich. Formal ein Vasallenstaat von Polen-Litauen, waren die letzten Jahrzehnte immer Günstlinge der russischen Herrscher an der Regierung, zuletzt Peter von Biron, so dass das Land de facto schon länger von Russland beherrscht war. Am 18. März 1795 kam der formelle Landtagsbeschluss, sich dem russischen Zepter zu unterstellen, der Herzog wurde mit einer Pension abgefunden. Kurland wurde als Gouvernement organisiert, wobei auch das Stift Pilten (Piltene), das zur polnisch-litauischen Woiwodschaft Livland gehört hatte und der litauische Küstenstreifen um Polangen (lit. Palanga) zu diesem neuen Gouvernement geschlagen wurden. Politisch konnte die deutschbaltisch geprägte Kurländische Ritterschaft eine dominierende Rolle behaupten. 1817 erfolgte eine Bauernbefreiung, hierbei spielten die baltischen Gouvernements eine Vorreiterrolle innerhalb Russlands. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es erste Versuche der Angleichung der baltischen Provinzen an das übrige Russland (Russifizierung). 1835 wurde das Russische Gesetzbuch eingeführt und 1850 das Russische als Amtssprache, aber erst in späteren Jahrzehnten gab es ernsthafte Durchsetzungsversuche. Bis 1876 gab es ein Generalgouvernement der Ostseeprovinzen, das in diesem Jahr abgeschafft wurde. Im Ersten Weltkrieg seit Frühling 1915 größtenteils von Deutschland besetzt, fiel es nach dem Scheitern der von der deutschen Armee gestützten Pläne einer deutschbaltischen Staatsbildung an das 1918 unabhängig gewordene Lettland.
Statistik 1885
Das Gouvernement hatte 1882 652.570 Einwohner (24 pro km²). Darunter waren 74% Protestanten, 18% Römische und Griechische Katholiken und ca. 8% Juden. Die Landbevölkerung bestand durchgehend aus Letten, während ein wesentlicher Teil der städtischen Bevölkerung deutschbaltisch war (8% insgesamt). Daneben gab es noch 1,7% Russen und 1% Polen und Litauer.
Der bei weitem bedeutendste Wirtschaftszweig war der Ackerbau. Man baute vor allem Roggen (1884 14,2 hl/Hektar), Hafer (14,5), Winterweizen (15,6), Sommerweizen (9,6), Gerste (15,1) und Kartoffeln (120,9) an. Der Viehbestand betrug 173.530 Stück Hornvieh, 165.788 Schafe, 86.835 Schweine und 122.692 Pferde. An Mineralien wurden hauptsächlich Gips, Lehm, Kalk und Torf, Sandstein, Mergel und ein wenig Braunkohle abgebaut, auch gab es Bernsteinvorkommen. Demgegenüber war die Industrie ziemlich unbedeutend, der wichtigste Industriezweig war die Branntweinerzeugung.
Der Handel ging hauptsächlich über den Hafen von Libau (Liepāja), das auch ein wichtiger Stützpunkt der Kaiserlich Russischen Marine war. An Eisenbahnverbindungen führt die Strecke Riga-Kowno (lit. Kaunas) quer durch das Gebiet.
Es gab 1885 3 klassische Gymnasien mit 1857 Schülern, 5 höhere Bildungsanstalten für die weibliche Jugend, 24 Kreisschulen und Waisenhausschulen, 2 Stadtschulen, 136 Privatlehranstalten, 418 Elementarschulen, 3 Taubstummenschulen, 5 Navigationsschulen, ein Volksschullehrerseminar und eine Ackerbauschule. Es gab insgesamt 44.029 Lernende, davon 17.310 weiblichen Geschlechts. Auf dem Land kam auf 1290 Menschen eine Schule und ein Schüler auf 15 Personen.
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