- Robert Katzenstein
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Robert Katzenstein (* 19. Februar 1928 in Berlin; † 30. Juni 2006 ebenda) war ein marxistischer habilitierter Wirtschaftswissenschaftler. Seine größte wissenschaftliche Leistung war, dass er als erster den Zusammenhang der Entwicklung des heutigen Kapitalismus und hoher Arbeitslosigkeit wissenschaftlich untersuchte und erklärte, dass sich trotz Wachstum keineswegs Arbeitslosigkeit senkt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Katzenstein stammte aus einer jüdischen bürgerlichen Familie. Sein Vater wurde im KZ Auschwitz ermordet und seine Mutter versteckte sich in Berlin. Katzenstein hatte eine Knochenkrankheit, sodass er sich lange Jahre lediglich mit Krücken bewegen konnte. Er lebte als Verfolgter des Naziregimes von 1942 bis 1945 im Untergrund, weshalb an eine medizinische Behandlung nicht zu denken war. Nachdem er von der Roten Armee aus einem Lager in Schlesien befreit wurde, musste er jahrelang behandelt werden. Als er wieder auf Krücken laufen konnte, holte er seine Ausbildung nach und qualifizierte sich zum Dr. oek. habil.. Er arbeitete an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ostberlin bis 1970, während er in West-Berlin wohnte.
Werk
Katzenstein beteiligte sich an der Stamokap-Debatte, die sich sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands, vor allem auch in West-Berlin, entwickelte. Er untersuchte die Bewegung des fixen Kapitals und studierte die konkreten Investitionsabläufe der Stahlindustrie. Dabei kam er zu dem Schluss, dass es früher vor allem um die Einsparung von Arbeitskräften ging, während im heutigen Kapitalismus die Bewegung und Entwicklung des fixen Kapitals von größter Bedeutung ist. Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit standen lebenslang die Wirkungen des technischen Fortschritts. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen beschäftigen sich mit dieser Frage.
In den 1970er Jahren beschäftigte die Stamokap-Theorie Wirtschaftswissenschaftler und politische interessierte Kreise in beiden deutschen Staaten und fand Befürworter auch in der SPD. Robert Katzenstein kritisierte insbesondere die These von der Unterordnung des Staates unter die Monopole – die ihn nur zur Sicherung höchster Profite benützten – als unzulässige Vereinfachung. Er vertrat die Auffassung, dass der Staat die Voraussetzungen zur Produktivkraftentwicklung des Kapitalismus schaffe und staatliche Gelder in Infrastrukturmaßnahmen wie zum Beispiel Straßen- und Hafenanlagenbau stecke. Damit geriet er in Widerspruch zur herrschenden Lehrmeinung in der DDR.
Als ie Kapitalismusdebatte Ende der 1970er Jahre stagnierte, wandte Katzenstein sich den Debatten zum Euro-Kommunismus in Italien, Frankreich und Spanien zu. Er vertrat die These, dass es unterschiedliche Wege zum Sozialismus gibt. Diese Frage diskutierte er in der von ihm gegründeten Zeitschrift Sopo (Sozialistische Politik).
Politik
Katzensteins Leben war politisch, dennoch folgte er keinem politischen Schema. Er war bei linken und marxistischen Wissenschaftlern durchaus bekannt. Als er in West-Berlin wohnte, war er aktives Mitglied der Sozialistische Einheitspartei Westberlins. Trotz hoher Qualifikation hatte er bei Bewerbungen um feste Anstellungen an Hochschulen wegen seines Bekanntheitsgrads als marxistischer Wissenschaftler keine Chance. In den 1970er Jahren hatte er Lehraufträge über politische Ökonomie am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und führte Schulungen zur politischen Ökonomie durch.
Schriften
- Technischer Fortschritt. Kapitalbewegung, Kapitalfixierung. Einige Probleme des fixen Kapitals unter den gegenwärtigen Bedingungen der Vergesellschaftung der Produktion im staatsmonopolistischen Kapitalismus. Verlag Das Europäische Buch: Berlin 1970.
- Zum Problem einer marxistischen "Staatsableitung", in: Blätter für deutsche und internationale Politik 4/1974.
- Zur Frage des Monopols, des Monopolprofits und der Durchsetzung des Wertgesetzes im Monopolkapitalismus, in: Das Argument 6/1975.
- Zur Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus, in: Prokla 8 und 9/1973.
- Zur Politischen Ökonomie des Kapitalismus. Ein Nachschlagewerk. Verlag Das Europäische Buch: Berlin 1976.
- Krise und Solidarität in der Steinkohle und Solidarität mit den Kumpeln? Widersprüche und Gegensätze. Utopie kreativ Hf. 83, 9/1997.
Weblinks
- Literatur von und über Robert Katzenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und auf anderen Websites
- Jörg Goldberg: Gedenken an Robert Katzenstein. Der technische Fortschritt setzt nicht bloß lebendige Arbeit, sondern auch Investitionskapital frei. In: der Freitag vom 25. August 2006.
- Fritz Fiehler: Die Ost-West-Passage der Stamokap-Debatte. Zum Tod des Kapitalismustheoretikers Robert Katzenstein (19.2.1928–30.7.2006. auf linksnet.de (aus: Sozialismus, 9-2006, S. 56–57).
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