- Robert Mayr-Harting
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Robert Ritter von Mayr-Harting (bis 1907 von Mayr, seit 1920 ohne Adelsprädikat) (* 13. September 1874 in Aspern; † 12. März 1948 in Prag) war ein österreichischer und nach dem Ersten Weltkrieg tschechoslowakischer Rechtswissenschaftler. In der tschechoslowakischen Republik war er einer der führenden Politiker der Deutschen Christlich-Sozialen Volkspartei. Zwischen 1926 und 1929 war er Justizminister.
Leben und Wirken
Er stammte aus einer Tiroler Beamten- und Offiziersfamilie. Sein Vater Anton Franz war indes Schauspieler. Er besuchte das Schottengymnasium in Wien. Danach studierte er dort Rechtswissenschaften. Nach einer Studienreise nach Leipzig trat er in die legislative Sektion des Justizministeriums in Wien ein. Im Jahr 1901 wurde er habilitiert. Seit 1905 war Mayr-Harting zunächst außerordentlicher Professor und seit 1908 ordentlicher Professor der Franz-Josephs-Universität Czernowitz. Seit 1909 lehrte er an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag. Diese Professur behielt er bis 1938.
Er gab teilweise kommentierte Gesetzessammlungen zum Zivilrecht heraus. Außerdem veröffentlichte er zwischen 1912 und 1913 eine siebenbändige Römische Rechtsgeschichte. In den Jahren 1913/14 und 1930/31 war er Dekan der juristischen Fakultät. Im Studienjahr 1921/22 war er Rektor. Nach der Gründung der Tschechoslowakei gehörte er als Sachverständiger verschiedenen Kommissionen der Regierung an. Er war ab 1921 auch einer der Mitherausgeber der „Prager juristischen Zeitschrift.“ Mayr-Harting war ordentliches Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in der CSR.“ Im Jahr 1931 wurde er Präsident der „Ständigen Vertretung des Deutschen Juristentages in der CSR.“ Er war auch Mitglied in der „Deutschen Liga für Völkerbund und Völkerverständigung.“
Politik
Nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie begann Mayr-Harting auch politisch hervorzutreten. Bereits unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Gründung der tschechoslowakischen Republik plädierte er für eine aktive Mitarbeit der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe am neuen Staat.
Im Sommer 1919 entwarf er gemeinsam mit Karl Hilgenreiner (beide Mitglieder der K.D.St.V. Saxo Bavaria Prag) das Parteiprogramms der Deutschen Christlich-Sozialen Volkspartei. Er gehörte bis zum Ende der Partei 1938 dem engeren Führungskreis an. Dabei hat er sich stets für eine staatsloyale Haltung eingesetzt.
Zwischen 1920 und 1925 war er Senator und danach gehörte er dem Parlament bis 1938 als Abgeordneter an. Auch in der „Deutschen parlamentarischen Arbeitsgemeinschaft“ dem auch Abgeordnete anderer Parteien angehörten, setzte er sich für eine Zusammenarbeit mit den tschechischen Parteien ein. Mayr-Harting stand in Kontakt zu Präsident Tomáš Garrigue Masaryk und zählte zu den Mitgliedern von dessen politisch einflussreichen Burg-Kreis.
Zwischen 1926 und 1929 war er Justizminister. Er setzte sich dabei unter anderem für die Anerkennung der Deutschen Sprache vor Gericht ein. Obwohl die christlich-soziale Partei nach 1929 nicht mehr in der Regierung saß, setzte er sich weiterhin für ihre Stützung ein. Eine Zusammenarbeit mit der an Bedeutung wachsenden Partei von Konrad Henlein lehnte er ab. In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft lebte er zurückgezogen in Prag. Nach der Neuerrichtung der CSR konnte er auf Fürsprache von Präsident Edvard Beneš weiterhin in Prag leben.
Literatur
- E. Maroscheck–J. Posner: Mayr-Harting Robert von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 4. (PDF; 168 kB)
- Robert Luft: Mayr-Harting, Robert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 570 f.
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