- Schottengymnasium
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Schottengymnasium Schulform Allgemeinbildende höhere Schule (Gymnasium) Gründung 1807 Ort Wien Bundesland Wien Staat Österreich Koordinaten 48° 12′ 46″ N, 16° 21′ 52″ O48.21277816.364444Koordinaten: 48° 12′ 46″ N, 16° 21′ 52″ O Träger Schottenstift Schüler etwa 450 Lehrer 46 Website www.schottengymnasium.at Das Schottengymnasium (eigentlich Öffentliches Schottengymnasium der Benediktiner in Wien) ist eine katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht im 1. Wiener Gemeindebezirk. Es wird vom Benediktinerstift „Unsere Liebe Frau zu den Schotten“, kurz Schottenstift, getragen.
Das Gymnasium wurde 1807 durch kaiserliches Dekret gegründet. Bis 2004 war es die letzte reine Knabenschule Wiens. Die Absolventen der Schule bilden den Verein der Alt-Schotten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vor der Gründung
Bereits im Mittelalter ist eine Schule im Schottenstift nachweisbar. Erste urkundliche Beweise für eine solche liegen aus dem Jahr 1330 vor. Diese dürfte aber nur für die eigenen Klosterangehörigen bzw. Anwärter offen gewesen sein. Anders war die Situation bereits 1446. In der Wiener Schulordnung aus diesem Jahr wird die Schule der Schotten als eine von vier Schulen erwähnt. Unterrichtsgegenstand war hier das Trivium.
1719 gründete der Schottenabt Karl Fetzer ein Gymnasium, an dem weltliche Schüler die philosophischen Kurse besuchen durften. Der Besuch dieser Schule als Externist war aber nur Kindern aus adeligen bzw. hochrangigen Verhältnissen möglich. Dieses Gymnasium wurde bereits 1741 wieder aufgelöst.
Gründung des heutigen Schottengymnasiums
Da die bisherigen drei Gymnasien in Wien (Akademisches Gymnasium, Piaristengymnasium, Annaeum) vor allem in den Unterstufenklassen vollkommen überlastet waren, forderte die Wiener Landesregierung 1804 den Schottenabt Benno Pointner auf, ein weiteres Gymnasium einzurichten. Aufgrund mangelnder Ressourcen erklärte sich Pointner dazu zunächst nicht im Stande. Doch schon am 16. Jänner 1806 befahl Kaiser Franz I. in einem kaiserlichen Dekret abermals die Errichtung eines neuen Gymnasiums und gleichzeitig die Übertragung des Annaeums, das 1775 bei St. Anna gegründet worden war, an den neuen Standort des Schottengymnasiums. Im folgenden Jahr, am 4. November 1807, wurde das neue Schottengymnasium unter Abt Andreas Wenzel eröffnet.
Vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg
Das neue Gymnasium wurde von Kindern des Adels wie auch des Wiener Bürgertums besucht. Gerade Kinder aus der Hocharistokratie waren häufig Externisten.
1809 musste das Gymnasium aufgrund der Besetzung Wiens durch die Franzosen kurze Zeit schließen. 1819 wurden erstmals auch die unterrichtenden Mönche des Schottenstiftes verpflichtet, eine Lehramtsprüfung abzulegen. Im Jahr 1825 verzeichnete das Gymnasium mit insgesamt 495 Schülern seinen bis dato absoluten Schülerrekord.
In Folge der Märzrevolution von 1848 und der daraus resultierenden Umstrukturierung des Unterrichtssystems führte das Gymnasium ab 1849 acht Klassen. Der Unterricht wurde nun von Fachlehrern geleitet. 1850 wurde erstmals die Matura am Schottengymnasium abgelegt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Schulräumlichkeiten stark erweitert und mit dem eigentlichen Klostergebäude verbunden.
Der Erste Weltkrieg bedeutete auch für das Schottengymnasium einen gewaltigen Aderlass. Mit Kaiser Karl I. stand aber ab 1916 ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums an der Spitze des Staates.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde das Schottengymnasium im Herbst 1938 als konfessionelle Schule von den Nationalsozialisten geschlossen. Die Schüler mussten in andere Gymnasien wechseln. 1938 bis 1945 wurden die Schulräumlichkeiten bei den Schotten vom Gymnasium Wasagasse verwendet.
Seit 1945
1945 wurde das Schottengymnasium wiedereröffnet, sodass 1953 die ersten Schüler wieder bei den Schotten maturieren konnten. Bereits 1947 hatte sich der Verein der „Alt-Schotten“ konstituiert.
1967 wurde vom späteren Schottenabt Heinrich Ferenczy das Katholische Jugendzentrum Schotten – zwar nicht in Abhängigkeit, aber in enger Verbindung zur Schule – gegründet. Es ist auch heute noch vielen Wiener Jugendlichen als Keller ein Begriff.
1970 gab es erstmals wieder zwei erste Klassen, nachdem es fast 100 Jahre nur einen Klassenzug gegeben hatte.
1989 bis 2004 war mit Friedrich Wally der Direktor des Gymnasiums erstmals kein Angehöriger des Schottenkonventes. Beide Nachfolger Wallys, Johannes Jung (2004–2009) und Christoph Merth (seit 2009), waren aber wieder Benediktinermönche des Stiftes.
2004 wurde die Koedukation bei den Schotten eingeführt, seitdem steht das Gymnasium auch Mädchen offen. Bis dahin war das Schottengymnasium Wiens letzte reine Knabenschule gewesen, obschon vor allem in der Zwischenkriegszeit vereinzelt Mädchen als Externistinnen in die Schule aufgenommen worden waren.[1]
Lehrkörper
Den Lehrkörper des Schottengymnasiums bildeten ursprünglich zur Gänze Benediktiner des Schottenstiftes. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert waren diese zudem häufig auch Absolventen des Schottengymnasiums. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Freigegenstände wie Böhmisch, Italienisch, Ungarisch, Stenografie oder Gesang von externen weltlichen Lehrern unterrichtet. Die ersten regulären weltlichen Professoren gab es aber erst ab den 1920er-Jahren für die Fächer Turnen, Zeichnen und Handfertigkeit. Ab den 1930er-Jahren unterrichteten weltliche Lehrer auch andere Gegenstände. Seit der Wiedereröffnung des Gymnasiums nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Anzahl der Lehrer, die nicht Konventuale des Schottenstiftes sind, stetig gestiegen. Inzwischen stehen ca. 45 weltliche Professoren fünf geistlichen Professoren gegenüber. Seit den 1990er-Jahren unterrichten auch Lehrerinnen am Schottengymnasium, vermehrt seit der Einführung der Koedukation im Jahr 2004.
Viele der Professoren vor allem des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erlangten aufgrund ihrer meist wissenschaftlichen Tätigkeiten auch über die Grenzen der Schule hinweg Bedeutung. Direktoren des Schottengymnasiums (bzw. Präfekten, wie die Bezeichnung bis 1848 lautete) waren der Philologe Meinrad Lichtensteiner (1807–1834; 1825 Rektor der Universität Wien), der Naturwissenschaftler Sigismund Gschwandner (1886–1895; 1859 und 1870 Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Wien), der Historiker Albert Hübl (1919–1931) sowie die späteren Äbte Othmar Helferstorfer (1857–1861), Heinrich Ferenczy (1981–1989) und Johannes Jung (2004–2009).
Unter den weiteren bedeutenden Persönlichkeiten im Lehrkörper des Gymnasiums ragen vor allem der Historiker und spätere Abt Ernest Hauswirth, der Kirchenhistoriker und Hofprediger Cölestin Wolfsgruber (1907/1908 und 1911/1912 Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien), die Philologen Maurus Schinnagl, Heinrich Maschek und Paulus Lieger, die Germanisten Berthold Sengschmitt, Hugo Mareta und Meinrad Sadil, die Seelsorger Honorius Kraus und Hermann Schubert, der Hofprediger Clemens Kickh sowie der Dogmatiker Karl Jellouschek (1955/56 Rektor der Universität Wien) heraus.
Konfessionsfrage
Obwohl das Schottengymnasium eine katholische Privatschule ist, haben beinahe von Anfang an auch Angehörige anderer Konfessionen (erstmals 1810) und Religionen (erster jüdischer Schüler 1817) hier Aufnahme gefunden. 1878 hatte das Gymnasium über 70 jüdische Schüler. Erst in der Zeit des Ständestaates wurde die Schule stark konfessionalisiert. In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Schüler anderer Konfessionen und Religionen im Sinne einer katholischen Offenheit aber wieder gestiegen.
Der Besuch des Religionsunterrichtes ist für alle Schüler des Schottengymnasiums verpflichtend, wobei jeder Schüler den Unterricht seines eigenen Bekenntnisses besucht. Bei genügend großer Teilnehmerzahl findet auch der Religionsunterricht anderer Konfessionen am Gymnasium selbst statt (z.B. der evangelische Religionsunterricht), ansonsten mit anderen Schulen gesammelt außer Haus (etwa bei muslimischen Schülern).
Bekannte Schüler und Absolventen
Politiker
- Anton von Doblhoff-Dier (1800–1872), österreichischer Ministerpräsident
- Lajos Batthyány (1807–1849), erster Ministerpräsident Ungarns
- Othmar Helferstorfer (1810–1880), Abt des Schottenstiftes, Landmarschall von Niederösterreich
- Eduard Herbst (1820–1892), österreichischer Justizminister
- Hugo von Glanz-Eicha (1848–1915), österreichischer Handelsminister
- Fürst Alfred III. zu Windisch-Grätz (1851–1927), österreichischer Ministerpräsident
- Victor Adler (1852–1918), Begründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs
- Heinrich von Lützow (1852–1935), Diplomat
- Heinrich Lammasch (1853–1920), Politiker und letzter k.k. Ministerpräsident Altösterreichs
- Fürst Franz I. von Liechtenstein (1853–1938), regierender Fürst von Liechtenstein
- Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1863–1918), österreichischer Ministerpräsident
- Viktor Kienböck (1873–1956), österreichischer Finanzminister
- Kaiser Karl I. von Habsburg-Este (1887–1922), letzter Kaiser von Österreich
- Karl Appel (1892–1967), österreichischer Nationalratsabgeordneter SPÖ
- Fürst Franz Josef II. von Liechtenstein (1906–1989), regierender Fürst von Liechtenstein
- Leopold Guggenberger (* 1918), Bürgermeister von Klagenfurt (ÖVP)
- Hans Tuppy (* 1924), österreichischer Wissenschaftsminister (ÖVP), Biochemiker
- Manfred Mautner Markhof (1927–2008), Bundesrat (ÖVP), Unternehmer
- Franz Hums (* 1937), österreichischer Arbeits- und Sozialminister (SPÖ)
- Michael Graff (1937–2008), Generalsekretär der ÖVP
- Peter Marboe (* 1942), Wiener Kulturstadtrat (ÖVP)
- Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein (* 1945), regierender Fürst von Liechtenstein
- Wolfgang Schüssel (* 1945), österreichischer Bundeskanzler (ÖVP)
- Rudolf Scholten (* 1955), österreichischer Unterrichtsminister und Wissenschaftsminister (SPÖ)
- Christoph Chorherr (* 1960), Bundessprecher der Grünen
Kulturschaffende
- Johann Nestroy (1801–1862), Schauspieler, Dramatiker
- Eduard von Bauernfeld (1802–1890), Dichter
- Nikolaus Lenau (1802–1850), Schriftsteller
- Moritz von Schwind (1804–1871), Maler
- Friedrich Halm (1806–1871), Dichter, Dramatiker
- Anastasius Grün (1806–1876), Dichter
- Ferdinand Kürnberger (1821–1879), Schriftsteller
- Johann Strauss (1825–1899), Komponist
- Josef Strauss (1827–1870), Komponist
- Karl Julius Ebersberg (1831–1876), Schriftsteller
- Franz von Jauner (1831–1900), Schauspieler, Theaterdirektor
- Ferdinand von Saar (1833–1906), Schriftsteller
- Alfred von Berger (1853–1912), Dramaturg, Direktor des Burgtheaters
- Max von Ferstel (1859–1936), Architekt
- Max Kurzweil (1867–1916), Maler
- Alfred Neugebauer (1888–1957), Schauspieler
- Otto Friedländer (1889–1963), Schriftsteller
- Georg Terramare (1889–1948), Dramatiker
- Paul Elbogen (1894–1987), Schriftsteller
- Eduard Volters (1904–1972), Schauspieler
- Franz Stoß (1909–1995), Schauspieler, Direktor des Burgtheaters und des Theaters in der Josefstadt
- Otto Ambros (1910–1979), Schauspieler
- Ernst Haeusserman (1916–1984), Theaterdirektor, Regisseur, Schriftsteller und Filmproduzent
- Ernst Jandl (1925–2000), Dichter
- Wilfried Seipel (* 1944), Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien
- Peter Planyavsky (* 1947), Organist
- Friedrich Dolezal, Cellist, Wiener Philharmoniker
- Clemens Hellsberg (* 1952), Violinist, Vorstand der Wiener Philharmoniker
- Herbert Föttinger (* 1961), Schauspieler, Direktor des Theaters in der Josefstadt
- Xaver Bayer (* 1977), Schriftsteller
- Gottlieb Wallisch (* 1978), Pianist
Wissenschafter
- Adalbert Nikolaus Fuchs (1814–1886), Agrarwissenschaftler, Direktor des k. k. Polytechnischen Instituts
- Ernest Hauswirth (1818–1901), Abt des Schottenstiftes, Historiker
- Franz von Hauer (1822–1899), Geologe
- Sigismund Gschwandner (1824–1896), Physiker, Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Wien
- Hugo Mareta (1827–1913), Germanist
- Vinzenz Knauer (1828–1894), Philosoph
- Cölestin Wolfsgruber (1848–1924), Kirchenhistoriker und Hofprediger, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien
- Franz von Liszt (1851–1919), Straf- und Völkerrechtler, Politiker
- Julius Wagner-Jauregg (1857–1940), Psychiater, Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1927
- Eduard Zirm (1863–1944), Ophtalmologe
- Albert Hübl (1867–1931), Historiker
- Clemens von Pirquet (1874–1929), Immunologe
- Carl Furtmüller (1880–1951), Pädagoge und Psychologe
- Franz Exner (1881–1947), Kriminologe
- Karl von Frisch (1886–1982), Verhaltensforscher, Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1973
- Konrad Lorenz (1903–1989), Verhaltensforscher, Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1973
- Peter Beck-Mannagetta (1913–1998), Geologe
- Michael Mitterauer (* 1937), Historiker
- Günter Virt (* 1940), Moraltheologe
- Herbert Laszlo (1940-2009), Glücksforscher
- Georg Braulik (* 1941), Alttestamentler
- Kurt Gschwantler (* 1944), Klassischer Archäologe
Personen aus anderen Bereichen
- Urban Loritz (1807–1881), Seelsorger
- Anton von Petz (1819–1885), Admiral
- Hermann Schubert (1826–1892), Prediger und Seelsorger
- Clemens Kickh (1827–1913), Hofprediger
- Adolf Kern (1829–1906), Seelsorger
- Leopold Rost (1842–1913), Abt des Schottenstiftes
- Eugen Böhm von Bawerk (1851–1914), Nationalökonom
- Wilhelm Janauschek (1859–1926), Volksmissionar
- Julius Meinl III. (1903–1991), Unternehmer (Julius Meinl)
- Heinrich Treichl (* 1913), Generaldirektor der Creditanstalt
- Otto Schönherr (* 1922), Journalist, Chefredakteur der Austria Presse Agentur
- Fritz Molden (* 1924), Journalist, Verleger
- Gustav Harmer (* 1934), Bierbrauer (Ottakringer, Grieskirchner)
- Heinrich Ferenczy (* 1938), Abt des Schottenstiftes und des Stiftes St. Paul im Lavanttal
- Hans-Georg Possanner (1940–2006), Pressesprecher der „Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU“
- Franz Hlavac (*1948), Wirtschaftsjournalist (ORF)
- Johannes Jung (* 1952), Abt des Schottenstiftes
- Andreas Treichl (* 1952), Generaldirektor der Ersten Bank
- Christoph Herbst (* 1960), Verfassungsrichter
- Nikolaus Krasa (* 1960), Generalvikar der Erzdiözese Wien
- Rudolf Mitlöhner (* 1965), Journalist, Chefredakteur der Furche
- Niki Zitny (* 1973), Profigolfer
Literatur
- Albert Hübl: Geschichte des Unterrichtes im Stifte Schotten in Wien. Fromme, Wien 1907.
- Johannes Jung, Gerhard Schlass, Friedrich Wally, Edgar Weiland: Das Schottengymnasium in Wien. Tradition und Verpflichtung. Böhlau, Wien-Köln-Weimar 1997, ISBN 3-205-98683-0.
- Manfred Anselgruber u.a.: Das Schottengymnasium unter dem Hakenkreuz. In: Festschrift Schottengymnasium der Benediktiner in Wien, Jubiläumsjahr 2007. Wien 2007, S. 25–40
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ „Es war eine sehr gute Lernschule“ Interview mit Heinrich Treichl in der Wiener Zeitung vom 21. September 2007, abgerufen am 5. Oktober 2008
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