Robert Mundell

Robert Mundell

Robert Alexander Mundell, CC (* 24. Oktober 1932 in Kingston, Ontario) ist ein kanadischer Volkswirt, dem 1999 der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen wurde.

Robert Mundell

Inhaltsverzeichnis

Leben

Details über sein Leben sind nur wenig bekannt. Gegen die übliche Gepflogenheit veröffentlichte er selbst anlässlich der Nobelpreisverleihung keine Autobiographie.

Nach dem Studium an der University of British Columbia in Vancouver, der University of Washington in Seattle, am Massachusetts Institute of Technology und an der London School of Economics and Political Science promovierte Mundell 1956 am MIT bei Charles P. Kindleberger. Es folgte ein Forschungsaufenthalt an der University of Chicago als Post-doctoral Fellow in Political Economics.

Nach Lehrtätigkeit an der Stanford University und am Johns Hopkins Bologna Center of Advanced International Studies wurde er 1961 Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds. 1966 nahm er seine Lehrtätigkeit wieder auf, unter anderem in Chicago und Genf, nach diversen weiteren Stationen ab 1974 an der Columbia University. Daneben wirkte er als Berater für internationale Organisationen wie Weltbank, Internationaler Währungsfonds und die Europäische Kommission, sowie für viele Regierungen weltweit. Seine ökonomischen Theorien standen oft im Kreuzfeuer widerstreitender politischer Interessen.

Mundell zog sich mehrfach für einige Zeit in die Wildnis zurück. Heute lebt er in einem Schloss in Oberitalien. Hier veranstaltet er gelegentlich informelle internationale Konferenzen, an denen hochrangige Ökonomen und Politiker teilnehmen.

Er ist Ehrendoktor der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation.

Forschung

Liste herausragender Forschungsergebnisse

Arbeiten zu internationalen Geldströmen und Wechselkursen

In der Politik ist Mundell insbesondere für sein Eintreten für Steuersenkungen und verwandte Maßnahmen nach dem Modell der Angebotspolitik bekannt. Unter Ökonomen wird sein Name dagegen hauptsächlich mit Wechselkursregimen und der Theorie optimaler Währungsräume in Verbindung gebracht, für welche er auch den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Trotzdem behandelte er in seiner Nobelpreisrede schwerpunktmäßig das Thema Angebotspolitik.

Nachdem in den 1960er Jahren Kanada auf frei floatende Währungsparität umstellte, untersuchte Mundell die volkswirtschaftlichen Folgen freier Wechselkurse, wofür es in der Zeit des Gold-Devisen-Standards von Bretton-Woods nur wenige Möglichkeiten gab. Eine Ähnliche Beobachtungsmöglichkeit gab es Anfang der 1930er Jahre, als Schweden für einige Jahre zu einem System flexibler Wechselkurse übergegangen war.

Anfang der 1960er Jahre entwickelten er und Marcus Fleming unabhängig voneinander das Grundmodell der Makroökonomik offener Volkswirtschaften, was als Mundell-Fleming-Modell bekannt wurde. Das Modell beschreibt eine kleine Volkswirtschaft, die mit anderen Ländern durch Handel und grenzüberschreitende Kapitalströme verbunden ist, und zeigt, welche Politikoptionen bestehen und wie das Land auf Veränderungen der inneren und äußeren Rahmenbedingungen reagiert. Es zeigt die Unmöglichkeit, gleichzeitig nationale geldpolitische Autonomie, fixe Wechselkurse und freie Kapitalströme zu erreichen (Mundell-Fleming-Trilemma). Nur zwei der drei Ziele können erreicht werden. Aus der Theorie folgt im Besonderen:

  • Die Stabilität des Bretton-Woods-Systems beruht weniger auf dem Goldstandard, eher auf den US-amerikanischen nationalen Reserven.
  • Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik in einem System variabler Wechselkurse ist ineffektiv, da sie die Zentralbanken behindert.
  • Das ökonomische Gleichgewicht zwischen einzelnen Währungszonen beruht auf ähnlicher Preisstabilität. Eine gemeinsame Geldpolitik für alle würde ausreichen.

Er folgerte daraus, dass das System von Bretton-Woods sich auflöste, weil Europa und die USA unterschiedliche Einstellungen zur Inflationsbekämpfung hatten, teilweise auch wegen der Finanzierung des Vietnamkriegs. Dies führte zu einer Unterbewertung des Goldes und nachlassender währungspolitischer Disziplin. Über seine Analyse kam es zu einer berühmt gewordenen Debatte mit Milton Friedman.

Seine Erkenntnisse trugen zur Entscheidung bei, den Euro einzuführen. Weiterhin sagte seine Theorie zutreffend voraus, dass nach Verlassen des Bretton-Woods-Systems eine Stagflation, das heißt Inflation bei gleichzeitiger Stagnation des Bruttoinlandsprodukts eintreten würde. Als Gegenmaßnahmen befürwortete er 1974 drastische Einkommensteuersenkungen, verbunden mit einem Abbau der Steuerprogression.

Mundell wird von konservativen politischen Kreisen als Galionsfigur verehrt, hat aber Kritiker nicht nur im Lager der Demokratischen Partei, sondern auch in Teilen des konservativen Lagers. Die Kritik entzündet sich einerseits an seiner Ablehnung des Goldstandards, außer in Situationen von Hyperinflation, andererseits daran, dass er die Schuldenpolitik der USA scharf ablehnt. In einem System freier Wechselkurse kann eine Ausdehnung der Geldmenge nur durch eine positive Zahlungsbilanz erreicht werden.

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Mundell auch durch derb-humoristisch geprägte Auftritte in David Lettermans Late-Night-Fernsehshow.

Ausgewählte Veröffentlichungen

  • A Theory of Optimum Currency Areas (1961)
  • Inflation and Growth in China (1996)
  • Building the New Europe (1992)
  • Debts, Deficits and Economic Performance (1991)
  • Global Disequilibrium (1990)
  • Monetary Theory: Interest, Inflation and Growth in the World Economy (1983)
  • Man and Economics and International Economics (1968)
  • The International Monetary System (Conflict and Reform) (1965)

Weblinks


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