Roberto Rivelino

Roberto Rivelino
Rivelino

Roberto Rivelino (l.) und Najeeb Al Imam (r.) (1979)

Spielerinformationen
Voller Name Roberto Rivelino
Geburtstag 1. Januar 1946
Geburtsort São PauloBrasilien
Position Mittelfeldspieler
Vereine in der Jugend
1963-1965 Corinthians Sao Paulo
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
1965–1974
1974–1978
1978–1981
Corinthians Sao Paulo
Fluminense Rio de Janeiro
Al-Hilal
471 (141)
158 0(53)
Nationalmannschaft
1965-1978 Brasilien 92 0(26)
Stationen als Trainer
1994 Shimizu S-Pulse
1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Roberto Rivelino (* 1. Januar 1946 in São Paulo, Brasilien) ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler.

Der Spielmacher spielte für Corinthians São Paulo und Fluminense Rio de Janeiro. Mit der brasilianischen Nationalmannschaft nahm er an drei Weltmeisterschaften teil und gewann den Titel 1970 in Mexiko.

Noch heute wird er in Brasilien als einer der größten Fußballer des Landes verehrt. Pelé setzte den Ausnahmekönner 2004 auf die Liste der 125 besten noch lebenden Fußballer (FIFA 100).

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Rivelino kam als Sohn italienischer Einwanderer aus Macchiagodena (Mittelitalien) in der Metropole São Paulo zur Welt, wo er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Von klein an spielte er Fußball: zunächst in den Hinterhöfen („Peladas“) seines Viertels und später Hallenfußball Futsal.

1962 fiel der 16-Jährige den Verantwortlichen des Erstligisten Palmeiras auf, die ihn zu einem Probetraining einluden. Rivelinos gesamte Familie war Anhänger dieses Klubs (der Verein wird traditionell von italienischen Immigranten unterstützt), doch er erhielt keinen Vertrag. Wutentbrannt versuchte er es wenig später beim Stadtrivalen Corinthians, die sein Talent erkannten und ihn verpflichteten. „Corinthians hat mich mit offenen Armen aufgenommen und mir erlaubt, all das zu erreichen, was ich in meinem Leben erreicht habe. Der Klub war mein zweites Zuhause“, so Rivelino später.

Vereinskarriere

1965 rückte Rivelino im Alter von 19 Jahren in den Kader der Profimannschaft auf. Schnell zählte er zu den Leistungsträgern der Mannschaft und galt schnell als einer der hoffnungsvollsten Spieler des Landes. Rivelino war ein klassischer Spielmacher, der durch großartige Ballbehandlung, tolle Technik und unvergessliche Distanzschüsse überzeugen konnte. Zu seinem Markenzeichen wurden der dunkle Schnauzbart und knallhart getretene Freistöße. Schnell war er Liebling der Fans, die ihm den Spitznamen O Reizinho do Parque (Kleiner König des Parks) gaben.

Doch Titel und Erfolge ließen auf sich warten. Während Rivelinos Zeit bei Corinthians durchlebte der Klub eine 23-jährige Durststrecke ohne Titelgewinn. Das heißt, einen Titel konnte man doch gewinnen: das Turnier Rio-Sao Paulo 1966, das aufgrund gravierender Terminprobleme an die vier Halbfinalisten Corinthians, Botafogo, Santos und Vasco Da Gama ging.

1974 verlor Corinthians das Meisterschaftsendspiel von São Paulo ausgerechnet gegen Palmeiras mit 0:1. Rivelino wurde von den Anhängern fortan als Sündenbock für das wiederholte Scheitern der Mannschaft hingestellt. „Das war der traurigste Moment in meinem Leben“, erklärte er später und beschloss den Verein, als sich Bewunderung in Ablehnung verwandelte, nach neun Jahren zu verlassen.

Der elegante Linksfuß wechselte zu Fluminense nach Rio de Janeiro. Bei „Flu“ wurde schnell deutlich, dass man mit ihm einen guten Fang gemacht hatte. 1975 und 1976 gewann er mit Fluminense die Meisterschaft des Bundesstaates Rio. Hier spielte er unter Trainer Mário Travaglini, der ihn einst bei Palmeiras verschmäht hatte.

Nach der Weltmeisterschaft 1978 kehrte der inzwischen 32-Jährige Brasilien den Rücken. Er unterschrieb einen gut dotierten Vertrag bei Al-Hilal und ließ seine Karriere in Saudi-Arabien ausklingen. 1981 beendete er seine aktive Laufbahn.

Karriere in der Nationalmannschaft

1965 streifte sich Rivelino erstmals das gelbe Trikot der Seleção über, doch es sollte drei Jahre dauern, ehe er einen Stammplatz in der Mannschaft hatte. Obwohl Rivelino heute einer der meist bewunderten Spieler in Brasilien ist, musste er hart um einen Platz in der Nationalmannschaft kämpfen, da es für die Spielmacher-Position viele Kandidaten gab. Erst als Mario Zagallo Nationaltrainer wurde, stiegen Rivelinos Einsatzchancen. Zagallo wollte eine Mannschaft formen, in der alle Ballzauberer des Landes vereint waren. Rivelino wurde fortan im linken Mittelfeld eingesetzt.

1970 gehörte Rivelino zu Brasiliens WM-Kader. Er war Teil der unglaublichen Offensivreihe um Pelé, Tostão, Jairzinho und Gérson, die sich blind verstanden und die Positionen unentwegt tauschten. Beim Turnier in Mexiko wurde Brasiliens Spielweise zum Sinnbild des effizienten und schönen Fußballs. Die Mannschaft spielte den besten und offensivsten Fußball und drang bis ins Finale vor, wo Italien mit 4:1 deklassiert wurde. Rivelino hat ein gutes Turnier gespielt und dreimal getroffen (gegen die CSSR, Peru und im Halbfinale gegen Uruguay). Der WM-Titel war Rivelinos wichtigster Titel.

Nach Pelés Rücktritt erbte Rivelino dessen Trikot mit der legendären Rückennummer 10. Brasilien fuhr als Titelverteidiger zur WM 1974 nach Deutschland und an Rivelino wurden große Hoffnungen geknüpft. Obwohl Rivelino bester Spieler seiner Mannschaft war (drei WM-Tore), blieb diese weit hinter den Erwartungen zurück und landete am Ende lediglich auf Platz vier.

Die WM 1978 in Argentinien sollte Rivelinos großer Karriere-Abschluss sein. Als Kapitän führte er Brasilien ins Turnier. Doch nach Streitigkeiten mit Trainer Claudio Coutinho wurde er als Kapitän von Leão abgelöst. In den weiteren Vorrunden- und den ersten Zwischenrundenspielen kam er aber nicht mehr zum Einsatz. Erst im letzten Zwischenrundenspiel gegen Polen und im Spiel um Platz drei gegen Italien wurde er wieder eingewechselt. Mit dem dritten Platz endete seine Länderspielkarriere nach 92 Partien.

Erfolge

Nach dem Karriereende

Nach seiner aktiven Laufbahn eröffnete Rivelino zwei Fußballschulen für Kinder und Jugendliche in Sao Paulo. Er spielte in der Nationalmannschaft der altgedienten Fußballer und arbeitete als Trainer in Japan für Shimizu S-Pulse.

Heute arbeitet Rivelino als anerkannter Fernsehkommentator im Bereich Fußball und lehrt in seinen Fußballschulen.

Wissenswertes

  • Rivelino galt lange Zeit als Erfinder des "Elástico", – jener Täuschung, bei der der Spieler den Ball mit dem Fuß erst zur Seite schiebt, um ihn dann blitzschnell wieder in die entgegengesetzte Richtung zu hebeln – betonte aber immer wieder, dass er diesen Trick bei Sérgio Echigo abgeschaut hatte – einem Spieler mit japanischen Wurzeln.
  • Sein Treffer gegen die CSSR (WM 1970) brachte ihm den Spitznamen „Patada Atómica“ (Atom-Schuss) ein. Sein Tor per Freistoß so hart geschossen, dass die Zuschauer dem Schuss „Atomkräfte“ zuschrieben.
  • Ein Londoner Amateurverein gab sich den Namen des südamerikanischen Fußballers und trägt wie die Nationalmannschaft Brasiliens gelbe Trikots mit blauen Hosen.

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