- Roland Dobruschin
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Roland Lwowitsch Dobruschin (russisch Роланд Львович Добрушин, englisch Roland Lvovich Dobrushin; * 20. Juli 1929 in Leningrad; † 12. November 1995 in Moskau) war ein russischer Mathematiker und mathematischer Physiker, der sich vor allem mit Wahrscheinlichkeitstheorie, Informationstheorie und statistischer Mechanik beschäftigte.
Leben und Wirken
Roland Dobruschin studierte an der Lomonossow-Universität, wo er ab 1955 Dozent war, seine Habilitation aber 1959 verhindert wurde, nachdem er auf einem Treffen der Leitung von Mekh-Mat (der Abkürzung für die Mathematik und Mechanik Abteilung) einem offiziellen Vorschlag der kommunistischen Partei widersprach. Er habilitierte sich an einer anderen Universität, blieb aber weiter ein Dissident, der z.B. Protestbriefe gegen Schauprozesse unterzeichnete. 1965 verließ er Mekh-Mat und wurde Leiter des Instituts für Probleme der Informationsübertragung der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Aufgrund seiner politischen Haltung (und seines jüdischen Hintergrunds, seine Eltern kamen aus Deutschland) wurde er jedoch nie in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Nach der politischen Wende wurde er 1991 Professor.
Dobruschin war ein Schüler von Andrei Kolmogorow und einer der Hauptvertreter der russischen Schule der Wahrscheinlichkeitstheorie, als diese sich mehr den Anwendungen zuwandte, bei Dobruschin speziell der statistischen Mechanik (Gittermodelle wie das Isingmodell, hydrodynamischer Grenzwert, Existenz Phasenübergänge) und der Informationstheorie von Claude Shannon, wo er 1960 eine allgemeine Form von Shannons Theorem über die Grenzen der Informationsübertragung in gestörten Kanälen bewies und über Codierungstheorie arbeitete. Er gab eine allgemeine Definition des Gibbs-Zustandes in der statistischen Mechanik (DLR Zustand, für Dobrushin, Lanford, Ruelle) und bewies damit (und mit einem Argument von Rudolf Peierls) die Existenz von Phasenübergängen im Isingmodell.
Er war seit 1982 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, Mitglied der Academia Europaea und der National Academy of Sciences der USA.
Er war viermal verheiratet und hat fünf Töchter.
Weblinks
Personendaten NAME Dobruschin, Roland Lwowitsch KURZBESCHREIBUNG russischer Mathematiker GEBURTSDATUM 20. Juli 1929 GEBURTSORT Leningrad STERBEDATUM 12. November 1995 STERBEORT Moskau
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