- Rolândia
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Rolândia ist eine Gemeinde im brasilianischen Bundesstaat Paraná. Sie hat 53.479 Einwohner (Stand 2004).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ursprünglich für deutsche Landlose vorgesehen, kauften der deutsche Tropenlandwirt Oswald Nixdorf und Hermann von Freeden im Auftrag der Berliner GWS (Gesellschaft für Wirtschaftliche Studien in Übersee) 1932 fruchtbaren Urwald von der britischen Siedlungsgesellschaft Paraná Plantations Ltd. und gründeten für 400 deutsche Familien die Siedlung „Roland“ oder (brasilianisiert: „Rolândia“), die bald zum Ziel von Erich Koch-Weser und anderen Flüchtlingen vor dem Nationalsozialismus wurde, ab 1935 auch vieler Juden. Nach 1933 stellte es eine bedeutende deutschsprachige Siedlung in Südamerika dar.
1943 wurde aus Rolândia zwangsweise „Caviuna“. 1947 erhielt die Stadt den Namen „Rolândia“ zurück. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diente Rolândia entkommenen Funktionsträgern des NS-Systems vorübergehend als Unterschlupf (→ Rattenlinien).
Seit November 1957 steht als Spende von Bremer Kaffee-Kaufleuten eine Nachbildung des Bremer Roland im Vier-Fünftel-Maßstab in Rolândia, die an die bremische Heimat Koch-Wesers und Nixdorfs erinnert, die dem Ort den Namen „Roland“ gaben. Ebenfalls den deutschen Einwanderern zuzuschreiben ist das jährliche Oktoberfest. Der Roland in Rolândia wurde auch mit Spenden von Bremer Unternehmen mehrmals restauriert, zuletzt im Februar 2008. Seit April desselben Jahres weisen Eisenguss-Tafeln auf Portugiesisch und Deutsch auf die Bedeutung der Statue für die Geschichte der Stadt hin.
1999 wurden Aspekte der Rolândia-Besiedelung in dem Dokumentarfilm Flucht in den Dschungel von Michael Juncker dargestellt. Mit dem im Juni 2008 erschienenen Buch „Roland und Rolândia im Nordosten von Paraná“ gibt es erstmals eine wissenschaftliche Gesamtdarstellung der Geschichte Rolândias.
Der Ort ist mit dem Verein Nacional Atlético Clube Rolândia in der Fußballliga von Paraná, der Campeonato Paranaense, vertreten.
Am Rande der Stadt liegt eines der bekanntesten Drogentherapiezentren von Brasilien.[1] Hier finden Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine Zufluchtstätte im Kampf gegen ihre Drogensucht. Der CERVIN wurde am 28. Feb 1985 von Manfred Gumbel, Missionar der Marburger Brasilienmission, gegründet.
Bürgermeister (Prefeitos)
- Ari Correia Lima (28. Januar 1944 bis 5. März 1945)
- Ivahy Martins (5. März 1945 bis 8. Juli 1945)
- João Jesus Neto (8. August 1946 bis 2. Dezember 1946)
- Adalberto Junqueira da Silva (3. Dezember 1946 bis 10. April 1947)
- Domingos Oliveira Neves (23. April 1947 bis 9. Dezember 1947)
- Adalberto Junqueira da Silva (11. Dezember 1947 bis 9. Dezember 1951)
- Pedro Liberti (9. Dezember 1951 bis 12. Januar 1955)
- Primo Lepre (9. Dezember 1955 bis 12. September 1959)
- Amadeu Puccini (9. Dezember 1959 bis 9. Dezember 1963)
- José Maria Galvão (1. Februar 1969 bis 30. April 1969)
- Horácio Cabral (31. Juli 1969 bis 10. Dezember 1970)
- Pedro Scoparin (10. Dezember 1970 bis 31. Januar 1973)
- Orlandino Almeida (31. Januar 1973 bis 1. Februar 1977)
- Pedro Scoparin (1. Februar 1977 bis 10. Mai 1982)
- Yukimassa Nakano (10. Mai 1982 bis 1. Februar 1983)
- Eurides Moura (1. Februar 1983 bis 31. Dezember 1988)
- José Perazolo (31. Dezember 1988 bis 31. Dezember 1992)
- Leonardo Casado (31. Dezember 1992 bis 31. Dezember 1996)
- José Perazolo (31. Dezember 1996 bis 1. Januar 2001)
- Eurides Moura (1. Januar 2001 bis zum 31. Dezember 2008)
- João Ernesto Johnny Lehmann (seit dem 1. Januar 2009)
Biographische Informationen (Prefeitos)
- Die Vorfahren des 64-jährigen Zahnarztes und Kaufmanns João Ernesto Johnny Lehmann und die seiner Stellvertreterin Sabine Giesen kommen aus Deutschland. Es ist das erste Mal, dass die in den 30er-Jahren von Bremern gegründete Gemeinde von Deutschstämmigen geführt wird.
- Am 8. April 2008 verstarb der Ex-Bürgermeister von Rolândia José Perazolo, mit 58 Jahren. Er war der aktuelle President der PPS vor Ort und hatte schon 1982 bei den Wahlen des Bürgermeisters viele Stimmen. Seine Amtszeiten waren 1989 bis 1992 und 1997 bis 2000.[2]
Literatur
- Peter Johann Mainka: Roland und Rolândia im Nordosten von Paraná, Gründungs- und Frühgeschichte einer deutschen Kolonie in Brasilien (1932–1944/45). Editora UNESP Cultura Acadêmica, Martius-Staden-Institut, São Paulo 2008.
- Oswald Nixdorf: Pionier im brasilianischen Urwald. Die abenteuerreiche Geschichte der deutschen Siedlung Rolandia. Horst Erdmann Verlag, Tübingen 1979.
- Friedrich Prüser: Roland und Rolandia. Zur Aufrichtung eines Bremer Rolandes im brasilianischen Rolandia. Internationale Verlagsgesellschaft Robert Bargmann, Bremen 1957.
- Bernd Breunig: Die Deutsche Rolandwanderung (1932–1938). Soziologische Analyse in historischer, wirtschaftlicher und politischer Sicht. Nymphenburger, München 1983, ISBN 3-485-03088-0.
Weblinks
- Daniel Veith: Deutsche Sprache und Kultur in Rolândia. Ergebnisse einer sprachsoziologischen Enquête in Südbrasilien. In: Mikroglottika 1/2007, S. 3–41 (PDF-Datei; 323 kB).
Einzelnachweise
-23.3-51.366666666667Koordinaten: 23° 18′ S, 51° 22′ WKategorie:- Ort in Paraná
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