Johannes Schauff

Johannes Schauff
Dr. Johannes Schauff

Johannes Schauff (* 19. Dezember 1902 in Stommeln/Köln; † 19. Mai 1990 in Bad Wiessee) war ein deutscher Politiker (Zentrum).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Abitur studierte Schauff Philosophie. Nach dem Abschluss seines Studiums, das er mit der Promotion zum Dr. jur. beendete, war er als geschäftsführendes Vorstandsmitglied für die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation in Berlin tätig.

Während der Weimarer Republik betätigte Schauff sich politisch in der katholisch geprägten Zentrumspartei, für die er von Juli 1932 bis November 1933 als Abgeordneter für den Wahlkreis 8 (Lienitz) dem Reichstag angehörte. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten verlor er 1933 seine berufliche Stellung. Nach dem Verlust seines Reichstagsmandates zog Schauff sich mit seiner Familie auf einen Bauernhof in Steinfeld in der Eifel zurück. 1934 stand er über seinen Freund Edmund Forschbach mit dem Widerstandskreis um Edgar Jung in Verbindung. Für diesen unterhielt er, Forschbachs Memoiren zufolge, Kontakte zu Adalbert Probst, der im Falle eines konservativen Umsturzversuches gegen den Nationalsozialismus, die Zusammenarbeit zwischen den St. Sebastian Schützenbruderschaften im Rheinland - die die SA und die SS in diesem Gebiet, das die Reichswehr nicht betreten durfte, ausschalten sollte - und der Reichswehr koordinieren sollte.

Nach der Zerschlagung der Gruppe um Jung, bot Schauff Forschbach Unterschlupf in seinem Haus in Steinfeld. Später stand er in Verbindung zum rheinischen Widerstandskreis um Walther Hensel und Paul Franken.

Ende 1933/Anfang 1934 reiste Schauff erstmals nach Brasilien, um dort geeignete Plätze für eine mögliche Siedlung deutscher Emigranten ausfindig zu machen. Diese Anstrengungen mündeten schließlich in der Gründung der Siedlung Rolândia in Paraná. Seit Herbst 1934 organisierte Schauff von Brasilien aus so genannte Kompensationsgeschäfte mit einer englischen Siedlungsgesellschaft, um Verfolgten die Auswanderung aus Deutschland zu ermöglichen. Bis 1937 hielt er sich gelegentlich illegal in Deutschland auf. Ende 1937 flüchtete Schauff zusammen mit der Familie nach Rom. Im Mai 1938 emigrierte die Familie Schauff nach Brasilien und baute eine Farm in Rolândia auf. Schauff kehrte 1947 aus Brasilien zurück.[1] Fortan trat er als Vermittler in der deutschen Politik in Erscheinung.[1] Schauff rechnete gleichermaßen zu denjenigen, die die deutsche Entwicklungspolitik anregten.[1] Er war ein Freund Heinrich Lübkes.[1] 1965 war Schauff in Westdeutschland wohnhaft. Der frühere Zentrumspolitiker hatte einen bedeutenden Anteil daran, die erste Große Koalition auf deutscher Bundesebene vorzubereiten.[1]

Ehrungen

Schriften

  • Die deutschen Katholiken und die Zentrumspartei. Eine politisch-statistische Untersuchung der Reichstagswahlen seit 1871, Köln 1928.
  • Volk und Volksbildung in Dänemark,Düsseldorf 1931. (zusammen mit Karin Schauff)
  • Das Wahlverhalten der deutschen Katholiken im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Untersuchungen aus dem Jahre 1928, Mainz 1975.

Als Herausgeber:

  • Neues Wahlrecht. Beiträge zur Wahlreform, Berlin 1929.
  • 25 Jahre Rolandia. Studien zur Besiedlung des Nordens von Paraná. Eine Aufsatzsammlung aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Siedlung Rolandia im Staate Nord-Paraná in Brasilien, Berlin/Bonn 1957. (zusammen mit Karin Schauff)

Literatur

  • Dieter Marc Schneider: Johannes Schauff (1902-1990). Migration und „Stabilitas“ im Zeitalter der Totalitarismen, Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56558-3
  • Paulus Gordan (Hrsg.): Um der Freiheit willen. Eine Festgabe für und von Johannes und Karin Schauff, Neske, Pfullingen 1983, ISBN 3-7885-0257-6

Belege

  1. a b c d e Rudolf Morsey, in: Podiumsdiskussion "Kärrner und Zuchtmeister. Herbert Wehners Rolle in Partei und Parlament" eines Kolloquiums des Gesprächskreises Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn am 23. September 1996

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schauff — ist ein Familienname: Johannes Schauff (1902–1990), deutscher Politiker (Zentrum), Mitglied des Deutschen Reichstages 1932/ 33 Gerhard Schauff (1938 1996), deutscher Brasilienmissionar ein deutsches Unternehmen: Schauff (Fahrräder) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Scha–Schd — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • August Vanistendael — (* 9. Januar 1917 in Birtley, Northumberland, England; † 8. September 2003 in Löwen, Flämisch Brabant, Belgien) war ein belgischer Dichter und Gewerkschaftsfunktionär. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Geistlichen Gemeinschaften der Römisch-katholischen Kirche — Eine der anerkannten Geistlichen Gemeinschaften: Die Schönstatt Bewegung Diese Liste enthält alle von der Römisch katholischen Kirche anerkannten Geistlichen Gemeinschaften. Sie werden alle vom Päpstlichen Rat für die Laien betreut; ebenfalls von …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der geistlichen Gemeinschaften der katholischen Kirche — Eine der anerkannten Geistlichen Gemeinschaften: Die Schönstatt Bewegung Diese Liste enthält alle von der Römisch katholischen Kirche anerkannten Geistlichen Gemeinschaften. Sie werden alle vom Päpstlichen Rat für die Laien betreut; ebenfalls von …   Deutsch Wikipedia

  • Adalbert Probst — (* 27. Juli 1900 in Regensburg; † 2. Juli 1934) war ein deutscher politischer Aktivist und Jugendbundführer. Probst wurde vor allem bekannt als Reichsführer der DJK und als einer der Getöteten des „Röhm Putsches“. Adalbert Probst (um 1932).… …   Deutsch Wikipedia

  • Kommission für Zeitgeschichte — Die Kommission für Zeitgeschichte e. V. ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung zur Dokumentation und Erforschung der Geschichte des deutschen Katholizismus im 19. und 20. Jahrhundert. Dazu veröffentlicht sie zeitgeschichtliche Quellen… …   Deutsch Wikipedia

  • Machui — Artur von Machui (* 5. August 1904 in Ocklitz/Eichwall (Schlesien), † 6. April 1971 in Hamburg) war ein deutscher Agrarexperte und Publizist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des députés allemands de la République de Weimar (9e législature) et du Troisième Reich (1re législature) — La neuvième législature de la République de Weimar et, de facto, la première législature du Troisième Reich dure de mars à novembre 1933. Cette législature est la conséquence des élections législatives allemandes de mars 1933. Présidence… …   Wikipédia en Français

  • Nekrolog 1990 — Nekrolog ◄ | 1986 | 1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | ► | ►► Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr 1990 Dies ist eine Liste im Jahr 1990 verstorbener… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”