- Romeo (Agent)
-
Romeo ist ein nachrichtendienstlicher Ausdruck für einen männlichen Agenten, der zum Zwecke der Anwerbung eine Liebesbeziehung zu einer weiblichen Zielperson anknüpft.
Auch die Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit bediente sich bei der Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland häufig dieser Methode. Bevorzugte Zielpersonen waren hierbei Mitarbeiterinnen in Sicherheitsbehörden oder Bundesministerien.
Nach dem Ende der Maßnahme hatte das Vorgehen weitere und überwiegend langwierige Folgen für die Zielpersonen. Sie verloren nicht nur den vermeintlichen Ehemann oder Lebensgefährten, sondern sahen sich auch noch der Verachtung ihres Auftraggebers ausgesetzt. Wegen der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts für ehemalige DDR-Bewohner, welches zu einer Art Verfolgungsverbot wegen früherer Spionage in der Bundesrepublik für diesen Personenkreis führte, begegneten sie nach der Deutschen Wiedervereinigung ihren ehemaligen Lebenspartnern als (selbst strafrechtlich nicht behelligte) Belastungszeugen in den gegen sie geführten Strafprozessen wieder.
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
- Der stalinistische Agent Ramón Mercader verlobte sich Ende der 1930er Jahre mit Leo Trotzkis Sekretärin Sylvia Ageloff, wodurch er 1940 ein erfolgreiches Attentat auf diesen verüben konnte.
Die Geschichte der Spionage zwischen beiden deutschen Staaten ist reich an Romeo-Einsätzen. Unter anderem waren dies:
- Gabriele Gast (Mitarbeiterin des BND) – Karl-Heinz Schneider (MfS-Agent)
- Gerda Schröter, geb. Oostenrieder (Sekretärin im Auswärtigen Amt in Bonn) – Herbert Schröter (MfS-Agent)
- Margarethe Lubig (Sachbearbeiterin beim Bundesministerium für Verkehr) – Rolandt Gandt (MfS-Agent)
- Helge Berger (Fremdsprachensekretärin im Auswärtigen Amt) – Peter Krause (MfS-Agent)
- Ursel Lorenzen (Sekretärin im NATO-Hauptquartier in Brüssel) – Dieter Will (MfS-Agent)
- Egon Streffer (Planungsstab des Bundesverteidigungsministeriums) – Dieter Popp (Mil-ND)
Einsatz von Agentinnen (Schwalben)
Sogenannte „Sexeinsätze“ sind bei Nachrichtendiensten an der Tagesordnung. Öffentlich werden nur wenige Fälle. Die Nachrichtendienste von Ost und West haben im Kalten Krieg vielfältige Romeo-Einsätze geführt. Agenten, wie auch Agentinnen, die unter Einsatz ihrer körperlichen Reize dem Vaterland zu dienen versprachen, wurden von beiden Seiten eingesetzt. Am wenigsten Skrupel zeigte auf diesem Gebiet der KGB. Über viele Jahre bildete man dort Agentinnen zielgerichtet zu „Sexspioninnen“ aus. Der KGB hatte hierzu Akten über potenzielle Opfer angelegt, in denen unter anderem deren bevorzugte Sexualpraktiken festgehalten waren. Die Agentinnen studierten diese Akten vor ihren Einsatz sehr genau. Der ausgewählte Mann glaubte dann, endlich eine Partnerin seiner Träume gefunden zu haben. Nach kurzer Zeit wurde den Opfern erklärt, dass sie von nun an keinen Ausweg mehr hätten, als für den KGB zu arbeiten, wenn sie ihr Sexualleben weiterhin geheim halten wollten. Der KGB nannte die „Sexagentinnen“ auch „Schwalben“.
Noch heute verwendet das Ministerium für Staatssicherheit der Volksrepublik China diese Methode.
Rezeption
Die Regisseurin Hermine Huntgeburth nahm sich des Themas 2000 in Romeo an und wurde für den Fernsehfilm 2002 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Sylvester Groth spielt darin einen Stasiagenten, der seine Informantin (Martina Gedeck) heiratet und sie wieder verlässt, als sie ihm keine Informationen mehr bieten kann. 2004 spielte Barbara Sukowa in Die andere Frau eine Sekretärin des Auswärtigen Amtes, die einem Romeoagenten der Stasi Zugang zu geheimen Dokumenten verschafft. Regie führte Margarethe von Trotta.
Siehe auch
Literatur
- Elisabeth Pfister: Unternehmen Romeo. Die Liebeskommandos der Stasi, Berlin 2000, ISBN 3-7466-7033-0
Quellen
- Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert, Herbig, München (2003), ISBN 3-7766-2317-9
Kategorien:- Nachrichtendienstlicher Begriff
- Agent (Nachrichtendienst)
- Staatssicherheit (DDR)
- Person (Ministerium für Staatssicherheit)
Wikimedia Foundation.