Dieter Popp

Dieter Popp

Dieter Popp (* 1938 in Berlin) war 1969 bis 1990 Spion des Militärischen Nachrichtendienstes (Mil-ND) der Nationalen Volksarmee der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf und Karriere

Nach der Schulausbildung war Dieter Popp Versicherungsangestellter. Er agierte in der linken, intellektuellen politischen Szene. Mitte der 1960er-Jahre traf er sich auch mit Ulrike Meinhof. 1966 bot er sich der Verwaltung Aufklärung – zwischen 1964 und 1984 Tarnbezeichnung des Mil-ND – zur Mitarbeit an, für die er in den Folgejahren mehr als 110.000 DM erhielt.[1] Am 1. Januar 1969 zog er im Auftrag des Mil-ND nach Bonn in die Nähe des Bundesverteidigungsministeriums der Bundesrepublik Deutschland.

Popp warb 1969 seinen Freund Egon Streffer für den Mil-ND an. Von Abwehrspezialisten wurde dies als „ein äußerst seltener 'Romeo'-Fall unter Homosexuellen“ gewertet.[2] Während er weiter als Versicherungsangestellter tätig war, bewarb sich im Auftrag des Mil-ND Egon Streffer 1970 bei der Bundeswehr und wurde im Planungsstab des Verteidigungsministeriums platziert.

Popp und Streffer, unter den Decknamen „Asriel“ und „Aurikel“ tätig, schleusten rund 20 Jahre lang geheime Dokumente und Einschätzungen nach Ost-Berlin. Streffer war für die Informationsbeschaffung zuständig. Als Bürohilfskraft im Geschäftszimmer des Planungsstabs hatte Streffer die Aufgabe, Dokumente zu registrieren und kopieren, sowie nicht benötigte Dokumente zu vernichten. Dies ging bis zum Geheimhaltungsgrad „Streng geheim“, „NATO-secret“ und „US-top secret“. Popps Aufgabe war es, eine Vorauswahl zu treffen, Einschätzungen zu formulieren und den Kontakt zu Ost-Berlin zu halten.

Streffer starb 44-jährig am 22. August 1989 an Herzinfarkt. Angaben einer anderen Quelle, nach denen Streffer an AIDS gestorben ist, sind dagegen weder belegt noch wahr.[3]

Nach 1990

Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Auflösung der Geheimdienste der DDR 1990 wurde Popp von einem ehemaligen MfS-Mitarbeiter gemeldet.

1990 wurde Popp verhaftet und verbrachte eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft in Koblenz und Köln. Popp wurde am 23. Dezember 1991 zu sechs Jahren Haftstrafe verurteilt, wovon er vier Jahre von 1990 bis 1994 unter Einbeziehung der Untersuchungshaft in den Justizvollzugsanstalten Hagen und Remscheid abgesessen hat. Ihm wurden außerdem 70.000 DM Verfallsstrafe und 20.000 DM Verfahrenskosten auferlegt. Eine Beschwerde von Popp gegen seine Verurteilung wurden vom Bundesverfassungsgericht, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wie auch von der UN-Menschenrechtskommission in Genf abgelehnt.

Nach der Haftentlassung 1994 war Popp bis zum Rentenbeginn 2003 erwerbslos.

Seit 1995 ist Popp Vorsitzender des von ihm mitbegründeten Vereins Kundschafter des Friedens fordern Recht e.V., der die Freilassung anderer ehemaliger Spione der DDR fordert. In einem Buchbeitrag schrieb er 1999: „Für mich ist Gorbatschow der größte Verräter des 20. Jahrhunderts. Unsere Arbeit als Kundschafter für die DDR werden und wollen wir nicht in Frage stellen, denn auch durch unsere Arbeit gab es vierzig Jahre in Europa keinen Krieg und der Angriffskrieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien wäre nicht möglich gewesen.“[4]

Außerdem ist Popp Mitglied der Linken in Bonn, wo er der Kommunistischen Plattform (KPF) angehört. 2004 war er Kandidat (Platz 6 der Vorschlagsliste) der PDS zu den Kommunalwahlen am 26. September 2004 in Bonn. Er erhielt in seinem Wahlkreis 75 Stimmen (1,7 %), die PDS Bonn erreichte insgesamt 2245 Stimmen (1,84 %) und erhielt ein Mandat.

Mitveröffentlichungen

  • Frank Flegel (Hrsg.): Auferstanden aus Ruinen – Über das revolutionäre Erbe der DDR, Einzelverlag Offensiv, Hannover 2000, ISBN 3-00-005444-8.
  • Klaus Eichner/Gotthold Schramm (Hrsg.): Kundschafter im Westen, Spitzenquellen der DDR-Aufklärung erinnern sich. Mit einem Vorwort von Markus Wolf und Werner Großmann, Edition Ost, Berlin 2003, ISBN 3-360-01049-3.

Literatur

  • Friedrich W. Schlomann: Die Maulwürfe. Universitasverlag, Tübingen 1993, ISBN 3-800-41285-3.
  • Bodo Wegmann: Die Militäraufklärung der NVA. Die zentrale Organisation der militärischen Aufklärung der Streitkräfte der Deutschen Demokratischen Republik. 2. Auflage, Köster, Berlin 2006, ISBN 3-89574-580-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich W. Schlomann: Die Maulwürfe, S. 169.
  2. Friedrich W. Schlomann: Die Maulwürfe, S. 169.
  3. Friedrich W. Schlomann: Die Maulwürfe, S. 170.
  4. Dieter Popp: Aufklärung imperialistischer Diversionsstrategien und die Strategie „Wandel durch Annäherung“. In: Offensiv (Hrsg.): Auferstanden aus Ruinen – Über das revolutionäre Erbe der DDR. Hannover 2000.

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