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Denel AH-2 Rooivalk
Denel AH-2 "Rooivalk" bei einer FlugschauTyp: Leichter Mehrzweckhubschrauber Entwurfsland: Südafrika Hersteller: Denel Aerospace Systems Erstflug: 11. Februar 1990 Indienststellung: 1999 Stückzahl: 12 (Stand: Ende 2007) Der Denel AH-2 Rooivalk (früher: Atlas CSH-2) ist ein südafrikanischer Kampfhubschrauber mit großer Reichweite.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklungsgeschichte
Im Design ähnelt der Rooivalk (roter Falke) leicht dem europäischen Tiger-Kampfhubschrauber. Wie dieser verfügt er über einen vierblättrigen Hauptrotor, einen Heckrotor zum Drehmomentausgleich und die beiden Besatzungsmitglieder sitzen in einem in der Höhe gestaffeltem Tandemcockpit. In einem Kinnturm am Bug befindet sich eine Maschinenkanone, ähnlich wie beim amerikanischen AH-64 Apache. Raketen befinden sich unter den seitlichen Stummelflügeln. Die beiden Triebwerke befinden sich hinter dem oberen Cockpit und beide Helikopter verfügen über ein festes Drei-Punkt-Fahrwerk.
Denel Ltd. entwickelte den Rooivalk für die südafrikanischen Streitkräfte. Neben Anleihen beim AH-64 Apache flossen die besonderen Anforderungen für den Einsatz von Maschinen auf dem afrikanischen Kontinent und die Erfahrungen aus dem Krieg mit Angola in die Entwicklung ein.
Basisanforderungen an den Rooivalk waren unter anderem:
- Design nach MIL-Standards
- Kompatibilität mit Standardwaffen der NATO
- Hauptrolle als Panzerabwehrhubschrauber
- Eignung gegen Land-, See- und Luftziele
- Lufttransportfähig mit Flugzeugen vom Typ Lockheed C-130
- Bis zu 72 Stunden ohne Wartung kampffähig
- Wartung im Feld durch 4 Personen, Ausrüstung passt in einen mittleren Transporthubschrauber
- Fähigkeit, weit in den gegnerischen Luftraum einzudringen
Der erste Prototyp des damals noch Atlas XH-1 Alpha genannten Programms wurde bereits 1982 fertiggestellt. Nach einem weiteren Zwischenschritt über den Experimentaltypen XTP-2 Beta konnte schließlich der Prototyp der CSH-2 am 11. Februar 1990 zu seinem Erstflug starten und anschließend in Produktion gehen.
Aufgrund seines modularen Aufbaus und der verschiedenen Möglichkeiten der Bewaffnung soll der Rooivalk mindestens 30 Jahre lang upgrade-fähig sein.
Erste Tests bei der 16. Squadron der südafrikanischen Luftstreitkräfte wurden 2005 erfolgreich absolviert. Ende 2005 ist ein Rooivalk auf Grund eines technischen Defekts abgestürzt. Es wurde jedoch niemand verletzt. Malaysia plant den Kauf einiger Helikopter dieses Typs.
Eine Zeit lang befand sich die Maschine in einer türkischen Ausschreibung mit dem italienischen Mangusta in der Endauswahl. Sie konnte sich unter anderem gegen den amerikanischen AH-64 und europäischen Tiger durchsetzen. Die Bedingungen waren allerdings überdurchschnittlich hoch, es wurde von Denel ein vollständiger Technologietransfer erwartet.
Des Weiteren sollte die Türkei das Recht besitzen, alle notwendigen Modifikationen an der Maschine selbst durchzuführen. Im Rahmen dieser Anschaffung sollte auch ein selbstentwickelter, türkischer Kontrollrechner in der Maschine eingesetzt werden. Die Endmontage der Maschinen sollte, nach Plänen von Denel und der türkischen Armee, in der Türkei durch die TAI erfolgen. Das türkische Unternehmen sollte auch viele Baugruppen selbst herstellen, bzw. durch türkische Zulieferer beschaffen können. Im Falle eines Sieges hatte das südafrikanische Unternehmen weitreichende, selbstständige Vermarktungsrechte für die Türkei eingeräumt. Die Ausschreibung gewann jedoch am Ende (30. März 2007) die italienische Agusta T-129 Mangusta, da sie einfach die kostengünstigere Alternative war. Die Ausschreibung hat nach türkischen Angaben ein Volumen von 2,7 Milliarden US-Dollar (USD).
Die Maschine galt in dieser Ausschreibung als Favorit und hätte höchstwahrscheinlich als Sieger hervorgehen können, da die Mangusta bisher einige Anforderungen der türkischen Armee nicht erfüllen konnte, dazu gehören Dienstgipfelhöhe und Einsatztemperaturen über 30°C, der Rooivalk hatte in diesen Disziplinen keine Probleme.
Die Ausschreibung (namentlich: ATAK II) umfasst 51 Maschinen und Ausrüstung im Gesamtwert von über 2 Mrd. USD plus 40 weiterer Hubschrauber als Option.Einsatz
Neben der Bekämpfung von Panzern werden als Einsatzvarianten für den Rooivalk vom Hersteller auch die Bekämpfung von Infanterie, die Luftnahunterstützung (close air support) eigener Einheiten, der Seekrieg und Aufklärungsaufgaben genannt. Dabei kommt dem Rooivalk seine große Eindringtiefe zustatten.
Ist das Einsatzgebiet weiter entfernt, kann der Rooivalk dieses unter Zuhilfenahme von Außentanks erreichen oder mit Transportflugzeugen verlegt werden. Der Rooivalk ist für den Einsatz von vorgeschobenen Basen ausgelegt.
Im Einsatzgebiet kann er einzeln oder im Verbund mit anderen Rooivalks oder anderen Waffensystemen in feindlichen Luftraum eindringen und aufklären oder kämpfen. Die Missionsplanung ist dabei schon vor dem Einsatz am Computer möglich, aber auch während des Einsatzes können (Ziel-)Daten aktualisiert und mit anderen Rooivalks ausgetauscht werden.
Der Rooivalk soll möglichst ungesehen in das Zielgebiet vordringen. Dazu wird in der Regel in Baumwipfelhöhe geflogen und natürliche Gegebenheiten werden zum Sichtschutz ausgenutzt. Dann wird das Zielgebiet mit der Kamera oder dem Forward Looking Infra Red-System (FLIR) beobachtet. Die Ziele werden festgelegt und ihnen Waffen zugewiesen. Gleichzeitig werden die Zieldaten so abgespeichert, das sie auch nach Bewegungen des Rooivalk noch nutzbar sind. Dann begibt sich der Helikopter in Schussposition, markiert die Ziele und feuert. Anschließend zieht sich der Helikopter wieder zurück.
Für die ersten 72 Stunden eine bewaffneten Konflikts kommt der Rooivalk ohne Wartung aus. Das Tanken und Bewaffnen kann in 15 Minuten erledigt werden. In der anschließenden Phase benötigt der Rooivalk ein Team aus vier Mechanikern. Für den Transport dieses Teams und des notwendigen Werkzeugs und der Ersatzteile reicht ein mittlerer Transporthubschrauber aus.
Technik
Im verglasten Cockpit befinden sich die Sitze für Pilot und Waffensystemoffizier hintereinander. Die Besatzung sitzt auf für Abstürze optimierten Sitzen und auf Wunsch kann ein Notausstiegssystem geordert werden. Beide Plätze können für alle anfallenden Aufgaben benutzt werden.
Alle Systeme sind voll digitalisiert und sollen die Besatzung entlasten. Missionen können am Computer vorbereitet und dann in den Computer des Helikopters geladen werden. Ebenso können von dort Daten für das De-Briefing und die Wartung abgerufen werden. Dafür verfügt der Rooivalk auch über umfangreiche eingebaute Testsysteme (BITE = built in test equipment) und Fehler/Statusanzeigen (HUMS). Zur Datendarstellung verfügt jeder Arbeitsplatz über 3 Multifunktionsbildschirme. Die Helme besitzen darüber hinaus ein Head-Up-Display und auch ein Nachtsichtsystem ist vorhanden. Gute Sicht wird durch beheizbare Cockpitscheiben erreicht.
Für die Trefferauswertung verfügt der Helikopter über einen Videorekorder. Dieser ist mit der Fernsehkamera gekoppelt. Der Rooivalk verfügt auch über ein FLIR sowie einen kombinierten Laserdesignator/Entfernungsmesser. Auf Wunsch liefert der Hersteller auch ein Puls-Doppler-Radar.
Zum Selbstschutz steht ein als Helicopter Electronic Warfare Self-Protection System (HEWSPS) bezeichnetes System, also wahrscheinlich ein Radarwarnempfänger, zur Verfügung. Dieses ist mit dem Counter Measures Dispensing System (CMDS) gekoppelt, welches Täuschkörper ausstösst.
Die Triebwerks- und Rotoranlage wurde ursprünglich vollständig vom Aérospatiale SA 330 übernommen. Es sind jetzt jedoch zwei verschiedene Varianten Makila 1A1 und Makila 1K2, der mit einer digitalen Motorsteuerung ausgerüstet ist, verfügbar.
Der Rooivalk ist vollständig auf Operationen von vorgeschobenen Basen ausgelegt. Die meisten Systeme sind modular ausgelegt. Bauteile der Außenhülle können zum Teil als Arbeitsplattform benutzt werden, weitere Arbeitsplattformen sind nicht notwendig. Sogar ein transportabler Kran kann am Helikopter befestigt werden um einzelne, schwere Bauteile zu entfernen. Der Rooivalk besitzt außerdem eine eigene Pumpe um aus Fässern betankt zu werden und kommt ohne externe Generatoranlagen aus. Als Besonderheit für den Einsatz auch in Wüstenregionen ist der Helikopter mit Sandfiltern ausgestattet.
Der von China entwickelte Kampfhubschrauber Wuzhuang Zhisheng (WZ-10) ist dem Hubschrauber Rooivalk sehr ähnlich.
Bewaffnung
Im weiteren Text wird die Standardbewaffnung des Rooivalk dargestellt. Sie ist aber auch gegen viele bei der NATO eingeführte andere Waffensysteme austauschbar.
Maschinenkanone
Im Bug befindet sich in einem Kinnturm eine Armscor GA-1 Ratler Kanone im Kaliber 20 × 138 mm. Bis zu 700 Patronen werden auf zwei verschiedenen Wegen zugeführt. Bei einer Maximalreichweite von 4000 Meter (m) beträgt die effektive Kampfentfernung 2000 m. Die Waffe kann über ein im Pilotenhelm integriertes Visier auf das Ziel gerichtet werden. Für gezieltes Feuer gibt es einen Präzisionsmodus.
Panzerabwehrraketen
An den Stummelflügeln können bis zu vier Positionen mit je vier Mokopa ZT 6 Panzerabwehrlenkwaffen bestückt werden. Diese besitzen eine Reichweite von rund 8 Kilometer (km) und durchschlagen mit einem Tandem-Sprengkopf bis zu 1000 Millimeter (mm) starke Panzerungen. In Verbindung mit den Zielsystemen des Helikopters kann erst ein Ziel aufgeschaltet und dann beschossen werden, oder aber Ziele werden erst nach dem Abschuss der Raketen definiert.
Alternativ können die Mokopa-Raketen mit einem Sprengkopf zur Schiffsbekämpfung ausgestattet werden.
Zur Panzerabwehr können auch Hellfire und HOT 3 Flugkörper eingesetzt werden.
Luft-Luft-Raketen
Standardmäßig ist der Rooivalk an zwei Flügelstationen mit je zwei Mistral 2 Luft-Luft-Raketen bewaffnet. Die Waffen verfügen über Infrarot-Zielsuchköpfe und haben bei einer Geschwindigkeit von Mach 2,6 eine Maximalreichweite von 6000 m. Ebenso wird auch die Bewaffnung mit V3C Darter von Denel Aerospace Systems angeboten, welche ebenfalls über Infrarot-Zielsuchköpfe verfügen.
Ungelenkte Raketen
Es können anstatt der Panzerabwehrraketen auch bis zu vier Startbehälter für ungelenkte Raketen montiert werden. Jeder Behälter enthält 19 Raketen im Kaliber 70 mm mit ausklappbaren Stabilisatorflügeln (FFAR) der Firma Forges de Zeebrugge (Belgien). Die Reichweite liegt bei über 4000 m.
Technische Daten
- Gesamtlänge: 18.731 mm
- Gesamthöhe: 5.187 mm
- Gesamtbreite: 6.355 mm (Abstand zwischen den Außenstationen)
- Rotordurchmesser: 15.580 mm
- Heckrotordurchmesser: 3.061 mm
- Rumpflänge: 16.389 mm (inkl. Heckrotor)
- Achsabstand: 11.772 mm
- Spurbreite: 3.005 mm (nur Vorderräder)
- Triebwerke: 2 x Atlas Turbomeca Turbo IV Topaz bzw. Versionen davon
- Dauerleistung: 1.492 kW
- Maximalleistung: 1.716 kW
- Leergewicht: 5910 kg
- max. Startgewicht: 8750 kg
- Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h
- Reisegeschwindigkeit: 269 km/h
- Seitwärtsbewegung: 90 km/h
- Steigrate: 2.200 ft/min
- Innentankvolumen: 1.469 kg
- Reichweite: 700 km
- Reichweite mit Außentanks: 1.130 km + 45 min Reserveflugzeit
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