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Ruderalfloren (von lat. rudus, "Klumpen, Brocken" und im übertragenen Sinn „Kies, Schotter, Schutt“) sind maßgeblich durch eine vorangegangene menschliche Nutzung geprägte, meist auf stickstoffreichen Böden zu findende Pflanzengesellschaften. Sie stellt sich in ein bis drei Jahren auf siedlungsnahen Flächen wie Schuttplätzen (Ruinen), Aufschüttungen, Bahndämmen oder Brachflächen ein, wenn diese nicht bewirtschaftet werden. Sie ist verwandt mit natürlichen Krautfluren steiniger Standorte und unterscheidet sich von der Segetalflora, die sich auf Acker-, Garten- und Grünland einstellen kann.
Ein Spezialfall der Ruderalflora in der jüngeren Geschichte war der Neubewuchs durch Pionierpflanzen auf den durch Luftangriffe und Bodenkämpfe des Zweiten Weltkriegs entstandenen städtischen Schutt- und Trümmerflächen. Der für die im urbanen Bereich ungewohnte bzw. zuvor unbekannte Vegetation gebildete Begriff Trümmerblumen wurde insbesondere auf das Schmalblättrige Weidenröschen übertragen.
Ruderale Pflanzen sind eine Pioniervegetation vegetationsfreier Wuchsplätze. Man kann grob zwischen kurzlebigen Pioniergesellschaften, etwas beständigeren Gesellschaften einjähriger Pflanzen und der größten Gruppe, der ausdauernden Hemikryptophyten-Gesellschaften unterscheiden. Im Verlaufe der Sukzession gehen sie in einander über.
Inhaltsverzeichnis
Ruderalflur
Ruderalfluren sind unter dem Einfluss des Menschen entstandene Pionierbiotope. Sie sind nach dem lateinischen Wort „rudus“ gleich Schutt, Ruine, Bauabfall benannt. Sie sind vor allem auf Bauschutt- und Müllablagerungen und an stickstoffreichen Wegrändern und Kompostplätzen zu finden. Die Standorte sind nährstoffreich, trocken oder frisch bis feucht. Je nach dem Humusgehalt der Böden und der Vegetationsentwicklung (Sukzession) existieren vielfältige Ausprägungen, welche sich in einem unterschiedlichen pflanzlichen Bewuchs (Ruderalflora) äußern.
Vorkommen und Entstehung
Ruderalfluren kommen in allen Landschaften an Wegrändern und Lagerplätzen vor. Sie waren früher in Dörfern häufig. Die natürlichen Standorte der Ruderalvegetation liegen an Flussufern und Wildlagerplätzen.
Ruderalfluren entstehen, wenn sich - durch Bodenabbau, durch Ablagerungen von beispielsweise Bauschutt oder Lesesteinen oder durch andere Faktoren bedingte Verletzungen des Bewuchses der Bodenoberfläche entstandene - vegetationslose Flächen wieder mit Pflanzen besiedeln.
Pflanzenbeispiele und ihre Bodenansprüche
Botanisch werden kurzlebige von langlebigen Ruderalfluren unterschieden. Die kurzlebigen Pioniergesellschaften werden häufig vom Menschen gestört. Es sind immer stickstoffreiche Flächen, die mit Gänsefußarten (Chenopodium), Kleiner Brennnessel (Urtica urens), Kompasslattich (Lactuca serriola), Kanadischem Berufkraut (Erigeron canadensis), Mäuse-Gerste (Hordeum murinum) und Tauber Trespe (Bromus sterilis) bewachsen sind. Auf Böden mit höherem Stickstoffanteil stellen sich auch häufig Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Giersch (Aegopodium podagraria), Brennnessel (Urtica spec.), Beifuß (Artemisia vulgaris) und später Holunder (Sambucus nigra) als kennzeichnende Arten ein.
Für langlebigen Ruderalfluren sind hingegen ausdauernde Arten wie Natternkopf (Echium vulgare), Weißer Steinklee (Melilotus alba) und Gelber Steinklee (Melilotus officinalis), in Dörfern auch Esels-, Kugel- und Wegdistel (Carduus), Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) typisch. Auf überdüngten Wegrändern entwickeln sich oft Gestrüppe aus Rainfarn (Tanacetum vulgare) und Beifuß (Artemisia vulgaris).
Auf sandigen Böden hingegen sind Dachtrespen-Rasen (Bromus tectorum) und Mäusegersten-Rasen (Hordeum murinum) mit Nachtkerze (Oenothera biennis) anzutreffen.
Auf Kiesen stellen sich Natternkopf-Steinkleegesellschaften (Echium- und Melilotus-Arten), halbruderale Trockenrasen, Trockenrasen (Brometalia erecti) und ausdauernde Hochstaudengesellschaften (Artemisietea-Arten) ein, siehe auch Schotterheide.
Auf Bauschutt- und Trümmerschutthaufen findet man Felsgräser (Sedo-Scleranthetea-Arten), Berufkräuter (Conýza-Arten) und Borstgras-Rasen (Nardetalia-Arten).
Tritt- und Flutrasen (Plantagineta majoris) findet man eher auf feuchten Wiesen (Flutrasen) und Weiden (Trittrasen).
Der Übergang zur Segetalflora (Ackerunkraut-Gesellschaften) kultivierter Böden ist fließend.
Literatur
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Verlag Eugen Ulmer, 1996. ISBN 3825281043
- Conrad Fink und Anette Otte: Ackerland und Siedlungen. Claus-Peter Hutter, Weitbrecht-Verlag 1999
- L. Jedicke & E. Jedicke: Farbatlas Landschaften und Biotope Deutschlands. Ulmer, Stuttgart, 1992. ISBN 3-8001-3320-2
Weblinks
- Ruderalvegetation - sehr informative Seite von Prof. Dr. rer. nat. habil. Dietmar Brandes, Technische Universität Braunschweig
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