Rudolf Fahrner

Rudolf Fahrner

Rudolf Fahrner (* 30. Dezember 1903 in Arnau; † 29. Februar 1988 in Landeck (Tirol)) war ein deutscher Germanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seiner Schulzeit studierte Fahrner 1921 zunächst in Heidelberg und wechselte dann zur Philipps-Universität Marburg. Einer seiner wichtigsten Lehrer dort wurde Friedrich Wolters, ein Mitglied des George-Kreises. Der Affinität des Kreises zu Friedrich Hölderlin hatte er wohl auch sein Promotionsthema Hölderlins Begegnung mit Goethe und Schiller zu verdanken. 1928 folgte die Habilitation. Danach war er als Autor und Privatdozent in Marburg tätig. Hier lernte er den Studenten Eberhard Zeller kennen, mit dem er bis zu seinem Tode verbunden blieb.[1] 1933 trat er der SA bei. Im November 1933 gehörte Fahrner zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. 1934 erhielt er eine Anstellung als Hochschullehrer in Heidelberg. Mit wachsendem Zweifel am Nationalsozialismus beantragte er im Herbst 1935 die Beurlaubung, die im März 1936 wirksam wurde.

In den folgenden Jahren widmete sich Fahrner seiner Gneisenau-Biographie. In dieser Zeit lernte er die Brüder Berthold und Claus von Stauffenberg kennen und schloss mit ihnen Freundschaft. 1939 wurde er zum Leiter des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts in Athen ernannt. Ab September 1943 war Fahrner in die Maßnahmen der Widerstandskämpfer um Stauffenberg eingeweiht.

Fahrner war neben Otto John der einzige der engsten Stauffenberg-Freunde, der die Ereignisse des 20. Juli 1944 überlebte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und lebte danach eine Zeit lang im „Haus am See“ in Überlingen am Bodensee, wo sich Mitglieder des früheren Kreises um Stefan George gefunden hatten. Dazu zählten vor allem der Bildhauer Urban Thiersch und seine Schwester Gemma Wolters-Thiersch, sowie Alexander von Stauffenberg und dessen spätere Gemahlin Marlene Hoffmann. Mit Stauffenberg war er seit dieser Zeit sehr eng verbunden. 1964 gab er nach dem Tod des Freundes dessen Gedichte unter dem Titel Denkmal heraus, ein schmales Bändchen, das eine eindringliche Charakterisierung enthält. 1985 veröffentlichte er als Privatdruck Mein Leben mit Offa, seine Erinnerungen an Alexander von Stauffenberg.[2] 1950 wurde er Professor in Ankara, bis er 1958 er eine Anstellung als Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe erhielt: dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1972.

Werke

  • Dichterische Visionen menschlicher Urbilder in Hofmannsthals Werk. Ankara 1956.
  • Drei Spiele aus Tausend und einer Nacht. Als Manuscript gedruckt bei Georg Asslinger, München 1972.
  • Gesammelte Werke. Herausgegeben von Stefano Bianca und Bruno Pieger. Band 1: Dichtung und Deutung. Band 2: Erinnerungen und Dokumente. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und männlicher Sexualität im deutschen Sprachraum, Hamburg 1998, S. 216; Eberhard Zeller, Oberst Claus Graf Stauffenberg. Ein Lebensbild, 1994, S. 2.
  2. Vgl. Karl Christ, Der andere Stauffenberg, C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56960-9, S. 13, 145, 186 u.ö.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fahrner — ist der Name von Anton Fahrner (1880–1955), österreichischer Politiker (GdP) Christoph Fahrner (1616–1688), Schulmeister und Schultheiß in Löchgau, Speyerischer Domstiftschaffner, Heilmittelhersteller und Chemiker Rudolf Fahrner (1903–1988),… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Fa — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Urban Thiersch — (* 17. August 1916 in Halle an der Saale; † 8. September 1984) war ein Bildhauer und stand in engem Kontakt mit den Ereignissen vom 20. Juli 1944. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Kindheit und Lehre 1.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Graf Schenk von Stauffenberg — Alexander Schenk Graf von Stauffenberg setzt sich gegen die Atomaufrüstung und für die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone ein, Februar 1958. Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (* 15. März 1905 in Stut …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Schenk von Stauffenberg — Alexander Schenk Graf von Stauffenberg setzt sich gegen die Atomaufrüstung und für die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone ein, Februar 1958. Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (* 15. März 1905 in Stut …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander von Stauffenberg — Alexander Schenk Graf von Stauffenberg setzt sich gegen die Atomaufrüstung und für die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone ein, Februar 1958. Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (* 15. März 1905 in Stut …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wolters — „er war ein Vollbild des schönsten deutschen und des schönsten der Jugend eigenen Vorzuges“:[1] Friedrich Wolters (links) mit Berthold Vallentin, Bingen, 1910 (Foto von Jacob Hilsdorf) Friedrich Wolters (* 2. September 1876 in Uerding …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Schenk Graf von Stauffenberg — setzt sich gegen die Atomaufrüstung und für die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone ein, Februar 1958. Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (* 15. März 1905 in Stuttgart; † 27. Jan …   Deutsch Wikipedia

  • Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler — Das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat ist ein Gelöbnis deutscher Gelehrter meist im Beamtenrang vom 11. November 1933 zur Feier der… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Thiersch — (* 2. Mai 1879 in München; † 15. November 1928 in Hannover) war ein deutscher Architekt. Von 1915 bis 1928 war er Leiter der Kunstgewerbeschule Halle an der Burg Giebichenstein, aus der später die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”