Rudolf G. Wagner

Rudolf G. Wagner

Rudolf G. Wagner (* 1941 in Wiesbaden) ist ein deutscher Sinologe. Er erhielt 1993 für seine Forschungen den hochdotierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis.

Leben

Er erblickte 1941 als viertes Kind von Dr. O. H. Wagner und dessen Frau Renate Wagner, geborene Frank, im hessischen Wiesbaden das Licht der Welt. Zwischen 1962 und 1969 studierte er Sinologie, Japanologie, Politikwissenschaft und Philosophie in Bonn, Heidelberg, Paris und München. Als Harkness Fellow des Commonwealth Fund arbeitete Wagner danach jeweils ein Jahr an der Harvard-Universität und der University of California in Berkeley, bis es ihn 1972 wieder an die Freie Universität Berlin verschlug, wo er Assistenzprofessor für Sinologie wurde. In Berlin auch Mitarbeit in kommunistischen Zirkeln und Organisationen der KPD/AO bzw. Autor in der "Befreiung", bei der er auch unter anderem das Pol-Pot-Regime verteidigte.[1]


Wagner promovierte 1974 an der Uni München zum Doktor der Philosophie. Das Thema seiner Dissertation lautete "Die Fragen Shih Hui-yüan’s an Kumarajiva". Ab 1978 wirkte er als Sinologiedozent am Ostasiatischen Seminar der Uni Berlin und war zugleich Wissenschaftsjournalist für deutschsprachige Rundfunkstationen. Seine Habilitation in der deutschen Hauptstadt erfolgte 1981 mit der Studie "Philologie, Philosophie und Politik während der Zhengshi-Ära". In den nächsten Jahren war Wagner an den verschiedensten Einrichtungen tätig: an der Society for the Humanities der Cornell University (1981–1982), als Privatdozent an der FU Berlin (1982–1983), als Gastprofessor am John K. Fairbank Center for East Asian Research in Havard (Januar–Juni 1984) und als Sprachforscher am Center for Chinese Studies in Berkeley (1984–1986).

Im Jahre 1987 erhielt er den Lehrstuhl für Sinologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, den er noch heute innehat. 1989 arbeitete er in China an der Academy of Social Sciences Beijing, nahm dann aber ein Jahr später für kurze Zeit seine Gastprofessur an der Harvard-Universität wieder auf.

Die weit über die deutschen Grenzen hinausreichende Bedeutung Wagners zeigt sich insbesondere daran, dass er von September 1992 bis August 1996 das Amt des Generalsekretärs und von September 1996 bis September 1998 das des Präsidenten der European Association of Chinese Studies besaß. Zudem ernannte ihn die Shanghai Academy of Social Sciences 1996 zum außerordentlichen Professor. Zu den Besuchern einiger von ihm organisierter Konferenzen zählte auch der Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian.

Wagner ist mit Catherine Vance Yeh verheiratet und hat zwei Töchter.

Werk

Wagners Forschungen beschäftigen sich vor allem mit der chinesischen Kulturgeschichte. Zu seinen Hauptarbeiten gehört die dreibändige Studie über die Schriften des Philosophen Wang Bi, die von der Volkswagen Foundation mit einem Akademie-Stipendium unterstützt wurde:

  • The Craft of a Chinese Commentator: Wang Bi on the Laozi (2000)
  • Language, Ontology, and Political Philosophy: Wang Bi's Scholarly Exploration of the Dark (Xuanxue) (2003)
  • A Chinese Reading of the Daodejing: Wang Bi's commentary on the Laozi with critical text and translation (2003)

Weitere Themen seiner wissenschaftlichen Arbeit waren u.a. der Taiping-Aufstand, die Shanghaier Tageszeitung Shenbao sowie die chinesische Literatur (Prosa und historisches Drama) und ihre Verflechtungen mit der Politik.

Einzelnachweise

  1. Marie Louise Näth 1995: Die Volksrepublik China: Wahrnehmungen, Wissenschaftskonzeptionen und Wirklichkeiten. Frankfurt a. M: Peter Lang, S. 117 zitiert hier den Artikel von Rudolf Wagner, Der Haß gegen die Unabhängigkeit - Zielsetzungen der Pressekampagnen gegen Kampuchea, in: Befreiung, Berlin, Nr. 7, Juli 1976, p. 64-75.

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