Rudolf Heymann

Rudolf Heymann

Rudolf Heymann (* 22. Juli 1874 in Braunschweig; † 10. Mai 1947 ebenda) war ein deutscher Richter jüdischer Abstammung. Von 1925 bis 1939 war er Oberlandesgerichtsrat in Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des jüdischen Rechtsanwaltes Victor Heymann und dessen Ehefrau Pauline, geb. Ramdohr († 1874), einer Christin, wurde evangelisch getauft. Er legte 1893 das Abitur ab und studierte Rechtswissenschaft in Freiburg und Berlin. Nach der Referendarszeit und der Promotion nahm er im Jahre 1900 eine Tätigkeit als Gerichtsassessor im braunschweigischen Justizdienst auf. Er wurde 1908 zum Landrichter und 1913 zum Landgerichtsrat befördert.

Heymann nahm am Ersten Weltkrieg als Major der Landwehr teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse sowie dem Königlichen Hausorden von Hohenzollern ausgezeichnet.[1] Er wurde an der Front schwer verwundet und verlor den linken Arm. Im Jahre 1925 wurde er Oberlandesgerichtsrat und später auch Justitiar der Reichsbankstelle Braunschweig. Er war mit einer Protestantin verheiratet und hatte zwei Kinder. Seine Tochter heiratete 1933 den Braunschweiger Juristen Friedrich-Wilhelm Holland.[2]

Zeit des Nationalsozialismus

Heymann fiel sowohl als vor 1914 ernannter Lebenszeitbeamter als auch als sogenannter Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges unter die Ausnahmebestimmungen des Berufsbeamtengesetzes, so dass er trotz seiner zur Hälfte jüdischen Herkunft bis zur Pensionierung 1939 im Justizdienst und auf Betreiben des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht zunächst auch Reichsbankjustitiar blieb.[3]. Seine Stiefmutter, die Hamburger Bankierstochter Adele, geb. Jonas, wurde am 16. März 1943 in das KZ Theresienstadt verschleppt, wo sie im selben Jahr starb. Die Halbschwester Bertha (1884–1942), die als Malerin zur Zeit des Nationalsozialismus Ausstellungs- und Malverbot erhielt, starb in einem KZ im Osten.[4] Heymanns Sohn wurde zum Kriegsdienst herangezogen und verhungerte in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende war Heymann, der als Nicht-Nationalsozialist auf der "Weißen Liste" seines nach England geflohenen Kollegen Dr. Walter Gutkind stand, zeitweise Vorsitzender des Braunschweiger Entnazifizierungsausschusses.[6] Er starb 1947 in Braunschweig und wurde auf dem dortigen Hauptfriedhof begraben.

Literatur

  • Reinhard Bein: Ewiges Haus Jüdische Friedhöfe in Stadt und Land Braunschweig, Braunschweig 2004, S. 221
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, S. 276

Einzelnachweise

  1. Bert Bilzer, Richard Moderhack (Hrsg.): Brunsvicensia Judaica. Gedenkbuch für die jüdischen Mitbürger der Stadt Braunschweig 1933-1945, in: Braunschweiger Werkstücke, Band 35, Braunschweig 1966, S. 177.
  2. Rudolf Wassermann: Zur Geschichte des Oberlandesgerichts Braunschweig. 1989 in: Rudolf Wassermann (Hrsg.), Justiz im Wandel der Zeit. Festschrift des Oberlandesgerichts Braunschweig, 1989 Braunschweig S.11-110.
  3. Rudolf Wassermann: Zur Geschichte des Oberlandesgerichts Braunschweig. 1989 in: Rudolf Wassermann (Hrsg.), Justiz im Wandel der Zeit. Festschrift des Oberlandesgerichts Braunschweig, 1989 Braunschweig S.11-110.
  4. Ingeborg Bloth: Deutsche Kunst 1933-1945 in Braunschweig. Braunschweig 2000, S. 90.
  5. Hans Bergemann / Simone Ladwig-Winters: Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft im Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Köln 2004, S. 375.
  6. Dieter Miosge: Die Diskriminierung, die Diskriminierung und die Verfolgung jüdischer Juristen in Braunschweig. 1989 in: Deutsche Richterzeitung 1989 S.49ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heymann — ist der Familienname folgender Personen: Andreas Heymann (* 1966), deutsch französischer Biathlet Aribert Heymann (1898–1946), deutscher Hockeyspieler Bernhard Heymann (1861–1933), deutscher Chemiker Berthold Heymann (1870−1939; auch Berthold… …   Deutsch Wikipedia

  • Heymann Steinthal — Chajim Heymann Steinthal, auch Heinemann, Hermann oder Heinrich, (* 16. Mai 1823 in Gröbzig, Anhalt; † 14. März 1899 in Berlin) war ein deutscher Philologe und Philosoph …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Lavant — Rudolf Lavant, eigentlich Richard Cramer (* 30. November 1844 in Leipzig; † 6. Dezember 1915 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Schleiden — Rudolf Matthias Schleiden (* 22. Juli 1815 auf Gut Ascheberg bei Plön; † 25. Februar 1895 in Freiburg im Breisgau) war hochrangiger dänischer Beamter für die Herzogtümer Schleswig und Holstein, danach im diplomatischen Dienst der provisori …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf von Borries — Rudolf Hans Phillipp Franz Georg von Borries (* 12. August 1843 auf Gut Steinlacke, Kirchlengern; † 28. November 1890 in Düsseldorf) war ein deutscher Rittergutsbesitzer, Regierungsbeamter und Politiker. Von 1870 bis 1890 war er Landrat des… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Pannier — Rudolf Julius Karl Pannier (* 31. August 1821 in Zerbst; † 12. Dezember 1897 in Berlin) war Jurist und Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes. Leben Pannier studierte Rechtswissenschaften und war zunächst Kreisgerichtsrat und später… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Rossmeisl — (* 5. August 1923 in Rothau, heute Rotava; † 16. März 1986) war deutscher Diplomat und Botschafter der Deutschen Demokratischen Republik in Madrid. Leben Rudolf Rossmeisl lebte bis 1945 in der Tschechoslowakei, wo er einen Volksschulabschluss und …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf von Kehler — Rudolf Carl Hermann Arthur von Kehler (* 18. Januar 1827 in Erfurt; † 19. Mai 1919 in Berlin Charlottenburg) war Jurist, königlich preußischer Beamter und Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Orden und… …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Eberstadt — Rudolph Eberstadt (* 8. Juli 1856 in Worms; † 9. Juni 1922 in Berlin) war ein deutscher Stadtplaner. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Weblinks 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf-Kellermann-Preis — Der Rudolf Kellermann Preis für Technikgeschichte ist ein 1967 von Rudolf Kellermann, dem Gründer der KAMAX Werke Rudolf Kellermann GmbH Co. KG, zur Förderung der Technikgeschichte gestifteter Wissenschaftspreis. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”