Rudolfsgnad

Rudolfsgnad
Die Hauptstraße von Knićanin

Knićanin (Книћанин, deutsch Rudolfsgnad, ungarisch Rezsőháza) ist ein Ort in Serbien, im Banat (Bezirk Zrenjanin) mit 2.026 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Ort erhielt seinen Namen von Wojwod Stephan Knićanin, dem Kommandanten der serbischen Freiwilligentruppen in der Vojvodina in der Revolution von 1848/1849 im Jahr 1924 zum ersten Mal und 1944 zum zweiten Mal. Dieser Name hat bis heute Bestand.

Der deutsche Name Rudolfsgnad, in Gebrauch seit 1868, leitet sich vom Habsburgerprinzen Rudolf ab. Gegründet wurde die Ortschaft von Deutschen im Überschwemmungsgebiet der Theiß. Das Gründungsfest fand am 2. April 1866 statt. Damals gehörte die Ortschaft zu Österreich-Ungarn. Zu den ersten Aufgaben der Ortsbewohner gehörte das Bauen der Dämme gegen die Fluten der Theiß. Die Überschwemmung von 1867 führte beinahe zum Abbruch der Bemühungen der Bewohner. Danach wurden die Dämme erhöht, sodass die Überschwemmung von 1876 durch Aufnahme eines Kredits von 24000 Gulden bewältigt werden konnte. Nach einem Hochwasser 1907 wurde im gleichen Jahr eine leistungsfähigere Pumpe in das Dammsystem eingebaut.

1911 erhielt die Gemeinde im Rahmen der Magyarisierung den Namen Rezsöháza, da sie im ungarischen Teil Österreich-Ungarns lag. Von 1918 bis 1924 kehrte die Verwaltung zurück zum deutschen Namen Rudolfsgnad. Nach der deutschen Besatzung Jugoslawiens 1941 wurde die Bezeichnung Rudolfsgnad wieder eingeführt.[1]

Donauschwaben

Denkmal am Rande des deutschen Friedhofs

Vor Ende des Zweiten Weltkrieges war der Ort überwiegend von ethnisch Deutschen (Donauschwaben) besiedelt, die ab 1944 vertrieben oder ermordet wurden. Die Einwohnerzahl betrug im Mittel ab etwa 1890 ungefähr 3000 Personen.

Die Flucht der Deutschen vor der heranrückenden Roten Armee sowie den kommunistisch dominierten Partisanen begann am 3. Oktober 1944. Die Deutsche Wehrmacht sprengte bei ihrem Rückzug den Kirchturm der Rudolfsgnader Kirche, um den Verfolgern keine Beobachtungspunkte zu ermöglichen. Dabei wurde der Pfarrer Rudolf Schummer von der Trümmern seiner eigenen Kirche erschlagen.

Lager Rudolfsgnad

In Knićanin bestand von 1945 bis 1948 ein sogenanntes "Arbeitslager"[2][3][4], in dem aber hauptsächlich volksdeutsche Frauen, Kinder und Ältere untergebracht waren. Das Lager verzeichnete in diesem Zeitraum insgesamt ca. 33000 Insassen, von denen nachweislich 9500 dort gestorben sind[3], die tatsächliche Zahl dürfte aber eher bei 13000 Toten liegen[5][6]. Hauptsächliche Todesursachen waren Hunger und Krankheiten wie Fleckfieber und Typhus[3]. Vierzehn Erschießungen sind belegt, nach Augenzeugenberichten lag auch hier die tatsächliche Anzahl weit darüber[2][5]. Des Weiteren soll es auch zu Vergewaltigungen und anderen Misshandlungen gekommen sein[2][7]. Auf der "Teletschka", einem kleinen Feld am Ortsrand sind in einem - inzwischen zum Friedhof geweihten - Massengrab ca. 9000 Tote begraben. Weitere 3000 Opfer ruhen auf dem ehemaligen Dorffriedhof. 1998 wurden dort von der Belgrader "Gesellschaft für serbisch-deutsche Zusammenarbeit" als Mahnmal zwei Gedenktafeln errichtet.[8]. Das Lager Rudolfsgnad wurde 1948 u.a. auf Druck des Roten Kreuzes und des Vatikan[9] aufgelöst.

Eine der wenigen autobiografischen Beschreibungen des Lagers Rudolfsgnad stammt von Maria Horwath-Tenz[10]. Dazu existiert ein Radio-Feature von Heide Schwochow, das 1993 im Deutschlandfunk gesendet wurde[11].

Rudolfsgnad ist Patengemeinde der deutschen Gemeinde Leutenbach[12], in der viele ehemalige Bewohner und Gefangene Rudolfsgnads eine neue Heimat gefunden haben. Die Mehrheit der Einwohner in Knićanin besteht heute aus Serben.

Quellen

  1. Baron, Lorenz: Rudolfsgnad - das Dorf meiner Jugend. Eugen-Verlag, München, 1995
  2. a b c Völkermord der Tito-Partisanen 1944-1948, Österreichische Historiker-Arbeitsgemeinschaft für Kärnten und Steiermark, Graz, 1990, ISBN 3-925921-08-7, S. 169ff
  3. a b c Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien, Band 3, Donauschwäbisches Archiv München, 1995, ISBN 3-926276-21-5, S. 234ff
  4. Rede des österreichischen Historikers Dr. Georg Wildmann im Abgeordnetenhaus von Berlin. am 24. November 2004 (Seite 5)
  5. a b Stefanovic, Nenad, Ein Volk an der Donau, Donauschwäbische Kulturstiftung, München, 1999, ISBN 3-926276-41-X, S. 84ff
  6. Sper, Darko: Vojvodina Germans Seek Moral and Cultural Rehabilitation
  7. Owen, Luisa Lang: Casualty of War: A Childhood remembered. Texas A&M University Press, 2003, ISBN 1-58544-212-7
  8. Das Ostpreußenblatt, Massengräber für Deutsche
  9. Donauschwaben hoffen auf Papst-Besuch bei Gräbern
  10. Horwath-Tenz, Maria: Marias Mädchenjahre. Oswald-Hartmann-Verlag, 2005, ISBN 3-925921-58-3
  11. Schwochow, Heide: Bitteres Schweigen. Deutschlandfunk, 1993
  12. Gemeinde Leutenbach

Weblinks

45.18638888888920.3208333333337Koordinaten: 45° 11′ N, 20° 19′ O


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