Rupert von Deutz

Rupert von Deutz
Rupert von Deutz in einer Federzeichnung aus der Handschrift Bayerische Staatsbibliothek Clm 14355, fol. 1v
Chor der Doppelkirche St. Maria und St. Clemens (Schwarzrheindorf). Die Theologie des Christuszyklus der romanischen Innenausmalung (um 1180) wurde von Rupert von Deutz inspiriert.

Rupert von Deutz, auch Rupertus Tuitensis (seltener: Robert), (* um 1070; † 4. März 1130 in Deutz) war ein Exeget, Mystiker und Liturgiekommentator.

Im Kindesalter wurde Rupert als Donate an das Benediktinerkloster St. Laurentius in Lüttich übergeben. Aufgrund der Wirren des Investiturstreites und daraus resultierender Probleme empfing er erst mit ca. 35 Jahren die Priesterweihe. Seine vor dieser Zeit entstandenen kleineren Schriften wie Heiligenlegenden und geistliche Dichtungen sind größtenteils nicht überliefert.

Von ca. 1110 bis zu seinem Tod 1129 verfasste er ein immenses literarisches Werk, das viele Theologen des 12. Jahrhunderts vor allem im deutschsprachigen Bereich maßgeblich beeinflusste. Vor den Angriffen seiner dogmatischen Gegner zog sich Rupert ca. 1113 in das Kloster Michaelsberg in Siegburg zurück und wurde 1120 Abt des Klosters St. Heribert in Deutz (Köln), wo er 1129 starb. Rupert kommentierte fast die ganze Bibel und ging auf dogmatische, ordensrechtliche oder hagiographische Themen nur vereinzelt in kleineren Schriften ein. Besondere Popularität erreichte sein heilsgeschichtliches Epos De victoria Verbi dei. Die allegorische und typologische Auslegung der Heiligen Schrift erfuhr mit Rupert ihren Höhepunkt.

Unter seinen Kommentaren stehen diejenigen zur Apokalypse und zum Hohenlied in nächster Beziehung zu seiner Mystik. Weitere wichtige Schriften sind seine Kommentare zum Johannes- und Matthäusevangelium, zu den kleinen Propheten, ein Kommentar zur Liturgie der Messe und des Kirchenjahres sowie seine beiden Trinitätsschriften De sancta trinitate et operibus eius und De glorificatione trinitatis et processione spiritus sancti.

Werke

  • Jacques Paul Migne, Patrologia Latina, Bände 167-170
  • Corpus Christianorum, Continuatio Medievalis (Turnhout : Brepols), Bände 7, 9, 21-24, 26, 29
  • R.D.D. Rvperti Abbatis Monasterij S. Heriberti Tvitiensis Ordinis D. Benedicti, Viri longe doctissimi, summiq[ue] inter veteres theologi, Opera Quotquot hactenus haberi potuerunt, auctiora quam antea : Cvm Dvobvs Indicibvs: priore rerum et verborum posteriore locorum S. Scripturae. - Mogvntiae : Mylius, 1631. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Literatur

  • Walter Berschin: Os meum aperui. Die Autobiographie Ruperts von Deutz. Köln 1985
  • Karl Königs: Schwarzrheindorf: St. Maria und St. Clemens. Ein Kirchenführer. Bonn 2001. ISBN 978-3925551840. Die Seiten 33-44 entfalten die Theologie des Christuszyklus der romanischen Innenausmalung der Kirche, die von Rupert von Deutz inspiriert ist.
  • Anton Leichtfried: Trinitätstheologie als Geschichtstheologie. „De sancta Trinitate et operibus eius“ Ruperts von Deutz. Echter, Würzburg 2002, ISBN 3-429-02375-0, Seite 10–75
  • Meinolf Schumacher: Rupert von Deutz erzählt eine Fabel. Über Inkonsequenzen in der mittelalterlichen Kritik weltlicher Dichtung. In: Poetica. Band 31, 1999, S. 81–99
  • Hubert Silvestre: Rupert von Deutz. In: Rheinische Lebensbilder. Band 11, Rheinland-Verlag, Köln 1988, S. 7–35
  • Rupert von Deutz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 273 f.
  • Otto Schmid: Rupert von Deutz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 699–703.

Weblinks

 Commons: Rupert von Deutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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